US-Wahl 2024
Trump-Anhänger in North Carolina Starke Motoren und ein starker Glaube
Sie schwören auf Verbrennermotoren, legen die Bibel wortgetreu aus - und halten fest zu Donald Trump: In Swansboro in North Carolina unterstützen viele den Republikaner. Wer sind die Trump-Fans - und was schweißt sie zusammen?
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich die Stöpsel in die Ohren zu drücken. Es ist Samstagabend - und beim Stock-Car-Rennen in Swansboro im US-Bundesstaat North Carolina drehen die Fahrer so richtig auf. Die Strecke ist kurz, gerade 650 Meter lang, für eine Runde brauchen sie nur 20 Sekunden. Glamourös ist hier nichts. Die Wagen sind von Hand umgebaut, frisiert und aufgemotzt, hinter jedem Fahrer steht eine ganze Familie.
Oben auf der Tribüne sitzt Janet Wade, eine pensionierte Lehrerin, und zählt auf: Ihr Sohn fährt gerne und schon seit Jahren Autorennen, auch ihr Schwiegersohn Steve. Ihr Mann, kurz JC genannt, gibt Kommandos vom Turm aus und Tochter Tracy arbeitet im Marketing.
Das hier sei definitiv eine Sache für die ganze Familie, bestätigt Tracy, und die Familie sei hier absolut alles. Alle zwei Wochen sind die Wades gemeinsam beim Autorennen unterwegs. Etwas zusammen zu machen, das jeder möge, und in dem jeder eine unterschiedliche Rolle spielt, das sei wichtig.
Jesus auf der Motorhaube: Auch beim Autorennen wird der Glaube zum Ausdruck gebracht.
"Wir interessieren uns für vernünftige Benzinpreise"
Autorennen gehören zum Süden der USA wie Rodeos zum Wilden Westen. Hier in Swansboro sind sie stolz auf ihre frisierten Motoren und polierten Karossen: alles selbst gemacht. Und was man über die Regierung in Washington denkt, ist auch klar - wenig Gutes.
Dass Joe Biden Elektroautos fördert? Davon hält Janet Wade zum Beispiel gar nichts. "Ich glaube, dass die meisten von uns sich nicht für Elektroautos interessieren", sagt sie, "wir interessieren uns für vernünftige Benzinpreise", weil die alle beträfen.
Swansboro liegt im Osten von North Carolina direkt am Meer. Washington ist sechs Autostunden entfernt. Die Bevölkerung ist hier zu über 80 Prozent weiß und im Jahr 2020 haben hier über 70 Prozent der Wähler für Donald Trump gestimmt. Auch dieses Mal werden es wieder sehr viele sein. Das ahnt man am Sonntagmorgen beim Kirchgang.
Autorennen gehören zum Süden der USA.
Beten vor der Stimmabgabe
Die Baptisten im Süden der USA sind sehr konservativ, und die Cape-Carteret-Baptisten-Kirche, die Janet Wade besucht, macht da keine Ausnahme. Hier wird die Bibel wörtlich genommen, weibliche Pfarrer gibt es nicht.
An diesem Sonntag, zwei Wochen vor der Wahl, möchte Pfarrer Kevin Clubb den Gläubigen etwas mit auf den Weg geben. Bevor sie ihre Stimme abgeben, sollen sie beten und die Bibel zu Rate ziehen.
Ausdrücklich will der Pfarrer keine Wahlempfehlung abgeben, aber das muss er auch nicht. Die Beispiele, die er nennt, sind eindeutig. "Als Gott uns nach seinem Bild schuf, schuf er uns als Mann und Frau", sagt Clubb im Gespräch nach dem Gottesdienst, "und wir müssen uns da nichts ausdenken oder manipulieren". Die Ehe werde laut Bibel zwischen Mann und Frau geschlossen, das Leben beginne mit der Zeugung. Soll heißen: Ein frommer Christ sollte nicht die Demokraten wählen.
Ohne College-Abschluss nach oben gearbeitet
Bei der Familie Wade kommt nach dem gemeinsamen Sonntagsessen Vater JC, 81 Jahre alt, ins Erzählen. Wie er schon als Kind auf den Tabakfeldern gearbeitet hat, wie die Familie erst fließendes Wasser bekam, als er schon 16 war. Und wie er sich, ohne College-Abschluss, zum Ingenieur nach oben gearbeitet hat.
"Jeder hat diese Möglichkeit in diesem Land", sagt er und ergänzt: "Sie können sein, was Sie sein wollten, wenn Sie Zeit und Mühe investieren". Es gebe keine Grenzen.
Familie, Kirche, harte Arbeit: Was der Familie Wade wichtig ist, glaubt sie bei Donald Trump und den Republikanern zu finden - auch wenn Janet Wade mit Trumps Persönlichkeit hadert. Er sei sehr selbstherrlich, es gehe immer nur um ihn, und das sei gefährlich, sagt Janet. Aber sie sei auch ganz sicher, dass Trump etwas Großartiges für alle schaffen werde.
Vor den US-Wahlen haben sich unsere Korrespondenten auf Reisen in vier besonders umkämpfte Bundesstaaten begeben - nach Arizona, Pennsylvania, North Carolina und Georgia. Sie schildern von dort, wie um die verschiedenen Wählergruppen gekämpft wird. Hier finden Sie die bisherigen Reportagen: