US-Wahl 2024
Harris bei Fox News In der Höhle des Löwen
Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl hat US-Vizepräsidentin Harris zum ersten Mal Fox News ein Interview gegeben. Der Sender gilt als Sprachrohr der Republikaner - und machte es der Demokratin nicht leicht.
Dass das Interview sicher nicht der angenehmste Termin im Kalender von Kamala Harris werden würde, war klar. Doch gleich am Anfang musste man sich fragen, ob sie überhaupt dazu kommen würde, zu antworten. Fox-Moderator Bret Baier war auf sehr konkrete Antworten aus. Gleich zu Beginn kam es dadurch zum Schlagabtausch. Er müsse sie schon ausreden lassen, forderte Harris.
Inhaltlich bohrte Baier vor allem beim Thema illegale Einwanderung immer wieder nach. Die Vizepräsidentin räumte daraufhin ein: Ja, auch sie und Präsident Joe Biden hätten ab Tag eins ihrer Amtszeit anerkannt, dass das eine Priorität sei. Ein Problem, das gelöst werden müsse.
Immer wieder Trump
Doch dass ein Gesetzesentwurf für mehr Grenzsicherung - ausgehandelt von Demokraten und Republikanern - im Kongress gescheitert ist, sei die Schuld von Donald Trump, so Harris. Der Ex-Präsident habe den Republikanern gesagt, sie sollten den Entwurf ablehnen. Trump habe es vorgezogen, mit einem Problem Wahlkampf zu machen, anstatt es zu lösen, sagte die 59-Jährige.
Genau das gelang Harris trotz der kritischen Fragen immer wieder: das Gespräch auf Trump zu lenken, wenn es eigentlich um sie gehen sollte. Wer Trumps Wahlkampfauftritte verfolgt, werde etwa feststellen: "Er ist derjenige, der dazu neigt, das amerikanische Volk zu erniedrigen und herabzusetzen. Er ist derjenige, der von einem Feind im Inneren spricht."
Diese Formulierung hatte Trump erst vor ein paar Tagen genutzt, als er auf seine Erwartungen an den Wahltag angesprochen wurde. Bei Fox News sagte er, seine Basis werde nicht für Chaos sorgen. Das größere Problem sei der "Feind im Inneren" - "linksradikale Irre", um die sich, wenn nötig, das Militär kümmern solle.
"Präsident sollte bereit sein, mit Kritik umzugehen"
Baier spielte Harris daraufhin diesen Ausschnitt von Trump vor: "Ich habe davon gehört. Sie sagten, ich hätte eine Drohung ausgesprochen. Aber ich bedrohe niemanden. Sie sind diejenigen, die drohen. Das nennt man Instrumentalisierung der Regierung. Es ist eine furchtbare Sache."
Harris' Reaktion darauf war vielleicht ihr stärkster Moment des knapp 30-minütigen Interviews: Baier und sie wüssten beide, dass das nicht die Aussage sei, auf die sie sich davor bezogen habe, sagte die Vizepräsidentin. Aber: "Das hier ist eine Demokratie. Und das bedeutet, ein Präsident sollte bereit sein, mit Kritik umzugehen, ohne zu sagen, dass er Leute dafür einsperren würde."
Trump rückt von Fox ab
Für Harris ging es vor allem darum, genau solche Aspekte ins Gespräch zu bringen - vor einem Publikum, das davon sonst eher wenig mitbekommt. Denn Fox News gilt als Haussender der Republikaner.
Nur von Trumps Fox-Sympathien scheint aktuell eher wenig übrig zu sein: Der Sender sei "schwach und weich" gegenüber den Demokraten geworden, schrieb er in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Die Wahl werde er aber auch ohne Fox gewinnen.