Nach Corona-Einbruch Chinas Exporte wachsen unerwartet kräftig
Das Exportgeschäft der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft China kommt schneller wieder in Gang als erwartet. Vor allem der Handel mit Russland boomt. Deutschlands Ausfuhren sind weiter rückläufig.
Chinas Exporte sind im März unerwartet stark gestiegen. Die Ausfuhren schnellten im vergangenen Monat in Dollar berechnet um 14,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in die Höhe, wie die Zollbehörde in Peking heute berichtete.
Der Anstieg auf 315 Milliarden Dollar überraschte Experten, die nach einem Einbruch im Januar und Februar um 6,8 Prozent erneut mit einem Rückgang gerechnet hatten. Vor allem der Handel mit Russland boomt. Die starke Entwicklung der chinesischen Exportmaschinerie dürfte der zweitgrößten Volkswirtschaft neuen Schwung geben.
Trendwende nach Corona?
Zwar zeigten die Importe ein leichtes Minus von 1,4 Prozent auf 227 Milliarden Dollar. Doch fiel der Rückgang geringer aus als noch im Januar und Februar mit 10,2 Prozent. Auch hatten Fachleute mit deutlich schwächeren Importzahlen gerechnet.
Das starke Außenhandelsplus von insgesamt 7,4 Prozent im März markiert eine Trendwende für die größte Handelsnation der Welt, nachdem die Exporte zuvor fünf Monate in Folge zurückgegangen waren. Der Handelsüberschuss stieg auf 88 Milliarden Dollar.
Der chinesische Außenhandel hatte sich im vergangenen Jahr durch die strengen Corona-Maßnahmen in China und die geringere globale Nachfrage spürbar abgeschwächt. Nach dem Ende der Null-Covid-Strategie mit seinen stark restriktiven Maßnahmen im Dezember lähmte zunächst eine heftige Corona-Welle die chinesische Wirtschaft, die erst in jüngster Zeit wieder spürbar anzog.
Handel mit Russland floriert
Der Handel mit Russland legte im März kräftig um 71,9 Prozent zu. Chinas Ausfuhren nach Russland, das unter westlichen Sanktionen leidet, stiegen sogar um 136,4 Prozent. Die Importe, darunter auch günstige Energieeinfuhren, legten um 40,5 Prozent zu, wie der Zoll berichtete. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor über einem Jahr gibt China dem Kreml-Herrscher Wladimir Putin Rückendeckung.
Auch die USA profitierten vom neu belebten Außenhandel des asiatischen Landes. China importierte im März um 5,6 Prozent mehr aus den USA. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten gingen um 7,7 Prozent zurück, wie der Zoll berichtete. Deutschlands Exporteure verzeichneten ein Minus von 2,1 Prozent. Chinas Ausfuhren nach Deutschland verringerten sich auch um 1,4 Prozent. Die chinesischen Exporte in die EU legten hingegen um 3,4 Prozent zu - genauso wie die Einfuhren aus der Gemeinschaft.
Stärke auch von Dauer?
Experten bezweifeln aber, dass der Trend von Dauer sein kann, da die Nachfrage in anderen großen Volkswirtschaften nachlässt. "Chinas Exportwachstum ist im März sprunghaft angestiegen. Das kam für den Markt überraschend", sagte Zhiwei Zhang, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management. "Die positive Überraschung könnte teilweise auf einen geringen Basiseffekt zurückzuführen sein - die Covid-Ausbrüche im März letzten Jahres zwangen viele Fabriken zur Schließung."
Lv Daliang, Sprecher chinesischen Zollbehörde, verwies auf die starke Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, Solarprodukten und Lithiumbatterien. Er warnte jedoch, dass sich die Bedingungen in Zukunft verschlechtern könnten. "Das externe Umfeld ist derzeit immer noch schwierig und kompliziert", sagte er vor Reportern in Peking. "Die schleppende Auslandsnachfrage und geopolitische Faktoren werden Chinas Handelsentwicklung vor größere Herausforderungen stellen."
Wie wichtig der Export für China ist, verdeutlichte der neue Regierungschef Li Qiang vergangene Woche mit einem Aufruf auf einer Kabinettssitzung, "jede Methode zu versuchen", um den Außenhandel zu stabilisieren. Lag das chinesische Wachstum im vergangenen Jahr nur bei drei Prozent, hat die Regierung für dieses Jahr als Ziel "rund fünf Prozent" vorgegeben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit 5,2 Prozent.