UN-Mission UNIFIL im Südlibanon Machtlos zwischen den Fronten
Die UN-Blauhelmmission UNIFIL ist seit 1978 im Südlibanon stationiert - und nun mitten im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah. Verlegen wollen die UN die Soldaten nicht, viel tun können sie aber auch nicht.
Vor einem Jahr eröffnete die schiitische Hisbollah-Miliz im Südlibanon eine Front gegen Israel. Seit Anfang des Monats überqueren nun israelische Bodentruppen die sogenannte Blaue Linie - jene von der UNO festgelegte Grenze, die Israel vom Libanon trennt.
Sie rücken vor in eine Zone, die laut Beschluss der Vereinten Nationen längst demilitarisiert sein sollte. Stattdessen baute die Hisbollah hier seit dem letzten Krieg mit Israel 2006 ihre militärische Infrastruktur aus. Unter den Augen der Beobachtermission UNIFIL, die laut Mandat nur ohnmächtig zuschauen konnte. Doch sie soll bleiben - erstmal.
Jean Pierre Lacroix, Leiter der UNO-Friedensmissionen, wies letzte Woche die Aufforderung Israels zurück, Teile der UNIFIL zu ihrem eigenen Schutz zu verlegen. Auch der maritime Anteil der Mission zur Überwachung der Seegrenzen, an dem die Bundeswehr beteiligt ist, bleibt.
Eine Aufgabe: Waffenstillstand im Grenzgebiet kontrollieren
Die Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert. 2006 wurden ihre Aufgaben erweitert, seither sollte sie den Waffenstillstand im Grenzgebiet kontrollieren und die libanesische Armee beim Grenzschutz und bei der Aufdeckung von Waffenschmuggel unterstützen.
Das gelang nur unzureichend, nicht zuletzt, weil die UNIFIL nicht selbst eingreifen, sondern nur die libanesische Armee informieren darf. Die aber ist, wie der Rest des libanesischen Staats, gegen die Hisbollah machtlos.
Schon vor der jüngsten Eskalation beobachteten die UNIFIL-Soldaten im Südlibanon fast täglich Luftangriffe, Artilleriefeuer und Raketenabschüsse.
Militärische Konfrontation ist greifbar
Flottillenadmiral Richard Kesten, Kommandeur der Maritime Task Force, sagte dem ARD-Studio Beirut im August, die militärische Konfrontation zwischen der Terrororganisation und Israel sei auch im UNIFIL-Hauptquartier in Nakura sehr greifbar: "Hier unten im Süden, besonders im Hauptquartier, aber auch auf See durch die Kampfhandlungen, die man sehen, manchmal spüren kann. Durch den besonders starken Überflug durch Kampfflugzeuge und Drohnen."
Inzwischen finden bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und den Milizionären der Hisbollah am Boden statt, auch nahe an UNIFIL-Außenposten. Auch wenn Kriegsparteien Stellungen nahe der Blauhelme aufbauen, birgt das ein hohes Risiko für die Peacekeeper.
Indirekte Kommunikation und Informationsgewinne
Ein Grund, warum sie trotzdem bleiben sollen: So kann ein indirekter Kommunikationskanal zwischen den Konfliktparteien bestehen bleiben. UNIFIL spricht mit Israel, aber auch mit der libanesischen Armee; und die wiederum mit der Hisbollah.
Lacroix von den UN sagt dazu: "Dieser Mechanismus erlaubt uns, mit den Parteien zu sprechen und ihnen Botschaften zu übermitteln."
Das funktioniert, wenn eine ungewollte Eskalation verhindert werden soll. Doch jetzt, da Israel mit massiven Luftangriffen und Bodentruppen gegen die Hisbollah vorgeht, dürfte der Mechanismus versagen. Immerhin gestattet die Präsenz der UNIFIL-Soldaten noch den Informationsgewinn im Kriegsgebiet. Doch vor allem stehen sie machtlos zwischen den Fronten.