UN-Weltnaturkonferenz COP16 Verhandlungen im Schneckentempo
Die Biodiversitätskonferenz COP16 in Kolumbien ist in die zweite Woche gestartet. Zentrales Thema: Wie kann der Schutz der Artenvielfalt finanziert werden? Bisher ist noch keine Einigung in Sicht.
Treibende Rhythmen, schwingende Hüften - Cali beendet die erste Woche der UN-Weltnaturkonferenz mit einer großen Salsaparty rund um die sogenannte "Grüne Zone" im Stadtzentrum. Dort, wo täglich rund 40.000 Menschen mehr über Naturschutz und Artenvielfalt lernen, debattiert wird, Bauern, indigene und Afro-Gemeinschaften nachhaltige Projekte und Produkte präsentieren.
"Ich glaube, dass diese COP ein Vorher und ein Nachher markiert", sagt Künstlerin Maria Rui. "Sie wird die Menschen anregen, verantwortungsvoller mit Umwelt und der Artenvielfalt umzugehen. Das ist das Beste, was seit langem in Kolumbien passiert ist."
Optimismus trotz fehlender Zusagen
Die COP der Bürgerinnen und Bürger soll es sein, verspricht Gastgeber Kolumbien - daneben ist es aber auch eine knallharte Verhandlungs-COP. Die ambitionierten Ziele, formuliert vor zwei Jahren in Montreal, sollen in die Tat umgesetzt werden. Allerdings reisten nur rund 30 der fast 200 Vertragspartner mit nationalen Strategien zum Naturschutz an.
NGOs beklagten, dass man bei der geplanten Ausweitung der Schutzgebiete weit hinterherhinke, dazu fehlen Milliardenzusagen von Industrieländern. Trotzdem zeigt sich Kolumbiens Umweltministerin und Präsidentin der COP, Susana Muhamad, nach einer Woche Verhandlungen optimistisch: "Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass wir sehr gute Fortschritte bei den Verhandlungen sehen, die im Plenum am vergangenen Montag noch wie eine sehr schwere Tagesordnung aussahen."
Ein positiver Ausblick sei sicher wichtig, die Realität sehe dann aber doch ein bisschen anders aus, sagen dagegen NGOs. Was das ambitionierte Ziel angeht, 30 Prozent der Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz stellen zu wollen, dann gehe es nur mit Schneckentempo voran.
Es benötigt mehr Geld
Der Elefant im Raum allerdings bleibe die Finanzierung, sagt Christof Schenk von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Mehr als 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr sollten fließen. Tatsächlich kamen insgesamt erst 200 Millionen zusammen.
"Das eine ist die Menge des Geldes und wer die überhaupt aufbringt", sagt Schenk. "Und der zweite Teil ist, wie der Mechanismus dann ist, dass das Geld tatsächlich dahin fließt, wo es nämlich gebraucht wird." Dabei sei auch die indigene Bevölkerung ein Thema und wie diese am Ende davon profitieren könnte.
Ein Hin und Her bei der Finanzierung
Wie also wird aus dem Geld später auch konkreter Naturschutz? Entwicklungsländer, angeführt von Brasilien, kritisieren den bestehenden Fonds, der der Weltbank untergeordnet ist, als zu bürokratisch. Die Vergabe sei kompliziert und zu langsam. Industriestaaten pochen dagegen auf das bestehende Instrument, auf das sie zudem politisch größeren Einfluss haben.
Derzeit gingen die Positionen wie beim Pingpong-Spiel hin und her, sagt Florian Titze von der Umweltschutz-Organisation WWF. "Und darüber gerät leider der gesamtheitliche Ansatz, also die Mitnahme des Finanzsektors, die schädlichen Subventionen, ein wenig in den Hintergrund." Und das sei laut Titze auch ein Risiko am Ende für das gute Ergebnis und bedrohe auch alle anderen inhaltlichen Themen.
Banken erkennen das Risiko
Genau um diese Themen wird es nun in der zweiten Woche gehen, in der dann auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke vor Ort sein wird - mit dem Entwurf für eine nationale Biodiversitätsstrategie in der Tasche, die allerdings noch nicht mit allen Ressorts abgestimmt ist.
Ein großes Risiko gerade bei schrumpfenden Budgets, kritisieren zum Beispiel Greenpeace. Dabei sehen mittlerweile auch Zentralbanken den Verlust von Arten und Ökosystemen, also kranke Wälder oder ausgetrocknete Flussysteme, als Risiko für den Finanzsektor.