Ein Krankenwagen des Palästinensischen Roten Halbmonds fährt mit Blaulicht durch die Dunkelheit.

Tötung palästinensischer Retter Israel räumt falsche Darstellung ein

Stand: 06.04.2025 10:38 Uhr

Vor zwei Wochen haben israelische Soldaten auf palästinensische Rettungwagen geschossen, mehrere Menschen wurden getötet. Nachdem ein Video von dem Vorfall veröffentlicht wurde, haben die Israelis ihre Aussage dazu nun korrigiert.

Nach der Tötung von palästinensischen Rettungskräften in Rafah im Gazastreifen durch israelische Soldaten hält das israelische Militär an seiner Darstellung fest, dass es sich dabei nicht um Hinrichtungen gehandelt habe. Laut der "Times of Israel" räumte die Armee aber ein, dass ihre anfängliche Darstellung des Vorfalls von vor rund zwei Wochen nicht korrekt war. Sie hätte auf den Aussagen der Soldaten beruht, die an dem Vorfall beteiligt waren.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zu Israel bestreitet gezielte Tötung von Sanitätern

tagesschau24, 06.04.2025 14:00 Uhr

Demnach habe das Militär aber auch deutlich gemacht, dass niemand hingerichtet und auch nichts zu vertuschen versucht worden sei. Der Fall soll nun erneut untersucht und Generalstabschef Ejal Zamir vorgelegt werden.

Was geschah am 23. März?

Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds waren am 23. März ein Kranken- und ein Feuerwehrwagen der Organisation von israelischen Soldaten angegriffen worden. Die Leichen von 14 Männern wurden erst sieben Tage später aus einem Massengrab geborgen. Laut dem "Wall Street Journal" handelte es sich um acht Sanitäter des Roten Halbmonds und sechs des palästinensischen Zivilschutzes. An einer anderen Stelle sei zudem die Leiche eines UN-Mitarbeiters gefunden worden. Ein Mann werde vermisst.

Die israelische Armee hatte zunächst behauptet, dass sich mehrere Fahrzeuge auf verdächtige Weise - ohne Koordinierung und ohne Scheinwerferlicht - den Truppen genähert hätten. Der Rote Halbmond fand bei einem der getöteten Sanitäter ein Mobiltelefon, auf dem die letzten Minuten des Rettungstrupps per Video und Audio aufgezeichnet sind. Dort sind Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug zu sehen, die deutlich markiert sind und sich mit Scheinwerferlicht und Blaulicht fortbewegen.

Handyvideo zeigt mutmaßliche Details zum Tod von palästinensischen Sanitätern

Pia Steckelbbach, ARD Tel Aviv, tagesthemen, 05.04.2025 23:35 Uhr

Video des Vorfalls veröffentlicht

Eine Kopie des Materials sandte die Organisation nach eigenen Angaben an den UN-Weltsicherheitsrat. Durch einen Diplomaten gelangten die Aufnahmen an die "New York Times", die sie in der Nacht zum Samstag veröffentlichte.

Das Video bricht nach weniger als einer Minute ab, als der Konvoi unter israelischen Beschuss gerät. Nach Einschätzung des Roten Halbmonds wurden die unbewaffneten Retter aus nächster Nähe erschossen. Israel bestreitet das: Die bisherigen Ermittlungen der Armee hätten ergeben, dass dies nicht der Fall war, berichtet die Times of Israel. Mindestens sechs der 15 Getöteten seien von Geheimdienstmitarbeitern sofort als Hamas-Kämpfer identifiziert worden.

Karte mit Gazastreifen, Rafah und Israel

UN-Team konnte Leichen nicht finden

Anschließend habe ein Vize-Bataillonskommandeur mit seinen Soldaten die Leichen eingesammelt, in Sand eingegraben und die Stelle markiert, berichtete die Times of Israel. Nach Militärangaben sei das Vergraben von Leichen eine gängige Praxis, um zu verhindern, dass wilde Hunde und andere Tiere die Leichen anfressen.

Die Armee habe anschließend die Vereinten Nationen über die Stelle informiert. Ein Team der UN habe den Ort aber nicht finden können und sei von Israel aufgefordert worden, einige Tage später zurückzukehren. Auch diese Angaben sind umstritten. Nach Informationen des Wall Street Journal wartete das UN-Team mehrere Tage vergeblich auf die Erlaubnis der israelischen Armee, nach den Getöteten zu suchen.

Israel hatte Mitte März seine Angriffe auf den Gazastreifen wieder aufgenommen, nachdem die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu keine Einigung mit der Terrororganisation Hamas über eine Verlängerung der Waffenruhe erzielen konnte. Diese war nach vielen Monaten des Krieges am 19. Januar in Kraft getreten. Inzwischen rücken israelische Einheiten in mehreren Regionen des Küstenstreifens vor. Viele Zivilisten befinden sich erneut auf der Flucht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. April 2025 um 09:00 Uhr.