US-Wahl 2024
US-Präsidentschaftskandidat Trump Seine Drohungen ernst nehmen
Was würde Trump machen, sollte er erneut Präsident werden? Zwar hat er sich von den radikalen Plänen des "Project 2025" distanziert, doch Experten vermuten, dass er vieles davon umsetzen würde - mit weitreichenden Folgen.
Donald Trumps Wahlkampfreden sind voller Attacken. So nennt er Kamala Harris eine "extrem radikale linke Verrückte". Trump drohte schon, politische Gegner, die er als Kommunisten, Faschisten und Ungeziefer bezeichnet, "auszurotten". Und Trump kündigte an, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden.
Was passiert wirklich, falls Trump die Wahl gewinnt? Niemand weiß es genau. Trump ist vor allem eins: unberechenbar. Was es gibt, sind Einschätzungen.
Plan: Ukraine-Hilfe stoppen
Außenpolitisch werde er "als Erstes die Ukraine-Hilfe stoppen", sagt die Politikwissenschaftlerin Joyce Mushaben von der Georgetown-Universität in Washington. Das sei für Trump die Lösung, weil aus seiner Sicht Präsident Wolodymyr Selenskyj dann gezwungen wäre, zu verhandeln und einen Teil seines Territoriums abzutreten.
Trump würde aller Voraussicht nach die Europäer unter Druck setzen, deutlich mehr für Verteidigung auszugeben und möglicherweise erneut mit dem Austritt aus der NATO drohen.
Er kündigte an, Millionen von illegalen Migranten abzuschieben, auch mit Hilfe des Militärs. Er will Zölle auf so gut wie alle Importwaren verhängen - und Unternehmenssteuern senken.
Regierungsmitarbeiter gegen Getreue austauschen?
Joyce Mushaben hat keinen Zweifel, dass Trump auch viel von dem umsetzen würde, was konservative Denkfabriken im sogenannten Project 2025 aufgeschrieben haben - obwohl sich Trump davon offiziell distanziert hat.
Trump könnte versuchen, Tausende bisherige Regierungsmitarbeiter gegen eigene Getreue auszutauschen, ganze Behörden, etwa im Bereich Umweltschutz, zu schließen und die Durchgriffsmöglichkeiten des Präsidenten auf vielen Ebenen zu erweitern, erklärt sie.
Warnung vor "Präsidentschaft der Vergeltung"
Sind Trumps Ankündigungen und Drohungen wirklich wörtlich zu nehmen? Ja, warnt sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton. Donald Trump werde "enormen Schaden anrichten", er sei "sehr gefährlich", im Fall seiner Wahl werde es eine "Präsidentschaft der Vergeltung" geben, sagte Bolton im Fernsehsender CNN.
Bei Trump-Unterstützern klingt das alles ganz anders: Sein früherer EU-Botschafter, der Unternehmer David Sondland etwa, beschwichtigt und sagt zum Krieg gegen die Ukraine: "Natürlich würde er das nicht in 24 Stunden lösen. Was er sagt, ist: Das wird schnell gelöst werden. Er würde beide Seiten dermaßen unter Druck setzen, dass sie zu einer Lösung kommen müssen", so Sondland im Radiosender NPR.
"Als Trump Präsident war, war das Land in guter Verfassung. Unsere Verbündeten mögen uns nicht geliebt haben. Aber weil Trump die Dinge beim Namen nannte, haben sie uns respektiert."
"Nicht nur Sorgen machen, sondern sich vorbereiten"
Sind die Sorgen, die sich viele Europäer machen, am Ende berechtigt? Jeff Rathke, Leiter des deutsch-amerikanischen Instituts an der Johns-Hopkins-Universität in Washington sagt: "Der Punkt ist, sich nicht nur Sorgen zu machen, sondern sich darauf vorzubereiten. In der Lage zu sein, reagieren zu können, was auch immer passiert. Im Bewusstsein, dass all das Gesagte möglich ist."