Krieg in Nahost Zahlreiche Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Mehr als 40 Menschen sind nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen im Gazastreifen ums Leben gekommen. Israel meldet den Einschlag einer Drohne in der Nähe eines Wohnhauses von Premier Netanyahu.
Bei israelischen Angriffen sind laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Bei einem Angriff auf die Stadt Dschabaliya im Norden des Gazastreifens kamen demnach mindestens 30 Menschen ums Leben. Unter den Todesopfern seien 20 Frauen und Kinder, berichtete Wafa.
Mehr als 50 Menschen seien verletzt worden. Die israelischen Streitkräfte äußerten sich bislang nicht zu dem Bericht.
Bei einem zweiten Angriff auf ein Haus im Flüchtlingslager Al Maghazi im Zentrum des Gazastreifens seien mindestens elf Menschen getötet worden, so Wafa. Unter den Trümmern würden noch immer Menschen vermisst. Die Angaben konnten bislang nicht unabhängig überprüft werden.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Verstärkte Bodenoffensive seit zwei Wochen
Das israelische Militär rückt seit zwei Wochen auf Dschabaliya vor. Einwohnern zufolge sind israelische Panzer zunächst durch Vororte und Wohngebiete und schließlich bis ins Zentrum des dortigen Flüchtlingslagers vorgedrungen. Zuletzt kam es zu heftigen Kämpfen. Vor wenigen Tagen tötete das israelische Militär dort eigenen Angaben zufolge in einem früher als Klinik genutzten Gebäude mehrere Terroristen und zerstörte ein Waffendepot.
Zivilisten wurden zuvor aufgefordert, in den Süden des Küstenstreifens zu gehen. Viele der - teils bereits mehrmals vertriebenen - Menschen ignorierten den Aufruf allerdings, weil das israelische Militär auch in den sogenannten sicheren Zonen im Süden angegriffen habe.
Drohne in Richtung eines Wohnhauses von Netanyahu
Derweil schlug nach Angaben des israelischen Militärs eine im Libanon gestartete Drohne in ein Gebäude in der Stadt Caesarea ein, wo auch ein Wohnhaus von Regierungschef Benjamin Netanyahu liegt. Ein Sprecher Netanyahus sagte, der Premier sei nicht vor Ort gewesen, es habe auch keine Verletzten gegeben. Laut ARD-Korrespondent Philip Kuntschner ist unklar, ob es sich um einen gezielten Angriff gehandelt habe. Nach Angaben des Militärs wurden zwei weitere Drohnen, die israelisches Gebiet überquerten, abgefangen.
Luftalarm gab es auch in der weiter südlich gelegenen Küstenmetropole Tel Aviv. Dort sei eine Drohne im Anflug auf den Stadtteil Glilot gewesen, wo das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und eine andere Geheimdienstzentrale liegen. Die Sirenen heulten nach Armeeangaben auch in zahlreichen Orten Nordisraels wie etwa der Stadt Tiberias am Westufer des Sees Genezareth.
Die mit der Hamas im Gazastreifen verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah beschießt Israel seit Beginn des Gazakriegs im Oktober vergangenen Jahres fast täglich mit Raketen und Drohnen. Sie hatte am Freitag - nach der Tötung des Hamas-Chefs Jihia Sinwar - angekündigt, die Drohnenangriffe auf Israel zu verstärken.