Parlamentswahl in Neuseeland Historischer Wahlsieg für Ardern
Das gab es in Neuseeland seit 1996 nicht: Die Labour Partei holt bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit und kann künftig alleine regieren. Die Nationalpartei kassiert eine schwere Niederlage.
Unter frenetischem Beifall betritt Jacinda Ardern die Bühne im Labour-Hauptquartier der Stadthalle Auckland. Sie schweigt einen Moment - als könne sie es selbst noch nicht ganz fassen. Ardern lächelt selig und beginnt dann ihre Dankesrede - auf Maori, der Sprache der neuseeländischen Ureinwohner. "In dieser Nacht hat Neuseeland der Labour Partei die größte Unterstützung in 50 Jahren gezeigt. Und ich habe dafür nur ein Wort: Danke."
48,9 Prozent der Stimmen - damit bekommt Arderns sozialdemokratische Labour Partei 64 von 120 Sitzen im Parlament von Wellington. Die 40-Jährige kann Neuseeland künftig allein regieren.
Arderns Wiederwahl war alles andere als sicher
Mit ihrem historischen Wahlsieg hat Ardern der Nationalpartei eine historische Schlappe zugefügt. Auf nur mehr 27 Prozent stürzten die Konservativen ab. Versöhnung - das ist daher Arderns Motto. Sie will eine Premierministerin für alle Neuseeländer sein. "Wir leben in einer zunehmend polarisierenden Welt", erklärt Adern. "Eine Welt, in der immer mehr Menschen die Fähigkeit verlieren, die Position des anderen zu sehen. Ich hoffe, diese Wahl hat gezeigt, dass wir hier in Neuseeland nicht so sind und dass wir als Nation zuhören können, diskutieren können. Wir sind zu klein, um die Perspektive unserer Mitbürger aus dem Auge zu verlieren."
Dieser Triumph ist vor allem Arderns pesönlicher Erfolg. Dabei stand sie noch vor gar nicht langer Zeit wegen gebrochener Versprechen in der Kritik. 100.000 Häuser für sozial Schwache hatte sie angekündigt, geschehen ist nichts. Auch Kinderarmut blieb ein großes Thema in Neuseeland. Ihre Beliebtheit im eigenen Land war längst nicht so hoch wie international, die Wiederwahl alles andere als sicher.
Strengster Lockdown der Welt in Neuseeland
Doch als Krisenmangerin in der Corona-Pandemie erwarb sie große Popularität. Weil der Inselstaat mit nur 25 Toten vergleichsweise glimpflich durch die Covid-19-Krise kam, haben viele Neuseeländer das Gefühl, ihre Regierungschefin habe sie gerettet. Jacinderella - wie einige Medien sie nennen - verordnete dem Land den strengsten Lockdown der Welt mit Hausarrest und dichten Grenzen. Und wurde gefeiert dafür.
Die kommenden Jahre werden nicht leicht, ebenso wie die vergangenen nicht leicht gewesen seien, sagt die Premierministerin heute. "Aber wir haben gesehen, dass auch in den dunkelsten Stunden ein Licht scheint. Dieses Licht war immer die Bestimmung unserer Nation, unsere Unterstützung füreinander. Dieses Licht war immer stärker als die überwältigendste Dunkelheit. Ich kann mir keine Menschen vorstellen, für die ich lieber arbeiten würde - und deren Premierministerin ich lieber wäre."
Arderns Regierung steht vor großen Herausforderungen. Das Land rutschte durch den Lockdown in eine schwere Wirtschaftskrise, noch immer sind die Grenzen geschlossen, die wichtige Tourismusbranche liegt am Boden. Doch Ardern ist sicher: "Das Team Neuseeland wird auch das schaffen."