Jahrestag des Hamas-Massakers Israel trauert
Am ersten Jahrestag des Hamas-Terrorüberfalls finden in ganz Israel Gedenkveranstaltungen statt. Präsident Herzog gedachte zusammen mit Angehörigen der Toten beim Nova-Musikfestival. Die Hamas schoss Raketen auf Tel Aviv ab.
In Israel haben die Gedenkveranstaltungen zum ersten Jahrestag des Hamas-Massakers im Grenzgebiet zum Gazastreifen begonnen. Um 06:29 Uhr - dem Beginn des Massakers vor einem Jahr - nahm der israelische Präsident Izchak Herzog an einer Gedenkveranstaltung nahe dem Kibbuz Reim teil, wo vor einem Jahr mehr als 370 Teilnehmer des Nova-Musikfestivals getötet wurden.
Gemeinsam mit Angehörigen und Freunden der Opfer hielt er eine Schweigeminute ab. Er appellierte an die Welt, Israel im Kampf gegen seine Feinde zu unterstützen.
Es ist eine Narbe an der Menschheit, eine Narbe am Angesicht der Erde.
Herzog sagte weiter: "Die Welt muss sich dessen gewahr werden und verstehen, dass sie Israel in der Schlacht gegen seine Feinde unterstützen muss." Israel würde eine Schlacht für die freie Welt schlagen.
Netanyahu erinnert an Opfer und Geiseln
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erinnerte ebenfalls an die Opfer und die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln und demonstrierte Entschlossenheit. "Wir gedenken unserer Gefallenen, unserer Geiseln, um deren Heimkehr wir uns bemühen, unseren Helden, die bei der Verteidigung unserer Heimat und unseres Landes gefallen sind", sagte er auf einer Gedenkveranstaltung.
"Wir haben vor einem Jahr ein schreckliches Massaker durchlebt und uns als eine Nation wie Löwen erhoben." In Jerusalem besuchte der Regierungschef ein Denkmal für Zivilisten, Ersthelfer und Soldaten, die bei dem von der Hamas angeführten Terrorangriff ermordet wurden.
Keine Waffenruhe zum Jahrestag
Auch heute gingen die Angriffe der Hamas weiter. Genau zum Beginn des Gedenkens versuchte die Hamas nach Angaben der israelischen Armee, Israel mit vielen Raketen aus dem Gazastreifen anzugreifen. Israelische Kampfflugzeuge hätten den Angriff jedoch teils vereitelt, indem sie kurz zuvor Abschussanlagen und Tunnel der Hamas im Gazastreifen bombardierten. Von vier aus dem südlichen Gazastreifen abgefeuerten Geschossen seien drei abgefangen worden. Ein Projektil sei in offenes Gelände gefallen.
Außerdem beschoss die Terrororganisation nach eigenen Angaben Tel Aviv mit Raketen. Das israelische Militär teilte mit, dass in Tel Aviv und in gesamten Zentrum des Landes Luftalarm herrsche.
Solidarität aus Deutschland
Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnete das Hamas-Massaker vor einem Jahr als Einschnitt in der jüdischen und der deutschen Geschichte. Der 7. Oktober 2023 sei für Jüdinnen und Juden eine Zäsur, nach der es nur ein "davor" und "danach" gebe, schrieb die Grünen-Politikerin in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag".
"Auch für uns in Deutschland ist der 7. Oktober eine Zäsur." Es beschäme sie, dass sich seitdem Jüdinnen und Juden auch in Deutschland unsicherer fühlten und dass antisemitische Angriffe zugenommen hätten - und dass iranische Raketen gegen den Staat Israel auf deutschen Straßen gefeiert würden. "Wir stellen uns dem entgegen. Mit der ganzen Härte des Gesetzes", betonte Baerbock.
"Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung"
An die Menschen in Israel gerichtet sagte sie: "Wir stehen an Eurer Seite. Eure Sicherheit ist Teil unserer Staatsräson. Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung. Gegen die Gewalt der Hamas genauso wie gegen den Raketen-Terror des Iran und der Hisbollah."
Auch auf die immer noch im Gaza-Streifen festgehaltenen Geiseln nahm Baerbock Bezug: "Wir lassen nicht nach, bis alle Geiseln wieder frei und bei ihren Liebsten sind", schrieb die Außenministerin in einer hebräisch verfassten Botschaft im Online-Netzwerk X.
Anhaltende Proteste für die Freilassung der Geiseln
Für die Freilassung der Geiseln protestieren auch heute wieder Angehörige und Freunde in der Nähe der Jerusalemer Residenz von Premierminister Benjamin Netanyahu.
"Wir sind hier, um sie daran zu erinnern, dass wir sie nicht vergessen haben", sagte Shiri Albag, deren Tochter Liri unter den Geiseln ist. Ihre Botschaft an Netanyahu: "Wir werden Sie nicht ruhen lassen, bis sie alle zurück sind, jede einzelne von ihnen."
Im Gazastreifen sollen sich noch rund 100 Geiseln befinden, von denen ein Drittel tot sein sollen. In Israel hatte es in den letzten Monaten immer wieder Massenproteste gegeben, bei denen Netanyahu vorgeworfen wurde, sich nicht ausreichend für die Rettung der Geiseln einzusetzen.