Hassan Nasrallah Kampf gegen Israel als Lebensaufgabe
Israel zu bekämpfen, das war für Hassan Nasrallah Lebensaufgabe. Nun ist der Hisbollah-Chef bei einem Raketenangriff in Beirut getötet worden. Die Feindschaft mit Netanyahu prägte ihn über Jahrzehnte.
Am 6. August 2024, als die Welt besorgt eine militärische Eskalation befürchtet, hält Hassan Nasrallah eine Rede, die im Fernsehen ausgestrahlt wird. Nach der Tötung von einem seiner Berater sowie des Auslandschefs der Hamas droht der Hisbollah-Chef Israel mit Vergeltung.
Die Antwort werde kommen, sagt er. Vielleicht würden die Hisbollah und ihre Verbündeten Iran, Hamas und die Huthi im Jemen den Feind Israel gemeinsam angreifen oder jeder allein und auf seine Weise. Es sei ein Kampf mit Risiken, aber trotzdem sei es unmöglich, ihn nicht zu führen.
Der Islamist bleibt vage. Den Feind im Unklaren lassen, das nennt er schon Jahre zuvor "konstruktive Mehrdeutigkeit."
Nasrallah stößt während der Besatzung 1982 zur Hisbollah
Nasrallah kommt 1960 in Beirut als Sohn eines Gemüsehändlers zur Welt. Mit 15 schließt er sich der schiitischen Amal-Miliz an. Als Israel 1982 den Südlibanon besetzt, stößt er zur noch radikaleren Widerstandsbewegung Hisbollah ("Partei Gottes"), die gerade entsteht. Als der Hisbollah-Gründer Abbas al-Musawi 1992 bei einem israelischen Hubschrauberangriff getötet wird, übernimmt Nasrallah das Amt des Generalsekretärs der Organisation.
Israel bekämpfen, das ist für Nasrallah eine Lebensaufgabe. 1999 sagt er im Interview mit der Nachrichtenagentur AP: "Wir glauben, dass Israel auf dem Boden von Palästina errichtet wurde. Israel ist das unrechtmäßige Gebilde von Eroberern."
Abzug Israels 2000 als Triumph wahrgenommen
Nicht nur die Ziele, auch die Methoden führten dazu, dass viele westliche Länder, darunter Deutschland, die Hisbollah als Terrororganisation einstufen. Hassan Nasrallah: "Gibt es in Israel junge Männer in großer Zahl, die bereit dazu sind, bei Selbstmordanschlägen zu sterben, um ihre heiligen Ziele zu erreichen? Bei uns gibt es sie - darin sind wir den Israelis überlegen. Das macht uns optimistisch und siegessicher."
Der Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 wird in der arabischen Welt als Triumph der Hisbollah und ihres Generalsekretärs wahrgenommen. Im Mai hält Nasrallah nahe der Grenze zu Israel mit schwarzem Turban und braunem Umhang die vielleicht wichtigste Rede seines Lebens: "Dieses Israel, das Kernwaffen besitzt und die stärkste Luftwaffe in der Region, ich schwöre, dieses Israel ist fragiler als ein Spinnennetz."
Der Krieg macht ihn in der arabischen Welt zum Helden
Auch der Ausgang des Krieges gegen Israel im Sommer 2006 wird von ihm, der kaum noch öffentlich auftritt, als "Sieg" verstanden - obwohl die israelische Luftwaffe große Teile der Infrastruktur des Libanon zerstörte.
Der Krieg macht ihn in der Region zum Helden und Umfragen zufolge zeitweise sogar zum beliebtesten Politiker der arabischen Welt.
Eine Konstante in seinem Leben ist die jahrzehntelange Feindschaft mit seinem nicht minder entschlossenen Widersacher Benjamin Netanyahu. Bereits 1997 sagt Nasrallah im Interview: "Die aggressive Natur des zionistischen Feindes und besonders die Mentalität Netanyahus treiben uns dazu, alle Optionen zu bedenken. Wir glauben, dass jeder israelische Angriff zu allem möglichen führen kann."