Steinmeier ehrt Biden "Sie haben die Hoffnung Europas wiederhergestellt"
US-Präsident Biden hat in Berlin die höchste deutsche Auszeichnung bekommen. Geehrt wird sein Einsatz für die deutsch-amerikanische Freundschaft und die transatlantische Partnerschaft.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat US-Präsident Joe Biden bei dessen Besuch in Berlin die "Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik" verliehen - Deutschlands höchste Auszeichnung. Von den 14 US-Präsidenten, die seit Bestehen der Bundesrepublik regiert haben, wurde vor Biden nur George Bush senior damit geehrt.
Steinmeier würdigte Biden in einer Rede im Schloss Bellevue: "Unter Ihrer Führung ist die transatlantische Allianz stärker und unsere Partnerschaft enger als je zuvor", sagte er an den Präsidenten gewandt. Für Deutschland bleibe die Freundschaft zu den Vereinigten Staaten "existenziell sowohl für unsere Sicherheit als auch für unsere Demokratie."
Auch Bidens Einsatz für die Ukraine gewürdigt
Biden habe vor allem das Verdienst, die transatlantischen Beziehungen nach der Präsidentschaft von Donald Trump wieder repariert zu haben, betonte Steinmeier - allerdings ohne Trumps Namen zu nennen. "Als Sie zum Präsidenten gewählt wurden, haben Sie Europas Hoffnung in die transatlantische Allianz buchstäblich über Nacht wiederhergestellt."
Steinmeier würdigte auch Bidens Einsatz für die von Russland überfallene Ukraine und für Israel. Russlands Präsident Wladimir Putin habe gedacht, dass der Westen schwach sei. "Doch das Gegenteil war der Fall: Die NATO war stärker und einiger als je zuvor, und das verdanken wir in besonderer Weise Ihrer Führung."
Europa befinde sich "im gefährlichsten Moment der europäischen Geschichte seit Ende des Kalten Krieges". Deshalb sei es ein Glücksfall gewesen, dass Biden in dieser Phase US-Präsident gewesen sei.
US-Präsident ist "überwältigt"
Der Bundespräsident hob zudem Bidens Persönlichkeit hervor. "Anstand ist vermutlich die Eigenschaft, die am stärksten vom Untergang bedroht ist. Ihr Anstand jedoch ist ein Licht, das weithin strahlt." Als Verweis zitierte er aus einer Rede Bidens dessen Worte: "Demokratien sterben nicht immer im Feuer der Gewehre. Demokratien können sterben, wenn Menschen schweigen. Wenn sie bereit sind, das Wertvollste aufzugeben, weil sie frustriert sind, erschöpft oder entfremdet."
Biden sagte, er sei "überwältigt". Die Auszeichnung sage sehr viel "über uns", also über Deutschland und die USA und das Bündnis beider Länder. Deutschland und die USA hätten eine lange Geschichte mit vielen Wendungen hinter sich - von Kriegsgegnern zu engen Partnern.
Der US-Präsident dankte Deutschland auch für die Unterstützung der Ukraine. Die Bundesrepublik habe sich in unglaublicher Weise für das Land engagiert. Russlands Krieg sei ein Angriff auf eine befreundete Demokratie, aber auch auf Prinzipien, die 75 Jahre Frieden und Sicherheit in Europa aufrechterhalten hätten, sagte Biden. Deutschland setze sich unermüdlich dafür ein, dass die Ukraine siege. Russlands Präsident Wladimir Putin scheitere und die NATO sei geeinter denn je.
Treffen mit Scholz, Macron und Starmer geplant
Zuvor war Biden von Steinmeier an dessen Amtssitz zu seinem ersten bilateralen Besuch in Deutschland empfangen worden. Im Anschluss trug er sich ins Gästebuch ein und es begann eine offizielle Begrüßung mit militärischen Ehren.
Später ist ein Gespräch Bidens mit Bundeskanzler Olaf Scholz geplant. Dabei dürften die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland und die Lage in Nahost im Mittelpunkt stehen.
Anschließend steht noch ein Vierer-Gipfel mit Biden, Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britische Premierminister Keir Starmer auf dem Programm. Auch dabei dürfte es um das Thema Ukraine gehen. Biden reist noch heute wieder ab.