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Krieg in Nahost ++ Macron fordert Iran zur "Deeskalation" auf ++

Stand: 13.10.2024 23:25 Uhr

Frankreichs Präsident Macron hat seinen iranischen Amtskollegen Peseschkian zur "Deeskalation" aufgefordert. Israels Flugabwehr wird durch ein hochmodernes Raketensystem aus den USA verstärkt. Die Entwicklungen zum Nachlesen.

13.10.2024 • 23:25 Uhr

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UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnt nach Angaben seines Sprechers davor, dass jeder Angriff auf die Friedenstruppen "ein Kriegsverbrechen darstellen könnte". "Der Generalsekretär bekräftigt, dass das UNIFIL-Personal und seine Einrichtungen niemals angegriffen werden dürfen. Angriffe auf Friedenssoldaten sind ein Verstoß gegen das Völkerrecht, einschließlich des humanitären Völkerrechts.

Sie können ein Kriegsverbrechen darstellen", sagt UN-Sprecher Stephane Dujarric. "Die UNIFIL-Friedenstruppen bleiben auf allen Positionen und die UN-Flagge flattert weiter", fügt er hinzu.

Im Libanon sind bei israelischen Angriffen erneut Dutzende Menschen getötet worden. Gestern wurden in verschiedenen Regionen 51 Menschen getötet, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. 174 Menschen seien verletzt worden. Die meisten Menschen wurden im Südlibanon, im Gebiet um Nabatija und in Orten im Libanon-Gebirge getötet und verwundet.

Insgesamt sind seit Ausbruch der Gefechte zwischen der proiranischen Hisbollah-Miliz und dem israelischen Militär vor gut einem Jahr 2.306 Menschen im Libanon getötet und 10.698 verletzt worden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seinen iranischen Amtskollegen Massud Peseschkian in einem Telefongespräch dazu aufgerufen, zu einer "allgemeinen Deeskalation" im Gazastreifen und im Libanon beizutragen. Der Iran trage "Verantwortung" dafür, "eine allgemeine Deeskalation zu unterstützen und seinen Einfluss in diesem Sinne bei den destabilisierenden Akteuren geltend zu machen, die von ihm unterstützt werden", erklärte der Elysée-Palast nach dem Gespräch.

Der Iran unterstützt sowohl die libanesische Hisbollah-Miliz als auch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen. Das iranische Präsidialbüro erklärte seinerseits, Peseschkian und Macron hätten darüber diskutiert, wie eine Waffenruhe zwischen der Hisbollah und Israel zu erreichen sei.

Im umkämpften Gazastreifen soll morgen die zweite Runde der Impfung gegen Kinderlähmung starten. Rund 590.000 Kinder unter zehn Jahren sollen geimpft werden, wie UN-Organisationen mitteilten. Israel und die Organisatoren vereinbarten dafür gebietsspezifische humanitäre Feuerpausen. Eine erste Runde der in zwei Dosen zu verabreichenden Polio-Impfungen im Gazastreifen war Anfang September über die Bühne gegangen.

Im Sommer war der erste Polio-Fall seit 25 Jahren in dem abgeriegelten Palästinensergebiet entdeckt worden.  Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO müssen mehr als 90 Prozent der Kinder geimpft werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Die Massenimpfung führen die lokalen Gesundheitsbehörden, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und das UN-Palästinensehilfswerk UNRWA durch.

Die Hisbollah hat nach eigenen Angaben ein Lager der Golani-Brigaden in der nordisraelischen Stadt Binjamina mit einem "Drohnenschwarm" angegriffen. Zuvor hatte der israelische Rettungsdienst angegeben, dass bei dem Angriff mindestens 40 Menschen verletzt worden seien.

Bei einem Drohnenangriff auf die israelische Stadt Binjamina sind nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom mindestens 40 Menschen verletzt worden. Vier der Verletzten schwebten demnach in Lebensgefahr, 19 weitere erlitten bei der Attacke 60 Kilometer nördlich von Tel Aviv mittelschwere bis schwere Verletzungen. 

