BRICS-Gipfel in Kasan Putin sieht "multipolare Weltordnung" kommen
Russlands Präsident Putin hat den BRICS-Gipfel offiziell eröffnet. Ihm zufolge bilde sich die von der Gruppe angestrebte "multipolare Weltordnung". Neben mehreren Staatschefs ist auch UN-Generalsekretär Guterres angereist.
Die Staatschefs der BRICS-Gruppe sind beim Gipfel zu einer ersten Sitzung zusammengekommen. Vor den Teilnehmern sprach der russische Präsident und Gastgeber Wladimir Putin von einer seiner Ansicht nach entstehenden "multipolaren Weltordnung".
"Der Prozess der Bildung einer multipolaren Weltordnung ist im Gange, es ist ein dynamischer und unumkehrbarer Prozess", sagte Putin zum offiziellen Beginn des Treffens in Kasan, einer Stadt in der russischen Teilrepublik Tatarstan. Die Strategie von BRICS stehe im Einklang mit den "Bestrebungen des größten Teils der Weltgemeinschaft, der so genannten globalen Mehrheit".
Ein von Russland zur Verfügung gestelltes Foto zeigt eine Sitzung auf dem BRICS-Gipfel. Zu sehen sind die Staatschefs der Vereinigten Arabischen Emirate, Südafrikas, Chinas, Russlands, Indiens, Ägyptens, Irans sowie der brasilianische Außenminister.
Viele interessierte Bewerber
Es gebe mehr als 30 Länder, die sich dem Bündnis anschließen wollten, sagte Putin weiter. "Zweifellos wäre es falsch, das beispiellose Interesse der Länder des Globalen Südens und Ostens an einer Stärkung der Kontakte zur BRICS zu ignorieren", sagte der Kremlchef, fügte aber hinzu: Eine Erweiterung dürfe aber nicht zulasten der Effizienz des Bündnisses gehen. An dem dreitägigen Treffen in Kasan nehmen insgesamt 36 Staaten teil.
Auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sagte, die BRICS-Gruppe der Schwellenländer spiele eine wichtige Rolle bei der Gestaltung einer neuen multipolaren Weltordnung. Der Gipfel sei eine Gelegenheit, eine gerechtere Welt zu schaffen.
Putin trifft Guterres am Donnerstag
Am Morgen war auch UN-Generalsekretär António Guterres angereist. Nach russischen Angaben treffen sich Putin und Guterres am Donnerstag. Es wäre das erste Treffen der beiden seit April 2022. Ende Februar 2022 hatte Russland das Nachbarland Ukraine überfallen. Nach UN-Angaben wird Guterres vor dem Hintergrund wachsender internationaler Beunruhigung hinsichtlich der Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine eine "große Zahl" hochrangiger Teilnehmer des Gipfels treffen.
Die Ukraine kritisierte Guterres' Reise zum Gipfel scharf. Guterres habe die Einladung der Ukraine zum Friedensgipfel in der Schweiz abgelehnt, nehme aber die Einladung des Kriegsverbrechers Putin nach Kasan an. Das sei falsch und schade dem Ansehen der Vereinten Nationen, hieß es.
Xi, Modi und Ramaphosa sind auch dabei
Am Dienstag waren bereits zahlreiche Staatschefs der BRICS-Staaten zum Gipfel angereist, darunter Chinas Präsident Xi Jinping, Indiens Premierminister Narendra Modi und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa. Dem Kreml zufolge sollen mehr als 20 Länder durch ihre Staatsoberhäupter vertreten sein.
Die BRICS-Gruppe war gegründet worden, um die Dominanz des Westens in globalen Angelegenheiten zu verringern. Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte der Block fünf Staaten umfasst: neben Russland waren das Brasilien, Indien, China und Südafrika. Auf diese Mitglieder geht auch der Name zurück.
Zuletzt schlossen sich der Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate an - Saudi-Arabien wurde eingeladen, hat den Beitritt aber noch nicht formell vollzogen. Die Türkei, Aserbaidschan und Malaysia haben formal einen Antrag auf Aufnahme gestellt, mehrere weitere Staaten haben ihren Beitrittswunsch bekundet.
In einer früheren Version dieses Artikels wurde Saudi-Arabien als BRICS-Vollmitglied aufgeführt. Das Land hat seine Mitgliedschaft aber noch nicht formalisiert. Wir haben das präzisiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen