US-Wahlen Ist Trump eine Gefahr für den Euro?
Sollte Donald Trump die US-Präsidentenwahl gewinnen, könnte es beim Euro zu einem Kursrutsch kommen, warnt Goldman Sachs. Übertreibt die US-Investmentbank - oder ist da was dran?
Kurseinbruch voraus? Aktuell wird der Euro bei 1,083 Dollar gehandelt. Doch sollte Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gewinnen, könnte die europäische Gemeinschaftswährung massiv unter Druck geraten. Sie könnte sogar unter die Parität zum Dollar fallen, also unter die Marke von 1,0 Dollar. Zu diesem Ergebnis kommt die US-Investmentbank Goldman Sachs. Zur Begründung verweist Analyst Michael Cahill auf die Zoll-Pläne Trumps.
Der Republikaner will bei einem Wiedereinzug ins Weiße Haus auf Importe in die USA einen globalen Zoll von zehn bis 20 Prozent erheben; für Produkte aus China sollen sogar 60 Prozent Abgaben fällig werden. Ziel ist es, die US-Produktion wiederzubeleben. So sollen etwa ausländische Hersteller ihre Autos in den USA bauen.
Deutscher Exportüberschuss dürfte für Ärger mit Trump sorgen
Doch stellt Trump wirklich eine solche Gefahr für den Euro dar, wie es die Experten von Goldman Sachs suggerieren? Tatsächlich dürften dem Republikaner nicht zuletzt die enorm hohen deutschen Exportüberschüsse im Handel mit den USA ein Dorn im Auge sein. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump diese heftig kritisiert.
Seit 2017 weist die deutsche Wirtschaft mit keinem anderen Land so hohe Exportüberschüsse aus wie mit den USA. 2023 übertrafen die deutschen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten die Importe von dort sogar um 63,4 Milliarden Dollar - ein Rekordwert.
Trump kein Fan eines starken Dollars
Solche Zahlen könnten Trump ein starkes Argument für höhere US-Zölle liefern. Hinzu kämen seine Pläne für Steuersenkungen und Verringerung der Zuwanderung, welche die Inflation in die Höhe treiben würden. All das miteinander kombiniert, ergäbe sich eine Mischung, die laut Experten in der Tat einen Anstieg des Dollars begünstigen könnte. Neben Goldman Sachs rechnen damit auch andere Banken wie etwa Morgan Stanley und die Deutsche Bank.
Und doch könnte die Erwartung eines starken Dollar unter Trump zu voreilig sein. So kritisiert der Ex-Präsident selbst regelmäßig die Stärke des Dollar, wirft Ländern wie China und Japan sogar vor, sie würden ihre Währungen manipulieren und absichtlich schwächen. Für Trump war und ist der starke Dollar schuld an Amerikas Handelsdefizit und der Aushöhlung seiner Industrie.
Trump gelte wohl kaum als Advokat einer "Politik des starken Dollar", betont denn auch Helaba-Devisenanalyst Christian Apelt. Trumps Vize J.D. Vance fordere sogar direkt eine Abwertung des Dollar und sehe auch dessen Rolle als Weltleitwährung kritisch.
Dollar schwächelt meist unter Republikanern
Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem: Der Dollar neigt unter republikanischen Präsidenten zur Schwäche - nicht zur Stärke. Im Mittel wertete der Dollar-Index unter Demokraten um drei bis vier Prozent auf und unter Republikanern in ähnlichem Ausmaß ab, erklärt der Helaba-Experte.
Die jüngste Vergangenheit bestätigt diesen Trend: Unter Präsident Trump verlor die US-Währung vom November 2016 bis November 2022 gut vier Prozent - nur um unter seinem Nachfolger Joe Biden wieder deutlich zuzulegen.
Deutsches BIP mit Trump-Malus?
Doch ganz egal, ob unter Trump der Dollar nun steigen und der Euro einbrechen wird oder nicht: Fakt ist, dass eine protektionistische US-Wirtschaftspolitik, wie sie dem Ex-Präsidenten vorschwebt, die Volkswirtschaften seiner Handelspartner maßgeblich schädigen würde. Auch Deutschland und die EU hätten das Nachsehen.
So hatte das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) aus Düsseldorf jüngst ausgerechnet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle gut ein Prozent niedriger ausfallen könnte als ohne eine solche Zoll-Eskalation.
Hat Trump die Rechnung ohne die Geldpolitik gemacht?
Sollte aber die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft der Eurozone unter einem US-Präsidenten Trump so massiv unter Druck geraten, dürften sich auch die Geldpolitiker im Frankfurter EZB-Tower zum Handeln gezwungen sehen. Zinssenkungen in der Eurozone wären die logische Folge - diese würden wiederum die Anleger verstärkt raus aus dem Euro und rein in den Dollar drängen und so dann tatsächlich den Euro an den Devisenmärkten schwächen.
Das würde allerdings Importe aus Deutschland in den USA verbilligen und damit die Nachfrage nach deutschen Produkten wieder stärken - das könnte die von Trump beabsichtigte Wirkung seiner Zollpolitik somit ein Stück weit konterkarieren.
So oder so gilt: Die weiteren Entwicklungen an den Devisenmärkten in den kommenden Monaten dürften maßgeblich von der Geldpolitik dies- wie jenseits des Atlantiks und den Konjunkturdaten bestimmt werden - und weniger davon, wer im November ins Weiße Haus gewählt wird.