Israelische Fernsehkanäle berichteten von vielen Einsatzkräften am Ort des Angriffs. Den Berichten zufolge war vor dem Einschlag des Geschosses kein Luftalarm ausgelöst worden. Für die Angriffe wird die Hisbollah verantwortlich gemacht.

Bei einem Drohnenangriff auf Israel sind nach Angaben örtlicher Rettungsdienste fast 40 Menschen verletzt worden. Drei von ihnen seien in kritischem Zustand, teilten die Rettungsdienste am Sonntag mit. Für den Angriff auf die Stadt Binjamina wurde die libanesische Hisbollah-Miliz verantwortlich gemacht.

Israelischen Medien zufolge wurden zwei Drohnen vom Libanon aus in Richtung Israel gestartet. Das Militär erklärte, es habe eine davon abgefangen. Bereits am Samstag, dem jüdischen Feiertag Jom Kippur war eine Drohne in einem Vorort von Tel Aviv eingeschlagen. Sie richtete Schäden an, verletzte aber niemanden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu prüft einen Plan zur Abriegelung der nördlichen Teile des Gazastreifens von humanitärer Hilfe. Eine Kopie des Plans pensionierter Generäle wurde der Nachrichtenagentur AP von seinem Hauptarchitekten Giora Eiland zur Verfügung gestellt, dem ehemaligen Leiter des Nationalen Sicherheitsrates. Der Plan sei der einzige Weg, die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas dazu zu bringen, die verbliebenen israelischen Geiseln freizulassen, sagte er.

Der Plan sieht vor, die Hamas de facto auszuhungern und wurde dem Parlament im September von einer Gruppe pensionierter Generäle und hochrangiger Offiziere vorgelegt, wie aus öffentlich zugänglichen Protokollen hervorgeht. Israelischen Medien zufolge denkt Netayjahu darüber nach, ihn umzusetzen.

Die Hisbollah-Miliz hat eine bisher unveröffentlichte Audiobotschaft ihres vor gut zwei Wochen getöteten Anführers Hassan Nasrallah verbreitet. In der nicht datierten, fast zweiminütigen Aufnahme richtete sich Nasrallah an Kämpfer seiner Miliz und ermutigte sie zur Verteidigung "dieses heiligen und gesegneten Landes sowie dieses ehrenwerten Volkes".

Nasrallah und weitere hochrangige Kommandeure der pro-iranischen Miliz waren am 27. September bei einem israelischen Luftangriff auf das Hisbollah-Hauptquartier in einem Vorort von Beirut getötet worden. 

Die USA schicken eine Batterie des hochmodernen Raketenabwehrsystems THAAD und ein dazugehöriges Team des amerikanischen Militärs nach Israel. Das kündigte das US-Verteidigungsministerium an. Ziel sei es, die Luftverteidigung Israels nach den jüngsten schweren Raketenangriffen durch den Iran zu stärken. Der Schritt unterstreiche das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Verteidigung Israels.

Die USA hatten im vergangenen Jahr angesichts des Nahost-Konflikts bereits eine Batterie des THAAD-Raketenabwehrsystems in die Region verlegt, nicht aber nach Israel selbst.

Laut einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa sind im Norden des Gazastreifens fünf Kindet bei einem israelischen Drohnenangriff getötet worden. Sie hätten in der Nähe eines Cafes gespielt, als sich der Angriff ereignet habe, heißt es in dem Bericht, der sich auf lokale Quellen stützt. Vom israelischen Militär liegt keine Stellungnahme vor.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Vor dem Hintergrund wachsender Sorgen um die Sicherheit von Blauhelmsoldaten im Libanon hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den sofortigen Abzug der UN-Beobachtermission UNIFIL aus der Kampfzone im Süden des Nachbarlandes gefordert. "Es ist an der Zeit, UNIFIL aus den Hisbollah-Hochburgen und Kampfgebieten abzuziehen", sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros direkt an UN-Generalsekretär António Guterres gewandt.

Die UN-Friedenstruppe im Libanon (UNIFIL) hat der israelischen Armee vorgeworfen, mit Panzern in eine Stellung der Blauhelmsoldaten im Südlibanon eingedrungen zu sein und zudem ihre Truppenbewegungen blockiert zu haben.

