Donald Trump

Nach Gespräch mit Selenskyj Trump zweifelt an Putins Friedenswillen

Stand: 26.04.2025 18:11 Uhr

US-Präsident Trump hat Zweifel daran geäußert, dass es Kreml-Chef Putin mit einem Ende des Krieges tatsächlich Ernst ist. Vielleicht müsse man zu Sanktionen greifen. Zuvor hatte sich Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj getroffen.

Nach dem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schlägt US-Präsident Donald Trump plötzlich schärfere Töne gegenüber Russlands Präsidenten Wladimir Putin an. Auf seiner Online-Plattform Truth Social drohte er Russland sogar mit Sanktionen gegen Russland.

Die jüngsten russischen Raketenangriffe auf zivile Gebiete in der Ukraine brächten ihn zu dem Gedanken, dass der Kreml-Chef nicht an einem Ende des Krieges interessiert sei. Trump schrieb: "Das lässt mich denken, dass er den Krieg vielleicht gar nicht beenden will, sondern mich nur hinhalten will und dass man anders mit ihm umgehen muss, im 'Bankenwesen' oder mit 'Sekundärsanktionen'?" Zu viele Menschen würden sterben.

Selenskyj: Symbolträchtiges Treffen

Zuvor waren Trump und Selenskyj in Rom am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus zu einem Gespräch im Vatikan zusammengekommen. Das Weiße Haus bezeichnete das Treffen als "sehr produktiv".

Selenskyj äußert sich danach optimistisch. "Es war ein sehr symbolträchtiges Treffen, das das Potenzial hat, ein historisches zu werden, wenn wir gemeinsame Ergebnisse erzielen", schrieb Selenskyj auf Telegram.

Er dankte Trump und sprach von einem guten Gespräch. "Unter vier Augen konnten wir eine Menge besprechen. Wir hoffen auf ein Ergebnis aus den Dingen, die besprochen wurden." Dazu zählten der Schutz des Lebens der ukrainischen Bevölkerung, "ein vollständiger und bedingungsloser Waffenstillstand" sowie "ein verlässlicher und dauerhafter Frieden".

Das Gespräch soll rund 15 Minuten gedauert haben. Der ukrainische Präsident hatte zuvor in einer Videobotschaft nicht näher benannte Treffen angekündigt, die zu einer Waffenruhe führen sollen.

Gespräche auch mit Starmer und Macron

Es war das erste Treffen von Trump und Selenskyj nach dem Eklat im Weißen Haus Ende Februar. Damals hatte es vor laufenden Kameras ein Wortgefecht zwischen Trump, US-Vizepräsident JD Vance und Selenskyj gegeben. Dabei platzte auch ein Abkommen über den Zugriff der USA auf ukrainische Rohstoffe. Beide Seiten hatten zuletzt in einem Memorandum angekündigt, noch diese Woche einen Rohstoff-Deal zu unterzeichnen.

Bei dem Gespräch waren auch der britische Präsident Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron anwesend. Von Selenskyjs Büro veröffentlichte Fotos zeigen die vier Staatschefs in ein Gespräch vertieft.

Macron erklärte nach dem Treffen, die Ukraine sei zu einer bedingungslosen Waffenruhe bereit. Die sogenannte Koalition der Willigen werde sich weiterhin dafür einsetzen - genau wie für einen dauerhaften Frieden. Auch Macron bezeichnete das Gespräch in Rom als "sehr positiv".

Trump, Selenskyj, Starmer und Macron sprechen miteinander im Vatikan.

Trump, Selenskyj, Starmer und Macron sprachen vor der Trauerfeier für Papst Franziskus im Vatikan miteinander.

Trump verlangt Zugeständnisse von Selenskyj

Trump will den russischen Angriffskrieg in der Ukraine beenden und verlangt dabei vor allem von Kiew Zugeständnisse. Einen Verzicht etwa auf die von Russland schon 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim oder andere von Moskau einverleibte Gebiete im Osten der Ukraine hatte Selenskyj bisher kategorisch abgelehnt.

Nach Angaben des US-Präsidenten stehen die Verhandlungen zur Beendigung des Angriffskrieges gegen die Ukraine kurz vor einem Ergebnis.

Putin laut Kreml zu direkten Verhandlungen bereit

Nach Angaben aus dem Kreml ist Putin zu direkten Verhandlungen mit der Ukraine ohne Vorbedingungen bereit. "Während des gestrigen Gesprächs mit Trumps Gesandtem Witkoff bekräftigte Wladimir Putin, dass die russische Seite bereit ist, den Verhandlungsprozess mit der Ukraine ohne Vorbedingungen wieder aufzunehmen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten. Das meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax. 

US-Präsident Donald Trump hatte seinen Sonderbeauftragten Steve Witkoff zum vierten Mal zu Gesprächen nach Russland geschickt. Laut Kreml dauerte das Treffen mit Putin diesmal rund drei Stunden. Trump hatte danach erklärt, dass es eine Einigung in dem Konflikt geben könne.

Bisher hatte Putin zwar immer wieder seine Bereitschaft zu Gesprächen mit Kiew betont. Er erklärte dann aber, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erst sein Dekret zurückziehen müsse, das solche Gespräche untersagt. Wenn dies als Vorbedingung wegfiele, dann könnte es eine Lage wie zu Beginn des Krieges geben, als Ukrainer und Russen direkt verhandelten über ein Ende des Krieges.

Bericht über ukrainischen Gegenvorschlag

Einem Medienbericht zufolge arbeitet Kiew einen Gegenvorschlag zu den US-Plänen für eine Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aus, der Raum für mögliche Kompromisse lässt. So werde in dem Plan, der der New York Times vorliegt, etwa nicht erwähnt, dass die Ukraine das gesamte von Russland beschlagnahmte Territorium vollständig zurückerhält. Auch wird laut der Zeitung nicht auf einen NATO-Beitritt der Ukraine bestanden. Dies sind zwei Punkte, die bisher von ukrainischer Seite als nicht verhandelbar galten. 

Für Russland hingegen sind der Verzicht auf einen ukrainischen NATO-Beitritt und die Gebietsabtretungen durch Kiew zentrale Kriegsziele. Trump hatte in einem Interview mit dem Time Magazine gesagt: "Die Krim wird bei Russland bleiben." Selenskyj will sich damit nicht abfinden. Er gestand zwar ein: "Die Ukraine hat nicht genügend Waffen, um mit Waffen die Kontrolle über die Halbinsel Krim zurückzuholen." Doch gebe es Möglichkeiten, dies mittels Sanktionen sowie ökonomischem und diplomatischem Druck zu erreichen.

Mariia Fedorova, ARD Ki, tagesschau, 26.04.2025 14:13 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 26. April 2025 um 18:00 Uhr.