Integration in den Arbeitsmarkt Über die Hälfte der 2015 Geflüchteten erwerbstätig
Ein großer Teil der Geflüchteten, die 2015 nach Deutschland kamen, ist einer aktuellen Studie zufolge erwerbstätig. Oft arbeiten sie aber in Jobs, für die sie überqualifiziert sind.
Mehr als die Hälfte der im Jahr 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge war einer Analyse zufolge im Jahr 2021 erwerbstätig. Im Vergleich zu 2020 ist dies ein Anstieg um etwa zehn Prozent. Das zeigt eine in Nürnberg veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Von den seit sechs Jahren in Deutschland lebenden Geflüchteten übten 2021 danach 41 Prozent eine Arbeit unterhalb ihres Tätigkeitsniveaus vor der Flucht aus, heißt es in der Studie. Zwölf Prozent arbeiteten über ihrem früheren Tätigkeitsniveau. Die Co-Autorin der Studie, Yuliya Kosyakova, sagte, dies sei angesichts des Fachkräftemangels ein wichtiges Potenzial: "Sie sind hier, stehen zur Verfügung und sind sehr motiviert."
Steigende Gehälter mit zunehmender Aufenthaltsdauer
Das IAB untersuchte im Rahmen mehrerer Befragungen die Arbeitsmarktintegration der von 2013 bis 2019 nach Deutschland gekommenen Schutzsuchenden. Ein Großteil der Geflüchteten arbeite mittlerweile in Vollzeit, hieß es.
Mit zunehmender Aufenthaltsdauer steigt laut IAB auch das mittlere Monatsgehalt von Geflüchteten. Ihr durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst sei von 1.660 Euro in den ersten beiden Jahren nach der Einreise auf 2.037 Euro im sechsten Jahr gestiegen. "Allerdings verdienen Geflüchtete nach wie vor deutlich weniger pro Stunde als der Durchschnitt der Beschäftigten", erklärte Herbert Brücker vom IAB. Dabei spiele das geringe Durchschnittsalter der Geflüchteten eine Rolle. So erreichten die 18- bis 25-jährigen Geflüchteten 74 Prozent der mittleren Verdienste ihrer Altersgruppe im Bevölkerungsdurchschnitt.
Großes Gefälle zwischen den Geschlechtern
Die Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt verlaufe zudem deutlich langsamer als die der Männer. Während 2021 insgesamt 67 Prozent der männlichen Geflüchteten sechs Jahre nach der Ankunft erwerbstätig gewesen seien, seien es bei Frauen 23 Prozent. Dabei spielten Kinderbetreuung, aber auch Bildung und Berufserfahrung im Herkunftsland und die Teilnahme an Sprach- und Arbeitsmarktprogrammen eine Rolle. Acht Jahre nach dem Zuzug steige die Erwerbstätigkeitsquote von Frauen auf 39 Prozent.
Geflüchtete in qualifizierten Berufen
Die Daten zeigen, dass immer mehr Geflüchtete in sogenannten qualifizierten Berufen tätig sind: Rund ein Drittel besuchte seit der Ankunft in Deutschland Schulen und Hochschulen oder absolvierte Ausbildungen und Weiterbildungsmaßnahmen.
Etwas weniger als zwei Drittel arbeiteten in einem Job, der einen Berufs- oder Studienabschluss voraussetzt. Dieses Bild zeige sich auch bei Geflüchteten, die während der sogenannten Flüchtlingskrise kamen: "Auch die 2015 zugezogenen Geflüchteten erreichen im Befragungsjahr 2021 eine Erwerbstätigenquote von 54 Prozent."