Putin in Aserbaidschan Gas, Armenien - kein Wort zu Kursk
Es war ein Besuch ganz nach dem Geschmack Putins: In Aserbaidschan wurde der russische Präsident herzlich empfangen. Man sprach über Öl und Gas, über Armenien - aber nicht über die ukrainische Offensive in Kursk.
Locker, lachend, leger gekleidet - so zeigt ein Foto den Präsidenten von Aserbaidschan, Ilham Aliyev, mit seiner Frau und Russlands Präsident Wladimir Putin. Das Foto wurde wahrscheinlich auf einer Terrasse aufgenommen. Das sieht ganz nach privater Herzlichkeit aus.
Offiziell begrüßte Aliyev seinen russischen Kollegen Putin ebenfalls ganz herzlich: "Ich würde Sie gerne wieder von ganzem Herzen in Aserbaidschan begrüßen." Es war ja auch ein Treffen unter Freunden - zumindest unter gleichgesinnten Partnern und Menschenrechtsverächtern.
"Ich bin sicher, dass dieser Besuch für Sie sowohl angenehm als auch für unsere Beziehungen nützlich sein wird", so Aliyev weiter. "Nochmals Willkommen!"
Ilham Aliyev begrüßte Waldimir Putin bei seinem Besuch in Aserbaidschan mit herzlichen Worten.
Keine Auslieferung an IStGH
"Angenehm" ist es für Putin auch, weil er Aserbaidschan überhaupt besuchen darf. Aliyev muss ihn nicht an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) nach Den Haag überstellen.
Der IStGH hat gegen Putin im vergangenen Jahr einen Haftbefehl erlassen - wegen Verschleppung ukrainischer Kinder. Aber Aserbaidschan erkennt den IStGH nicht an. Klar also, dass Putin sich freut, "in Baku zu sein und die Stadt genießen" zu dürfen.
Vor allem geht es um Wirtschaft
Auf dem Programm von Aliyev und Putin steht die Wirtschaft. Aserbaidschan ist ein wichtiger Produzent von Öl und Erdgas, das mehrere europäische Staaten importieren - und zwar vermehrt, seit viele Europäer russisches Gas boykottieren wegen Moskaus Krieg in der Ukraine. Aber Energiepolitik macht nur einen Teil der russischen Wirtschaftsinteressen in Aserbaidschan aus.
"Wir haben viele Bereiche, in denen wir zusammenarbeiten", erklärte Putin. Russische Direktinvestitionen in Höhe von mehr als vier Milliarden Dollar in die aserbaidschanische Wirtschaft seien dafür ein guter Indikator, so der Kreml-Chef. Zudem seien mehr als 1.270 Unternehmen mit russischem Kapital in Aserbaidschan tätig.
Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan
Einem politischen Strang folgten die Gespräche von Aliyev und Putin auch: Aserbaidschan brachte vergangenes Jahr die Region Bergkarabach mit einer Militäroffensive unter seine Kontrolle. Völkerrechtlich gehört die Region zu Aserbaidschan, aber bewohnt war sie mehrheitlich von Armeniern. Die nennen die Offensive deshalb "ethnische Säuberung".
Armenien ist nach wie vor verärgert darüber, dass die russischen Truppen, die in Bergkarabach stationiert waren, während der Offensive nicht eingriffen. Deshalb wandte sich Armenien deutlich stärker als zuvor westlichen Staaten zu, darunter den USA - sehr zum Ärger Russlands.
Putin gibt sich neutral
Putin gab sich in Baku neutral und als Unterstützer der stockenden armenisch-aserbaidschanischen Friedensverhandlungen. "Wenn wir etwas tun können - dafür, dass Aserbaidschan und Armenien ein Friedensabkommen unterzeichnen, die Grenzziehung zu einem Ende kommt, würden wir uns natürlich sehr freuen."
Putin möchte, dass Russland weiterhin im Südkaukasus Einfluss hat. Zumal er zu Hause wegen der ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk unter Druck zu sein scheint. Zu Kursk sagte Putin in Baku jedoch nichts.