Abwehrsystem erneut überwunden Drohnenangriff macht Israels Militär zu schaffen
Ein weiteres Mal sind Drohnen aus dem Libanon in Israel eingeschlagen. Vermutlich handelte es sich um "Mirsad 1": ein Modell iranischer Bauart, das tief und langsam fliegt. Das israelische Militär räumt Nachholbedarf ein.
In der Hisbollah-nahen libanesischen Zeitung Al-Akhbar ist die Schadenfreude über den Drohnenangriff auf den israelischen Armeestützpunkt nahe Binjamina nicht zu übersehen. Das Foto auf dem Titelblatt zeigt zwei uniformierte Hisbollah-Kämpfer, wie sie eine Drohne abschießen. Darunter in großen Lettern der Kommentar: "Wir können damit jeden Punkt Israels erreichen."
Und in der Tat: Der Drohnenangriff macht dem israelischen Militär zu schaffen. Erneut konnte eine Drohne aus dem Libanon die israelische Luftabwehr überwinden, dieses Mal mit fatalen Folgen. Mindestens vier getötete Soldaten, zahlreiche Verletzte. Und das Eingeständnis von Militärsprecher Daniel Hagari, dass Israels viel gerühmte Luftabwehr an dieser Stelle ein Problem hat.
"Der Angriff durch Drohnen stellt eine Bedrohung dar, mit der wir uns seit Kriegsbeginn auseinandersetzen", so Hagari. "Wir müssen eine bessere Verteidigung vorbringen. Wir werden den Fall untersuchen, daraus lernen und uns verbessern. Es ist unsere Aufgabe, unsere Soldaten und die Bürger des Staates Israel besser zu verteidigen."
Geschwindigkeit eines schnellen Autos
Es ist nicht das erste Mal, dass Drohnen die Luftabwehr Israels überwinden. Erst vor wenigen Tagen schlug eines dieser kleinen unbemannten Luftobjekte in Herzliya nördlich von Tel Aviv in einem Altenheim ein. Es gab keine Verletzten.
Vor wenigen Wochen starb ein Mann mitten in Tel Aviv, als eine Drohne aus dem Jemen das israelische Abwehrsystem austrickste. Der pensionierte Brigadegeneral und frühere Chef der israelischen Luftabwehr, Ran Kokhav, macht vor allem zwei Gründe aus, weshalb Drohnen ein Problem darstellen.
"Solche Ziele wie Drohnen - oder auch Drachen - besitzen eine sehr geringe Rückstrahlfläche," sagt Kokhav. Das heiße, dass der Eisen- und Aluminiumanteil bei diesen unbemannten Flugobjekten sehr gering sei. "Deswegen fällt es den Radarsystemen schwer, sie ausfindig zu machen. Im Vergleich zu Flugzeugen fliegen sie auch sehr tief und sind sehr langsam." Sie hätten etwa die Geschwindigkeit eines schnellen Autos.
Wachsende Rolle in der Kriegsführung
Drohnen nehmen in der modernen Kriegsführung eine immer wichtigere Rolle ein. Das zeigt sich in der Ukraine, ebenso aktuell im Nahen Osten. Bei der Sonntag von der Hisbollah eingesetzten Drohne handelt es sich vermutlich um eine sogenannte "Mirsad 1"-Drohne. Die Hisbollah setzt sie seit über zwei Jahrzehnten ein, das Flugobjekt basiert auf iranischem Design.
Die Drohne kann bis zu 40 Kilogramm Sprengstoff tragen und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 370 Kilometern pro Stunde. Ihre Reichweite liegt bei etwa 120 Kilometern. Die Hisbollah setzte diese Drohne in der Vergangenheit vor allem zu Beobachtungs- und Aufklärungsflügen ein. Und wie sich Sonntag klar gezeigt hat: immer häufiger auch zu Angriffsflügen.
Bekämpft werden sie vor allem durch den "Iron Dome" und durch Düsenjets, die sie versuchen abzuschießen. Eine für die israelische Luftabwehr immer größer werdende Herausforderung.