JD Vance steht vor Vertretern der Presse

Verhandlungen zum Ukraine-Krieg USA schwenken auf Kreml-Kurs ein

Stand: 24.04.2025 02:48 Uhr

In den Verhandlungen über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs wächst der Druck aus Washington. Die USA wollen ein schnelles Ergebnis - doch ihre Vorschläge weichen weit von den ukrainischen Vorstellungen ab.

"Aufhetzende Äußerungen", die "sehr schädlich" für die Friedensverhandlungen seien: Aus Sicht von US-Präsident Donald Trump ist es der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der den Weg in Richtung Waffenruhe blockiert.

Trump kritisierte auf seiner Online-Plattform Truth Social, dass der ukrainische Präsident Gebietsabtretungen an Russland einmal mehr ausgeschlossen hatte. Weder auf die Halbinsel Krim, noch auf die anderen von Russland annektierten Gebiete will die Ukraine verzichten.

Vance will "neue Linien" ziehen

Aber genau das fordern die USA, wie Vizepräsident JD Vance während eines Besuches in Indien sagte: "Der gegenwärtige Frontverlauf - oder irgendwo entlang dieser Linie - da wird man letztlich die neuen Linien in diesem Konflikt ziehen."

Das bedeutet laut Vance, dass sowohl die Ukraine und als auch Russland jeweils einen Teil der Gebiete abgeben müssen, die sie derzeit haben. "Da wird es einen Gebietstausch geben müssen - ich würde also nicht sagen, dass es exakt der aktuelle Frontverlauf ist. Aber wir wollen, dass das Töten aufhört."

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

USA drohen mit Ausstieg aus Verhandlungen

Die Halbinsel Krim, so Präsident Trump auf Truth Social, stehe noch nicht einmal zur Diskussion. Wie amerikanische Medien berichteten, haben die USA den beiden Konfliktparteien ein "letztes Angebot" für eine Feuerpause unterbreitet.

Vizepräsident Vance bestätigte das indirekt: "Wir haben Russen und Ukrainern einen sehr konkreten Vorschlag gemacht. Jetzt ist die Zeit für beide, dass sie Ja dazu sagen. Oder die Vereinigten Staaten geben diesen Prozess auf."

Donald Trump macht Ukraine und Russland "letztes Angebot" für Friedensverhandlungen

Torben Börgers, ARD Washington, tagesthemen, 23.04.2025 22:15 Uhr

Viele Zusagen an Russland, nur Versprechungen für die Ukraine

Die einzelnen Bestandteile hatte zuvor die News-Seite Axios enthüllt. Demnach würde Russland unter anderem die US-Anerkennung der russischen Kontrolle über die Krim und über fast alle weiteren Gebiete erhalten, die Russland derzeit in der Ukraine besetzt hält. Außerdem die Zusage, dass die Ukraine nicht in die NATO eintreten wird, die Aufhebung der seit 2014 beschlossenen Sanktionen - und eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA.

Der Ukraine machen die USA dem Axios-Bericht zufolge nur Versprechungen. So werde es eine "robuste Sicherheitsgarantie" durch europäische Staaten geben, offenbar ohne amerikanische Beteiligung. Dazu käme die ungehinderte Passage auf dem Fluss Dnipro, entlang dessen im Süden teilweise die Front verläuft. Und die Ukraine würde kompensiert und könne mit Hilfe beim Wiederaufbau rechnen. Wer das bezahlen soll, steht in dem US-Vorschlag nicht.

Trump und Selenskyj liegen weit auseinander

Autor des Axios-Berichts ist Barak Ravid. Ihn wundert die ablehnende Haltung Selenskyjs nicht. Bei CNN sagte er: "Trump und Selenskyj stecken fest. Denn Trumps Plan, der - mehr oder weniger - genau das ist, was Präsident Putin will, ist sehr, sehr weit von dem entfernt, wozu Selenskyj bereit wäre. Und deshalb sieht es aus, dass wir nicht kurz vor einem Deal stehen."

Wie viel Zeit die USA den Konfliktparteien jetzt geben, um über Zustimmung oder Ablehnung ihre Vorschlags zu entscheiden, ist nicht klar. Ebenfalls unbekannt ist, ob Trump jede Hilfe für die Ukraine beenden würde, sollte Selenskyj Nein zu seinem "letzten Angebot" sagen.