Handel mit den Vereinigten Staaten Lager füllen vor der US-Wahl?
Die Vereinigten Staaten sind als Handelspartner für Deutschland zuletzt noch wichtiger geworden. Vor der US-Präsidentschaftswahl erleben die Warenströme einen zusätzlichen Boom. Offenbar wollen sich Firmen eindecken - sicherheitshalber.
Die deutsche Wirtschaft weist seit 2017 mit keinem anderen Land so hohe Exportüberschüsse aus wie mit den Vereinigten Staaten - und Befürchtungen der Firmen vor der US-Wahl haben noch einmal für einen zusätzlichen Schub im Transatlantik-Handel gesorgt.
Im vergangenen Jahr übertrafen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten die Importe von dort um 63,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das sei ein Rekordwert.
Exportüberschuss von fast 35 Milliarden Euro
"Zudem weist Deutschland mit den USA seit 2017 die höchsten Exportüberschüsse im Vergleich zu allen anderen Bestimmungsländern aus", hieß es dazu. "Die Differenz zwischen dem Wert der Exporte in die USA und den Importen aus den USA ist also nicht nur so hoch wie noch nie, sie ist auch höher als bei jedem anderen Bestimmungsland."
Dies war auch im ersten Halbjahr 2024 so. Hier summierte sich der Exportüberschuss auf 34,7 Milliarden Euro. Die deutschen Ausfuhren in die USA waren schon im vergangenen Jahr um 156,2 Prozent höher als noch 2003, während die Importe von dort zugleich um 141,3 Prozent wuchsen.
Angst vor neuem Protektionismus
Auch die anstehenden Präsidentschaftswahlen haben derweil einen Einfluss auf die Exporte: Der Hamburger Logistik-Konzern HHLA beobachtet deutlich verstärkte Handelsströme vor der US-Wahl in drei Wochen, bei der der Republikaner Donald Trump gegen die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris antritt. "Das Risiko, dass eine neue US-Regierung ihren Wirtschaftsprotektionismus auch mit weiteren Zollbeschränkungen verschärfen wird, hat eine große Sogwirkung ausgelöst", sagte die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, dem Wirtschaftsmagazin Capital.
"Es ist unglaublich, wie der Handel mit den USA in diesem Jahr angezogen hat und plötzlich Waren zwischen den USA, Europa und Asien transportiert und Lager gefüllt werden." Es werde schon vor dem Wahlausgang Vorrat bestellt und in die globalen Warenströme eingespeist, so Titzrath.
Um welche Branchen es vor allem geht
Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Bedeutung der USA als Absatzmarkt für einige Branchen besonders groß ist. So gingen im vergangenen Jahr knapp ein Viertel (23,2 Prozent) aller deutschen Pharma-Exporte in die USA. Der Anteil ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen: 2008 lag er noch bei 12,0 Prozent. Von den exportierten Maschinen wurden 2023 gut 13,0 Prozent in die Vereinigten Staaten ausgeführt, bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen waren es 12,6 Prozent und bei sonstigen Fahrzeugen knapp 13,0 Prozent.
Trump hatte in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident von 2017 bis 2021 die enormen deutschen Überschüsse immer wieder kritisiert, genauso wie die EU-Kommission und der Internationale Währungsfonds (IWF). Sie könnten zu Ungleichgewichten führen und daher eine Gefahr für die Weltwirtschaft darstellen.
Nach Ansicht von Trump werden Zölle die US-Produktion wiederbeleben. Er setzt dabei nicht nur auf Sonderabgaben für Waren von Rivalen wie etwa China, sondern auch für Produkte von Verbündeten wie der Europäischen Union. Er wolle Zölle auf importierte Autos unter anderem aus Deutschland verhängen, damit ausländische Hersteller ihre Autos in den USA bauen.