BRICS-Treffen in Kasan Ein gar nicht so isolierter Putin lädt zum Gipfel
800 Kilometer östlich von Moskau lädt Russlands Präsident Putin zum BRICS-Gipfel. Mehr als 20 Staats- und Regierungschefs kommen nach Kasan - und Putin kann zeigen: Trotz westlicher Sanktionen und Ukraine-Krieg ist er nicht isoliert.
Das offizielle Motto heißt etwas sperrig: Stärkung der Vielfalt für eine gerechte globale Entwicklung und Sicherheit. Von heute an sollen positive Botschaften in die Welt gehen - vor Ort arbeiten etwa 2.000 Journalisten. Selbst Präsident Wladimir Putin dampfte seine übliche antiwestliche Rhetorik ein:
"Was BRICS von vielen anderen internationalen Organisationen unterscheidet: BRICS hat sich nie gegen jemanden gerichtet. Der indische Premier Modi hat es ja kürzlich sehr gut gesagt: BRICS ist nicht antiwestlich, es ist einfach nicht westlich…"
Der Staatenbund wächst - an Mitgliedern und an Bedeutung
Vor 16 Jahren richtete Russland bereits den ersten Gipfel aus, damals noch der lose Staatenbund BRIC - also Brasilien, Russland, Indien und China. Südafrika stieß kurz danach dazu - dann waren es die BRICS. Inzwischen hat sich der Staatenbund deutlich erweitert: Seit Januar gehören Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu.
Vor allem Dank der großen Mitgliedsstaaten China und Indien steht BRICS heute für gut 45 Prozent der Weltbevölkerung und übertrumpft die westlichen G7-Staaten auch beim Bruttoinlandsprodukt - freute sich Russlands Präsident.
Und Juri Uschakow, Putins Berater für internationale Angelegenheiten, nannte den Gipfel Nummer 16 das wohl größte außenpolitische Ereignis, das es je in Russland gab. Womit, so der Subtext, die westliche Isolation Russlands wegen des Krieges gegen die Ukraine erneut als wenig wirkungsvoll vorgeführt wird. "Einladungen zum Gipfel gingen an 38 Staaten, BRICS-Mitglieder und Länder, die mit uns zusammenarbeiten. 32 Länder sagten zu und 24 dieser Länder haben bestätigt, dass ihre Staatschefs kommen werden", so Uschakow.
Auch die Türkei ist Gast - und wohl bald BRICS-Mitglied
Wobei Brasiliens Präsident Lula da Silva wegen einer Kopfverletzung nach einem Sturz im Badezimmer absagen musste - er wird per Video zugeschaltet. Erwartet wird dagegen UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
17 bilaterale Treffen sind für Russlands Präsidenten geplant, auch mit dem nach Kasan anreisenden türkischen Präsidenten Erdogan. Für dessen Land, bald wohl ebenfalls BRICS-Mitglied, alte Achsen-Debatten keine Gültigkeit mehr hätten, so Erdogan vor einigen Tagen.
"Wir haben unseren Blick gen Westen ausgerichtet. Das heißt aber nicht, dass wir dem Osten den Rücken kehren, ihn vernachlässigen. Wir leben nicht mehr in einer Welt, die schwarz-weiß ist, in der man sich für eine von zwei Blöcken entscheiden muss", sagte Erdogan.
Eigenes Zahlungssystem - unabhängig vom Dollar
Das ist das BRICS-Grundverständnis und Top-Thema bis Donnerstag - eine neue, gerechtere multipolare Weltordnung zu schaffen, die nicht mehr dominiert vom Westen und seinen prägenden Institutionen ist.
Aber spätestens wenn es um ein neues, sanktionssicheres Zahlungssystem geht jenseits von SWIFT, dann ist das insbesondere für die BRICS-Staaten von Interesse, die mit UN- oder westlichen Sanktionen belegt sind: den Iran und natürlich Russland selbst.
Auch wenn es in Kasan wohl keine Impulse für Friedensverhandlungen geben wird, wie Präsident Putin vor Journalisten der BRICS-Staaten klarstellte. "Wenn wir über Friedensprozesse reden, dann keineswegs solche, die eine Feuerpause bringen von vielleicht ein, zwei Wochen oder einem Jahr. Denn damit bekämen nur die NATO-Länder Zeit, umzurüsten und neue Munitionsvorräte anlegen zu können", so Putin.
Der BRCIS-Gipfel von Kasan endet am Donnerstag.