Jihia Sinwar
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Krieg mit Israel Diese Anführer von Hamas und Hisbollah wurden getötet

Stand: 19.10.2024 16:43 Uhr

Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hat Israel eine Reihe führender Köpfe der Terrororganisationen Hamas und Hisbollah töten lassen - zuletzt Hamas-Chef Jihia Sinwar. Ein Überblick.

Am 7. Oktober 2023 richteten palästinensische Terroristen in Israel das schlimmste Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust an. Mehr als 1.200 Menschen wurden ermordet und weitere 250 in den Gazastreifen als Geiseln verschleppt. 101 von ihnen sind auch nach einem Jahr noch nicht wieder freigekommen.

Israel hat in der Folge des Massakers einen Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen begonnen und zuletzt auch im Libanon die Kämpfe gegen die Hisbollah intensiviert. Von dort beschießt die von Iran gesteuerte Hisbollah immer wieder den Norden Israels. Zu den wichtigsten Kriegszielen Israels gehört daher neben der Rückkehr aller Geiseln nach Hause auch die Zerschlagung der Terrororganisation Hamas und die Vertreibung der Hisbollah aus Südlibanon. Inzwischen sind mehrere der führenden Köpfe Hamas und Hisbollah getötet worden. Die wichtigsten im Überblick.

Jihia Sinwar - getötet am 16. Oktober 2024

Wer war er?

Sinwar war seit August der Anführer der Terrororganisation Hamas. Der 61-Jährige galt als Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober und war der von Israel meistgesuchte Terrorist. Er gehörte in den 1980er-Jahren zur Gründergeneration der Hamas. Als junger Funktionär war er für seine Brutalität im Umgang mit Verdächtigen und politischen Gegnern berüchtigt. Wegen seiner Grausamkeit gegen die eigenen Leute war er als "Schlächter von Chan Junis", nach seiner Herkunft, bekannt.

1988 wurde er wegen mehrfachen Mordes zu einer vierfach lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nach mehr als zwanzig Jahren im israelischen Gefängnis kam er im Zuge eines Geiseldeals mit mehr als 1000 weiteren Palästinensern im Tausch gegen den entführten israelischen Soldaten Gilad Schalid frei. In der Folge stieg er 2017 zunächst zum Hamas-Chef im Gazastreifen auf, ehe er nach dem Tod Hanijas zum Anführer der Terrororganisation ernannt wurde.

Was ist zu seinem Tod bekannt?

Israelische Soldaten hatten nach eigenen Angaben bei einem Einsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens zwischen Gebäuden drei Männer beobachtet. Nach einem Feuergefecht floh demnach einer von ihnen in ein angrenzendes Haus. Israels Armee steuerte daraufhin eine Drohne in das Gebäude und entdeckte einen vermummten Mann auf einem Sofa, der mit einem Stock nach der Drohne warf. Ein Scharfschütze habe ihm dann in den Kopf geschossen und ein Panzer auf das Gebäude gefeuert, berichtet die New York Times.

Forensiker identifizierten den Mann mithilfe einer DNA-Probe später als Sinwar.

Wie war es zu der Tötung gekommen?

Israels Streitkräfte und Geheimdienste hatten direkt nach dem Massaker des 7.Oktober die Verfolgung Sinwars aufgenommen. Doch nach Einschätzung von Sicherheitsexperten hielt er sich lange in den Tunnelsystemen der Hamas in Gaza versteckt, umgeben von israelischen Geiseln als lebende Schutzschilde. Demnach verzichtete er auf Handys und kommunizierte ausschließlich über Boten mit seinen Kämpfern, um seinen Aufenthaltsort nicht zu verraten.

Auch wenn Israels Militär offenbar immer wieder Hinweise auf frühere Aufenthaltsorte fand, war die Entdeckung Sinwars in Rafah letztlich wohl auch Glück.

Sayyed Hassan Nasrallah

Hassan Nasrallah - getötet am 27. September 2024

Wer war er?

Nasrallah war mehr als 30 Jahre der Chef der schiitischen Terrormiliz Hisbollah im Libanon, die von Iran unterstützt wird und auch mit der Hamas verbündet ist. Er galt bis zuletzt als einer der erbittertsten Feinde Israels und stimmte sich eng mit Iran und dessen Elitestreitmacht, den Revolutionswächtern, ab. Nasrallah verwandelte die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation, als sie es unter seinem Vorgänger Abbas Mussawi gewesen war.

Als großen Triumph empfand er den Abzug israelischer Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 und nach Ende des zweiten Libanon-Kriegs 2006.

Was ist zu seinem Tod bekannt?

Nasrallah wurde Ende September bei einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Das Militär habe während eines Treffens der Hisbollah-Führung einen präzisen Luftangriff ausgeführt, hieß es. Dabei sollen mehrere weitere Kommandeure der Miliz getötet worden sein.

Nasrallahs Tod war der schwerste Schlag Israels gegen die Hisbollah und damit eines ihrer größten Feinde seit Jahrzehnten. Nach seinem Tod eskalierte der Konflikt zwischen Hisbollah und Israel weiter. Auch Iran hatte kurz darauf Israel mit mehreren Raketensalven direkt angegriffen.

Ismail Hanija bei einer Ansprache in Gaza-Stadt im Jahr 2009

Ismail Hanija - getötet am 31. Juli 2024

Wer war er?

Der 62-Jährige gehörte der Hamas seit Jahrzehnten an und führte seine Rolle als Auslandschef der Organisation zuletzt vom Golfemirat Katar aus. Hanija wurde in einem Flüchtlingslager in Gaza geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern wurden aus Askalan vertrieben, das später zum israelischen Ort Aschkelon gehörte.

Zur Hamas stieß er Ende der 1980er-Jahre während des ersten Palästinenseraufstands ("Intifada") gegen die israelische Besatzung. In den Jahren darauf saß er mehrere Haftstrafen in israelischen Gefängnissen ab, 1993 kehrte er nach Gaza zurück. Hanija machte sich einen Namen als enger Vertrauter des spirituellen Hamas-Führers Ahmed Jassin, der 2004 bei einem gezielten Luftangriff Israels getötet wurde.

Nach dem Sieg der Hamas über die rivalisierende Fatah-Bewegung bei den Wahlen 2006 war er kurze Zeit Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde.  Als politische Führungsfigur wurde Hanija bald darauf auf die von den USA geführte Liste weltweit agierender Terroristen gesetzt. Israel macht ihn maßgeblich mitverantwortlich für das Massaker der Hamas am 7.Oktober.

Was ist zu seinem Tod bekannt?

Eine gezielt herbeigeführte Explosion tötete Hanija in der Nacht zum 31. Juli in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran, wo er sich zur Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian aufhielt. Der Anschlag wird Israel zugeschrieben, eine offizielle Äußerung oder Bestätigung dazu gibt es allerdings bislang nicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Oktober 2024 um 10:00 Uhr.