Am frühen Morgen hätten zwei israelische Panzer das Haupttor der Stellung in der Gegend von Ramia zerstört und seien "gewaltsam" eingedrungen, hieß es in einer Erklärung von UNIFIL. Nach 45 Minuten seien diese wieder abgezogen. Am Vortag hätten Soldaten der israelischen Armee zudem "eine entscheidende logistische Bewegung der UNIFIL in der Nähe von Mais al-Dschabal blockiert und ihr den Weg versperrt", hieß es weiter. UNIFIL forderte die Verantwortlichen auf, Erklärungen zu liefern und sprach von "schockierenden Verstößen".

Das israelische Militär teilte dazu mit, dass ein Panzer, der Verwundete transportierte und unter Beschuss lag, beim Wenden einige Meter weit in den UNIFIL-Stützpunkt eingedrungen sei. Zudem seien Rauchgranaten gezündet worden, um den Abtransport der verwundeten Soldaten abzusichern. Anschließend habe der Panzer den Stützpunkt verlassen. Für die UN-Soldaten sei von den israelischen Streitkräften zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr ausgegangen. 

Bei einem israelischen Angriff im zentralen Gazastreifen ist nach Angaben von Medizinern eine achtköpfige Familie getötet worden. Der Angriff spät gestern Abend habe ein Haus im Flüchtlingslager Nuseirat getroffen und die Eltern und ihre sechs Kinder im Alter von 8 bis 23 Jahren getötet, teilte das Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus im nahe gelegenen Deir al-Balah mit.

Nach Angaben des Krankenhauses wurden weitere sieben Menschen verletzt. Unter ihnen waren zwei Frauen und ein Kind, deren Zustand kritisch war.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ihrem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanyahu in einem Telefongespräch mitgeteilt, dass Angriffe auf die UN-Friedenstruppen im Libanon nicht hinnehmbar seien. Das teilte ihr Büro mit. "Ministerpräsidentin Meloni wiederholte, dass es nicht hinnehmbar sei, dass die UNIFIL von israelischen Streitkräften angegriffen wird“, so die italienische Regierung in einer Erklärung.

Italien ist ein bedeutender Beitragszahler für die UNIFIL genannte UN-Mission im Libanon. Im Telefongespräch mit Netanjahu forderte Meloni auch die "vollständige Umsetzung" der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates zum Libanon und betonte die dringende Notwendigkeit einer Deeskalation des Konflikts in der Region, so ihr Büro.

Israels Armee hat die Einwohner weiterer Orte im Süden des Libanon dazu aufgerufen, diese zu ihrer eigenen Sicherheit zu verlassen, und in Richtung Norden zu fliehen. Ein israelischer Armeesprecher veröffentlichte in arabischer Sprache auf der Plattform X einen entsprechenden Aufruf. Dort wurden Orte in der Nähe der israelischen Grenze genannt, aber auch etwas weiter nördlich im Libanon. 

"Die Aktivitäten der Hisbollah zwingen die israelische Armee, gegen sie aktiv zu werden", hieß es weiter in der Mitteilung. Die Menschen wurden aufgerufen, sofort ihre Wohnorte zu verlassen und sich nördlich des Awali-Flusses zu begeben. Dieser liegt etwa 60 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt. Infolge der Eskalation der Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz sind Hunderttausende Menschen bereits aus dem Süden Libanons und anderen Regionen geflohen.

Karte mit Israel und Libanon mit dem Awali-Fluss

Karte mit Israel und Libanon mit dem Awali-Fluss.

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi hat die USA vor der Lieferung zusätzlicher Raketenabwehrsysteme an Israel gewarnt. "Die USA haben eine Rekordmenge an Waffen an Israel geliefert", schrieb Araghchi im Kurznachrichtendienst X, wie auch Staatsmedien berichteten. "Jetzt setzen sie auch das Leben ihrer Truppen aufs Spiel, indem sie sie zur Bedienung der US-Raketensysteme in Israel einsetzen." Araghchi schrieb, der Iran wolle einen großen Krieg vermeiden, habe aber bei der Verteidigung seines Volkes und seiner Interessen keine roten Linien.

Dabei bezog sich Araghchi auf die mögliche Entsendung eines der Terminal High Altitude Area Defense-Systeme (THAAD) der USA nach Israel. Dafür müssten auch Soldaten entsandt werden, die das komplexe System bedienen können. Das THAAD kann ankommende ballistische Raketen abschießen, wie sie der Iran bei seinem letzten Angriff abgefeuert hat. Das iranische Außenministerium reagierte nicht auf eine Anfrage nach einem Kommentar zu den Äußerungen.

Nach wiederholtem Beschuss der UN-Friedenstruppe im Libanon hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Vereinten Nationen zum Abzug der Blauhelm-Soldaten aus dem Kampfgebiet aufgefordert. Netanyahu sagte, das Militär habe die UN wiederholt aufgefordert, die Soldaten in Sicherheit zu bringen. Er fügte hinzu, dass ihre Anwesenheit in dem Gebiet sie zu Geiseln der libanesischen Hisbollah-Miliz mache.

Papst Franziskus hat sich erneut mit einem öffentlichen Friedensappell an die Kriegsparteien im Nahen Osten gewandt. Beim Mittagsgebet sagte er auf dem Petersplatz vor Zehntausenden Pilgern: "Ich fordere einen sofortigen Waffenstillstand an allen Fronten. Um den Frieden zu erreichen müssen die Wege der Diplomatie und des Dialogs eingeschlagen werden".

Für den Libanon forderte der Papst, dass die dort stationierten UN-Truppen respektiert werden müssten. Sie waren in den vergangenen Tagen immer wieder von israelischen Luftangriffen betroffen, mehrere Blauhelmsoldaten wurden dabei verletzt.

Der Papst sagte, er bete für alle Opfer des Krieges, für die Flüchtenden, und für die Geiseln und deren sofortige Freilassung. "Ich hoffe, dass dieses große Leid, das von Hass und Rachsucht ausgelöst wurde, bald endet", betonte er und fügte hinzu: "Der Krieg ist eine Illusion und eine Niederlage, er wird nie Frieden und Sicherheit bringen. Er ist eine Niederlage für alle, vor allem für jene, die sich für unbesiegbar halten. Bitte, hört auf!"

Einwohner des palästinensischen Flüchtlingsviertels Jabalia im Gazastreifen berichten über fortwährende Angriffe Israels in dem Gebiet. Es seien immer wieder Explosionen sowie tieffliegende Drohnen zu hören. Israel habe das Viertel eingekreist und eine Ausgangssperre verhängt. Tausende Zivilisten könnten daher ihre Häuser nicht verlassen, es gebe Probleme mit der Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln. 

Einwohner von Jabalia berichteten von vielen Leichen in Häusern und auf der Straße, die unter den Umständen nicht geborgen werden könnten. Auch Verletzte in Häusern könnte nicht in Krankenhäuser transportiert werden. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium teilte mit, binnen 24 Stunden seien in dem Küstenstreifen 52 Tote in Krankenhäuser gebracht worden.

Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte. Nach Darstellung des Militärs geht es immer wieder punktuell gegen Stützpunkte der Hamas vor. 

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Kämpfer der Hisbollah und israelische Truppen liefern sich weiter direkte Gefechte im Süden des Libanon. Israelische Soldaten hätten versucht, in den Ort Ramja im Grenzgebiet einzudringen, teilte die Hisbollah mit. Deren Kämpfer hätten in Nähe der Truppen einen Sprengsatz zur Explosion gebracht. "Die Gefechte dauern an", erklärte die Hisbollah. 

Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Majadin berichtete, israelische Soldaten hätten sich in Ramja hinter einem Posten der UN-Beobachtermission UNIFIL versteckt. Israel wirft der Miliz dagegen vor, Posten der UN-Soldaten als Schutzschilde zu missbrauchen.

