Schrumpfende Verkaufszahlen Audi beendet Produktion in Brüssel im Februar
Ende Februar stoppt der Ingolstädter Autobauer Audi die Produktion in seinem Werk in Brüssel. Derzeit wird dort das elektrische SUV Q8 e-tron gebaut, das unter einer geringen Nachfrage leidet.
Die VW-Tochter Audi will die Autoproduktion im Werk Brüssel Ende Februar 2025 einstellen. Das teilte das Unternehmen heute dem Betriebsrat und den Gewerkschaften mit. Entlassungen seien bis Ende dieses Jahres nicht vorgesehen.
Schwache Nachfrage und hohe Kosten
Audi erwägt schon länger, das Werk Brüssel zu schließen und berät mit Betriebsräten und Gewerkschaften seit Monaten darüber. Das ist in Belgien gesetzlich vorgeschrieben, um die Arbeitsplätze zu retten. Diesen Informations- und Konsultationsprozess will die Unternehmensleitung in zwei Wochen abschließen. Jüngst hatten die Mitarbeiter ihren Unmut über die unklare Zukunft des Werks mit einem ungewöhnlichen Protest zum Ausdruck gebracht und 200 Fahrzeugschlüssel entwendet.
Auch Belgiens Wirtschaftsminister Pierre-Ives Dermagne hatte zuletzt betont, die belgische Regierung werde genau beobachten, wie sich die Lage bei Audi entwickele: "Wir möchten natürlich, dass alle Alternativen ernsthaft geprüft werden, um sicherzustellen, dass die Auswirkungen für die Beschäftigten als auch für die Zulieferer so gering wie möglich gehalten werden."
Die Fabrik mit 3.000 Beschäftigten fertigt nur ein einziges Modell, den Elektro-SUV "Q8 e-tron". Dieser war vor allem auf dem chinesischen Markt erfolgreich. Nun ist die Nachfrage aus China eingebrochen und die Verkaufszahlen schrumpfen. Darüber hinaus hat die Brüsseler Fabrik sehr hohe Logistikkosten, weil nur wenige Zulieferer in der Nähe sind. Die Lage zwischen einem Wohngebiet, Bahngleisen und der Autobahn macht darüber hinaus Erweiterungen schwierig.
Gespräche mit potenziellem Investor
Weil der Mutterkonzern Volkswagen in der Krise steckt, will er in Brüssel kein neues Modell auflegen. Der Nachfolger des "Q8-etron" soll voraussichtlich in Mexiko gebaut werden. Denn Audi könnte diesen Bereich Fachleuten zufolge den Chinesen überlassen oder eine Kooperation mit einem chinesischen Autobauer anstreben mit einer außereuropäischen Produktion. Und sich dafür im E-Bereich auf die Mittelklasse konzentrieren, die aber nicht mehr in Brüssel produziert wird.
Mit einem potenziellen Investor für das Werk liefen noch Gespräche, teilte Audi heute weiter mit. Dabei handelt es sich nach Informationen aus Unternehmenskreisen um einen Nutzfahrzeughersteller. Parallel laufe die Arbeitsgruppe zur Alternativverwendung weiter.
Zuvor hatte Audi schon mit mehr als 20 potenziellen Investoren aus der Autobranche gesprochen, ohne Aussicht auf ein tragfähiges Konzept für den Standort und die Beschäftigten. "Zu viele Fragen nach der Zukunft der Audi-Beschäftigten und unserer Subunternehmer bleiben offen", hatte Franky De Schrijver vom Belgischen Allgemeinen Gewerkschaftsbund bereits Anfang September erklärt. "Es gibt keine neuen Projekte und damit auch keine Perspektive mehr für Audi in Brüssel."