Berichte über viele Tote UN verurteilen israelische Luftangriffe in Gaza
UN-Sonderkoordinator Wennesland hat die jüngsten israelischen Luftangriffe im Gazastreifen verurteilt. Dabei sollen nach Hamas-Angaben 87 Menschen getötet worden oder unauffindbar sein. Israel hält die Zahl für übertrieben.
Der UN-Sonderkoordinator für den Nahost-Friedensprozess, Tor Wennesland, hat die israelischen Luftangriffe in Beit Lahiya im Gazastreifen, bei denen gestern nach Angaben der Hamas viele Menschen ums Leben gekommen sein sollen, verurteilt.
"Das ist das Ergebnis wochenlanger verstärkter Operationen, die zu zahlreichen zivilen Todesopfern geführt haben und die Bevölkerung im Norden des Landes fast vollständig von humanitärer Hilfe abgeschnitten haben", sagte Wennesland. Er forderte ein Ende der Angriffe auf Zivilisten und drängte darauf, vertriebene Palästinenser zu schützen. In einem Beitrag bei X forderte er die Terrororganisation Hamas auf, die Geiseln freizulassen.
Mindestens 87 Tote und Vermisste
Nach Angaben des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums des Gazastreifens waren bei israelischen Luftangriffen im Norden des Gazastreifens mindestens 87 Menschen ums Leben gekommen und würden vermisst. 40 Menschen seien bei den Angriffen auf mehrere Häuser in der Ortschaft Beit Lahija verletzt worden.
Das Bombardement habe laut einem Mediziner, den die Nachrichtenagentur AP zitiert, ein mehrstöckiges Gebäude und mindestens vier benachbarte Häuser zerstört. Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Munir al-Bursch, schrieb in einem Beitrag auf X, die Flut von Verwundeten durch die Angriffe verschlimmere eine bereits katastrophale Situation für das Gesundheitssystem im nördlichen Gazastreifen.
Israel weist Opferzahlen zurück
Das israelische Militär teilte mit, es habe einen "präzisen Angriff" gegen ein Hamas-Ziel ausgeführt und wies die Opferzahlen zurück. Das Gebiet sei ein aktives Kriegsgebiet, und es werde versucht, Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen forderte die israelischen Streitkräfte auf, Angriffe auf Krankenhäuser im nördlichen Gazastreifen sofort einzustellen. Zuvor teilte das Gesundheitsministerium mit, dass israelische Soldaten am Wochenende auf zwei Krankenhäuser geschossen hätten. Das Militär Israels teilte mit, es sei in der Nähe eines der Krankenhäuser aktiv gewesen, habe aber nicht direkt darauf geschossen.
Noch etwa 400.000 Menschen im Norden
Der Norden des Küstengebiets erlitt die schwersten Zerstörungen des Krieges und ist seit Ende vergangenen Jahres, nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, von israelischen Truppen abgeschnitten.
Israel hatte die gesamte Bevölkerung des nördlichen Drittels des Gazastreifens, einschließlich der Stadt Gaza, in den ersten Wochen des Krieges aufgefordert, in den Süden zu fliehen und diese Anweisung Anfang dieses Monats wiederholt. Der größte Teil der Bevölkerung war im vergangenen Jahr geflohen, doch es wird davon ausgegangen, dass rund 400.000 Menschen im Norden blieben.