Karte mit Israel und Libanon

Israels Armee teilte mit, bei verschiedenen Gefechten seien im Süden des Landes ein Reservist sowie ein Offizier schwer verletzt worden. In den Reihen der Armee habe es dabei auch weitere Verletzte gegeben. Die Verletzten seien evakuiert worden. An Israels Bodenoffensive im Libanon sind bisher vier israelische Divisionen beteiligt. Deren Stärke und die Zahl der Truppen, die in das Nachbarland einmarschiert sind, hält Israel geheim. Bisher scheinen sie die Demarkationslinie an vier verschiedenen Abschnitten im Grenzgebiet überquert zu haben oder dies zu versuchen: Im Raum Nakura an der Mittelmeerküste sowie in drei Abschnitten weiter östlich nahe Ramja und in der größeren Umgebung von Bint Dschubail sowie weiter nördlich nahe Udaissa.

Nach der Verletzung mehrerer Blauhelmsoldaten der UNIFIL-Friedensmission im Libanon durch Beschuss bei Kampfhandlungen hat Israel angekündigt, die UN-Soldaten weiter schützen zu wollen. Verteidigungsminister Yoav Gallant habe betont, dass die Streitkräfte trotz der "operativen Herausforderung" durch die Präsenz der Hisbollah in der Nähe der UNIFIL-Stellungen "weiterhin Maßnahmen ergreifen werden, um Schaden von den UNIFIL-Truppen und Friedenstruppen im Südlibanon abzuwenden", erklärte das israelische Verteidigungsministerium nach Gesprächen zwischen Gallant und dessen US-Amtskollegen Lloyd Austin.  

An der UN-Mission im Libanon beteiligte Länder haben Angriffe auf Blauhelmsoldaten verurteilt und gefordert, dass diese sofort enden müssten. Das Ziel von UNIFIL sei es, den Südlibanon und den gesamten Nahen Osten zu stabilisieren und Frieden zu bringen. Angesichts der eskalierenden Situation in der Region spiele die Mission eine besonders wichtige Rolle, heißt es in einem Statement, das die polnische Vertretung bei den UN initiiert hat und dem sich 40 Länder angeschlossen haben, darunter Deutschland. 

Die Konfliktparteien müssten die Präsenz der Blauhelmsoldaten respektieren und die Sicherheit der Einsatzkräfte zu jeder Zeit gewährleisten, forderten die Unterzeichner des Schreibens vom Samstag. Die Angriffe müssten angemessen untersucht werden.

Im Süden des Libanon sind nach Angaben des örtlichen Roten Kreuzes Rettungskräfte bei einem Angriff leicht verletzt worden. Sanitäter des Libanesischen Roten Kreuzes seien heute morgen in Abstimmung mit der UN-Blauhelmmission UNIFIL zu einem von einem Luftangriff getroffenen Haus in der Ortschaft Sirbin entsandt worden. "Während das Team nach Verletzten suchte, wurde das Haus ein zweites Mal getroffen, was zu Gehirnerschütterungen bei den Freiwilligen und zu Schäden an den beiden Krankenwagen führte", teilte das Rote Kreuz mit.

In den vergangenen Tagen waren auch mehrere UNIFIL-Soldaten bei Kampfhandlungen verletzt worden, was international auf scharfe Kritik am israelischen Vorgehen im Kampf gegen die Hisbollah-Miliz ausgelöst hatte. Die israelische Armee kündigte "eine gründliche Untersuchung auf höchster Kommandoebene" an.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben fünf aus dem Libanon abgefeuerte Geschosse abgefangen. Heute morgen seien in mehreren Gegenden Nordisraels Alarmsirenen ertönt, teilte die Armee mit. Betroffen gewesen seien mehrere Regionen im Gebiet Galiläa sowie die Küstenstadt Haifa und der Gebirgszug Karmel. Die Geschosse seien erfolgreich abgefangen worden. Gester, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, hatte die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz nach Angaben der israelischen Armee rund 320 Geschosse auf Israel abgefeuert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israel hat Hunderttausende Palästinenser im Norden des Gazastreifens zur Evakuierung aufgefordert, wie ARD-Korrespondent Christian Limpert aus Tel Aviv berichtet. Israel vermute das Erstarken von Zellen der Hamas-Terrormiliz in dem Gebiet, es sei deshalb mit erneuten israelischen Militäreinsätzen zu rechnen.

"Im Gazstreifen gibt es einen großflächigen Evakuierungsaufruf", Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zur Lage in Nahost

tagesschau24, 13.10.2024 09:00 Uhr

In US-Regierungskreisen wird einem Medienbericht zufolge davon ausgegangen, dass Israel die Ziele seiner Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom 1. Oktober auf Infrastruktur des Militärs und des Energiesystems eingegrenzt hat. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Israel Nuklearanlagen angreifen oder Attentate verüben wolle, berichtet der Sender NBC unter Berufung auf ungenannte US-Regierungsvertreter.

Eine endgültige Entscheidung darüber, wann und wie Israel reagieren werde, sei aber noch nicht gefallen. Laut US-amerikanischen und israelischen Regierungskreisen sei eine Reaktion auch kurzfristig möglich, heißt es in dem Bericht weiter.

Israel hat wiederholt erklärt, es werde auf den iranischen Raketenangriff antworten, den der Iran als Vergeltung für israelische Angriffe im Libanon und im Gazastreifen sowie für die Tötung des Hamas-Anführers Ismail Hanijeh in Teheran bezeichnete.

Ein weiterer UN-Soldat ist laut Angaben der Hisbollah-Gruppe im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und der vom Iran unterstützten libanesischen Hisbollah verwundet worden. Dies geschah demnach, als die Hisbollah israelische Truppen bekämpfte, die in das Dorf Ramiya im Süden des Libanons eindringen wollten.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat seine tiefe Besorgnis gegenüber dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant über Berichte geäußert, dass israelische Streitkräfte auf Positionen der UN-Friedenstruppen im Libanon geschossen haben. In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen forderte Austin die Sicherheit und den Schutz der UN-Friedensmission im Libanon, bekannt als UNIFIL, sowie der libanesischen Streitkräfte, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.

13.10.2024 • 01:51 Uhr

Proteste in Tel Aviv

In der israelischen Metropole Tel Aviv haben erneut viele Menschen für die Freilassung der Hamas-Geiseln demonstriert. Nach dem Ende des Jom-Kippur-Festes blockierten sie eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt. Die Organisatoren des Protestes erklärten, sie hofften, Premier Benjamin Netanyahu habe über die Feiertage sein Handeln überdacht. Sie werfen ihm vor, nicht ausreichend für eine Freilassung der Geiseln zu tun.

Viele Menschen protestieren in Tel Aviv

In Tel Aviv haben erneut viele Menschen für die Freilassung der Hamas-Geiseln demonstriert.

Der Norden Israels ist nach Angaben der Armee erneut aus dem Libanon beschossen worden. Wie das israelische Militär am späten Abend auf seinem Telegram-Kanal mitteilte, wurden etwa 40 Geschosse aus dem nördlichen Nachbarland abgefeuert. Einige seien abgefangen worden, der Rest in offenes Gelände gefallen. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Auch danach heulten im Norden wieder die Sirenen.

Seit Beginn des Konflikts mit Israel vor rund einem Jahr wurden laut offiziellen Angaben im Libanon 2.255 Menschen getötet. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die libanesische Hisbollah-Miliz aufgefordert, ihre Angriffe auf Israel "sofort einzustellen". Er bekräftigte in einem Telefonat mit dem Präsidenten des libanesischen Abgeordnetenhauses, Nabih Berri, am Samstag zudem seine Forderung nach einer "sofortigen Waffenruhe" im Libanon, wie der Elysée-Palast mitteilte.

Macron brachte den Angaben zufolge auch seine "große Besorgnis über die Intensivierung der israelischen Angriffe im Libanon und die dramatischen Folgen für die Zivilbevölkerung" zum Ausdruck. Er appellierte in dem Telefonat mit Berri an die Menschen im Libanon, "zusammen für die Einheit und Stabilität des Landes zu kämpfen", und forderte die politischen Parteien im Libanon auf, sich "dieser neuen Herausforderung gemeinsam zu stellen".

Israels Armee hat an Jom Kippur nach eigenen Angaben etwa 280 Ziele im Libanon und im Gazastreifen attackiert. Bei Angriffen nördlich und südlich von Beirut gab es nach libanesischen Angaben mindestens neun Tote.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.