Krieg in Nahost Neue Angriffe und klare Worte
Der gegenseitige Beschuss zwischen Israel und der Hisbollah geht weiter. Im UN-Sicherheitsrat findet UN-Chef Guterres klare Worte Richtung Iran. Auch US-Präsident Biden äußert sich deutlich - Richtung Israel.
Israels Armee hat nach erneutem Beschuss auf den Norden des Landes die Angriffe auf die Hisbollah-Miliz im Libanon fortgesetzt. Erneut wurden auch Wohngebiete der Hauptstadt Beirut zum Ziel, die in der Mitte das Landes liegt. Das Militär meldete dort am späten Abend einen "präzisen" Angriff. Nach Behördenangaben wurden mindestens sechs Menschen getötet.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums vom Mittwochabend wurden bei israelischen Angriffen innerhalb von 24 Stunden in verschiedenen Teilen des Landes 46 Menschen getötet und 85 weitere verletzt. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es derweil, dass Israel am Mittwochabend drei Angriffe auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt gestartet habe. Es war die dritte Serie israelischer Angriffe auf die Hochburg der pro-iranischen islamistischen Miliz in den vergangenen 24 Stunden.
Zuvor hatte die israelische Armee die Bevölkerung in Teilen des Südens der Hauptstadt Beirut zur Evakuierung aufgerufen. "Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen (...), die mit der Hisbollah in Verbindung stehen, gegen die die israelische Armee in naher Zukunft vorgehen wird", erklärte Armeesprecher Avichai Adraee in der Nacht im Onlinedienst X. Er nannte dabei die Viertel Haret Hreik, Burdsch al-Baradschne und Hadath Gharb.
Ausländer verlassen den Libanon
Immer mehr Staaten holen ihre Bürger aus dem Libanon. Etwa 100 US-Amerikaner und Mitglieder ihrer Familien verließen nach Angaben des Außenministeriums in Washington das Land. Sie seien im Rahmen eines Fluges außer Landes gebracht worden, der mit einer kommerziellen Fluggesellschaft vereinbart worden sei.
Auch die Bundeswehr ließ weitere 130 deutsche Staatsangehörige über den Flughafen von Beirut nach Deutschland ausfliegen. Die besonders gefährdeten Deutschen seien von einem Airbus A330 der multinationalen Lufttransporteinheit MMU (Multinational Multi Role Tanker Transport Unit) abgeholt worden, teilten das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium in Berlin mit. Die Maschine landete am Abend in Frankfurt am Main. Bisher seien mit Bundeswehrmaschinen insgesamt 241 Menschen aus dem Libanon ausgeflogen worden, teilten die Ministerien mit.
Sorge vor umfassenden Krieg
Die australische Regierung buchte 500 Sitze auf kommerziellen Flügen aus dem Libanon für australische Bürger, Einwohner mit ständigem Wohnsitz in dem Land und ihre Familien. Sie sollten das Land am Samstag verlassen, wie Außenministerin Penny Wong mitteilte. Verfügbar seien die Sitze für 1.700 Australier und deren Familien, von denen bekannt sei, dass sie sich im Libanon befänden, sagte Wong.
Israel geht derzeit mit massiven Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Auch Bodentruppen kommen zum Einsatz. Acht israelische Soldaten kamen laut Militär seit Beginn der Gefechte ums Leben.
Seitdem der Iran am Dienstag aktiv in den Konflikt eingegriffen hat und Israel massiv mit Raketen beschoss, steigt die Sorge vor einem umfassenden regionalen Krieg. Israel drohte dem Iran mit Vergeltung - mögliches Ziel könnten auch die iranischen Atomanlagen sein.
Biden gegen Angriffe Israels auf Irans Atomanlagen
Die USA als Israels wichtigster Verbündeter sprachen sich jedoch gegen eine Attacke auf Atomanlagen aus. "Die Antwort ist nein", sagte US-Präsident Joe Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters. Israel habe aber ein Recht, auf Irans Angriff zu reagieren. Biden hatte dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom Dienstag gut abzuwägen.
Im UN-Sicherheitsrat wiesen die USA dem Iran eine Mitschuld an den eskalierenden Krisen im Gazastreifen und dem Libanon zu. Teheran sei in den Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober verwickelt gewesen, in dem es den militärischen Flügel der Gruppe finanziert und ausgebildet habe, sagte die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, in einer Dringlichkeitssitzung des höchsten UN-Gremiums.
UN-Chef fordert Waffenruhe
UN-Generalsekretär António Guterres fordert die Konfliktparteien in Nahost erneut zu einer Waffenruhe auf. "Dieser tödliche Teufelskreis der gegenseitigen Gewalt muss beendet werden. Die Zeit läuft uns davon." Guterres ging nicht direkt darauf ein, dass Israel ihn zuvor zur "unerwünschten Person" erklärt und dies unter anderem damit begründet hatte, dass der Generalsekretär den iranischen Raketenangriff nicht eindeutig verurteilt hatte.
Die Vereinten Nationen wiesen die Vorwürfe als "politischen Statement" zurück und sprachen von einem beispiellosen Vorgang. Auch die US-Regierung kritisierte den Schritt Israels als nicht hilfreich. "Wir halten diesen Schritt in keiner Weise für produktiv", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller.
Im Sicherheitsrat verurteilte Guterres Irans Angriff noch einmal - und nannte den Iran dabei auch ausdrücklich. "Wie es gestern im Zusammenhang mit der von mir geäußerten Verurteilung hätte klar sein müssen, verurteile ich den gestrigen massiven Raketenangriff Irans auf Israel erneut auf das Schärfste", sagte er.