OECD-Studie Beschäftigungsquote von Migranten auf Höchststand
Die Beschäftigungsquote von Zugewanderten hat 2022 in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus dem aktuellen Migrationsbericht der OECD hervor. Bei Frauen ist die Quote allerdings erheblich geringer.
Zuwanderer, die in Deutschland arbeiten dürfen, werden zunehmend besser in den Arbeitsmarkt integriert. Das geht aus dem aktuellen Migrationsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.
Die Quote stieg demnach um 1,5 Prozentpunkte auf 69,8 Prozent Ende 2022 an. Laut Studienmitautor Thomas Liebig ist dies der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 2000er-Jahre. Bei im Inland Geborenen beträgt diese Quote laut OECD 78,9 Prozent.
Diesen Trend hat die OECD nicht nur für Deutschland beobachtet: Bis auf Polen stieg in allen 38 Mitgliedsstaaten die Beschäftigungsquote von Zugewanderten.
Hoher Arbeitskräftemangel
Den Grund für die bessere Integration sieht die Organisation vor allem in der angespannten Arbeitsmarktsituation vieler Mitgliedsländer. Wegen eines hohen Arbeits- und Fachkräftemangels versuchten viele Staaten, die Arbeitsmigration zu fördern. In Deutschland habe die Arbeitsmigration aber noch eine nachgeordnete Bedeutung: Um in Deutschland zu arbeiten, seien nur 14 Prozent der Menschen zugewandert.
Nachholbedarf bei zugewanderten Frauen
Einen großen Nachholbedarf sehen die Expertinnen und Experten allerdings noch bei der Arbeitsmarktintegration von zugewanderten Frauen, insbesondere bei jenen mit Kindern. Die Beschäftigungsquote zugewanderter Mütter liegt in Deutschland bei 42 Prozent und damit um 31 Prozentpunkte niedriger als die von im Inland geborenen Müttern. Als einen Grund dafür nennt die Studie unter anderen, dass Migrantinnen häufig früher gebären, was ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt in ihren Ländern erschwert.
Mitautor Liebig sieht hier "ein erhebliches Potenzial" für den Arbeitsmarkt. Sollte es gelingen, diesen "Gender Gap" zu senken, wären hierzulande eine halbe Million Menschen mehr in Beschäftigung. Migration und insbesondere Integration müsse deshalb "stärker aus einer Familienperspektive betrachtet werden", so Liebig.
Hälfte der dauerhaften Zuwanderer EU-Bürger
Mit mehr als sechs Millionen dauerhaften Zuwanderern in die OECD-Länder habe der Zuzug 2022 ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht, so die Autoren. Dazu kommt eine erhebliche Fluchtbewegung aus der Ukraine, die bis Mitte 2023 auf 4,7 Millionen Geflüchtete beziffert wurde.
Für Deutschland geht die OECD für 2022 von 641.100 Zuwanderern aus. Dabei sind die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nicht berücksichtigt, von denen Deutschland seit 2021 mehr als eine Million aufgenommen hat.
Die meisten dauerhaften Zuwanderer kamen 2021 aus den EU-Ländern Rumänien, Polen und Bulgarien nach Deutschland, gefolgt von Syrien, der Türkei und Afghanistan. Auch 2022 habe die Migration im Rahmen der EU-Freizügigkeit die Hälfte der dauerhaften Zuwanderung ausgemacht, so die OECD.
Die zweitgrößte Gruppe war laut OECD mit 21 Prozent der humanitären Migration zuzuordnen. Das sind zum Beispiel Menschen, die vor Krieg fliehen.