Club of Rome Klimaschutz nur mit mehr sozialer Gleichheit
Die Klimakrise kann nur mit mehr sozialer Gerechtigkeit bewältigt werden - das sagen der Club of Rome und das Wuppertal Institut. Deutschland lebe weit über seine Verhältnisse. Dabei sei ein gutes Leben für alle möglich.
Wie kann es allen Menschen auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen gut gehen? Dieser Frage ist der Thinktank Club of Rome bereits vor zwei Jahren nachgegangen. Nun legte die unter anderem vom Club of Rome organisierte Initiative "Earth4All" zusammen mit dem Wuppertal Institut einen Bericht für Deutschland vor.
Darin fordern Expertinnen und Experten für eine umwelt- und klimaverträgliche Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft etwa eine deutlich höhere Besteuerung von Reichen. Nur so könne der angesichts von zahlreichen ökologischen Krisen notwendige "große Sprung" finanziert werden, sagte Ökonom Peter Hennicke, Mitglied von Club of Rome und Mitautor.
Demnach verursachten zehn Prozent der reichsten Menschen weltweit 50 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen - 50 Prozent der Ärmsten hingegen nur knapp zehn Prozent. Auch in Deutschland lebten wir "nach wie vor weit über unsere Verhältnisse, was die planetaren Grenzen angeht", so der Bericht. Ein "Weiter so" verstärke Ungleichheiten und könne der Klimakrise nicht genug entgegensetzen, um ihre dramatischen Folgen zu verhindern.
Fünf Kehrtwenden
In ihrem Bericht formulierten die Experten fünf nötige Kehrtwenden beziehungsweise Ziele - diese wurden bereits im Buch des Club of Rome 2022 genannt: Armut beseitigen, Ungleichheit verringern, Selbstwirksamkeit stärken, das Ernährungssystem umgestalten und das Energiesystem transformieren.
Alle Kehrtwenden müssten gleichzeitig statt nacheinander umgesetzt werden. Das sei "leichter, effektiver, kostengünstiger und erfolgversprechender". Auch seien sie nur gemeinsam und mit Unterstützung aller umsetzbar. "Unsere Demokratie muss dafür gestärkt werden", schrieben die Autorinnen und Autoren. Dazu brauche es mehr Selbstwirksamkeit insbesondere von Frauen und Jugendlichen, "deren Rechte und Bedürfnisse noch zu wenig Gehör finden".
Weniger soziale Ungleichheit
Grenzenloses Wirtschaftswachstum sei auf dem begrenzten Planeten Erde unmöglich, sagte der Präsident des Wuppertal Instituts, Manfred Fischedick. Ohne die soziale Ungleichheit zu reduzieren sei eine ökologische Transformation nicht möglich. Es müsse dafür gesorgt werden, dass alle Bevölkerungsschichten Zugang zu gesunden Lebensmitteln und klimaschonender Energie haben, hieß es. Andernfalls werde es enormen Widerstand geben.
Daher forderten die Experten eine gerechtere Steuer- und Sozialpolitik. Für die Kosten müssten weit stärker als bisher die Reichsten herangezogen und höher besteuert werden, forderte Hennicke vom Club of Rome. In ihrem Bericht sprechen sich die Experten auch für den Abbau klimaschädlicher Subventionen und Reformen der Staatsfinanzen wie die Anpassung der Schuldenbremse aus.
Gerechte Verteilung statt Luxuskonsum
Technik allein sei nicht die Lösung für alle Herausforderungen, so die Experten. Zusätzlich sei es nötig, maßvoller zu leben und den Luxuskonsum zu begrenzen. "Es geht dabei nicht um eine generelle Einschränkung von Bedürfnissen, sondern um Verantwortung und eine gerechtere Verteilung der verfügbaren Ressourcen - und damit ein besseres Leben für alle", schreiben die Autorinnen und Autoren.
Als führende Industrienation könne Deutschland "bereits bestehende Ansatzpunkte für global positive Veränderungen verstärken und eine Vorreiterrolle einnehmen".
Der Thinktank Club of Rome sorgte vor 52 Jahren mit seinem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" für Aufsehen. Der Bericht gilt als einflussreichste Publikation zur drohenden Überlastung unseres Planeten. Wenn sich die globale Wirtschaftsweise nicht ändere, brächen Ökonomie, Umwelt und Lebensqualität zusammen, warnte die Forschergruppe.