Probleme bei DB-Abos Ärger mit dem Deutschlandticket
Mit dem Deutschlandticket lässt sich günstig per Bus und Bahn reisen. Doch viele Verbraucher beklagen Probleme beim Kauf und bei der Kündigung eines Abos, wenn sie bei der Deutschen Bahn buchen.
Helga und Hartmut Schlang erzählen von ihrer letzten Reise mit der Deutschen Bahn. Zwar war der Urlaub schön, trotzdem verbinden sie ihn mehr mit Ärger als mit Entspannung.
Auslöser war das wegen Zugverspätungen wenig genutzte Deutschlandticket. "Wir wollten das mal ausprobieren", erinnert sich Herr Schlang. "Was aber keine Vorteile, sondern nur Probleme gebracht hat. Bis jetzt."
Noch vor ihrer Reise hatte das Ehepaar Schlang das Abo fristgerecht gekündigt. Obwohl die Bahn die Kündigung schriftlich bestätigte, wurden weiter Beträge abgebucht und das Abo verlängert. Auf Rückfragen per E-Mail und Telefon erhielten die Schlangs keine Antwort.
Helga und Hartmut Schlang haben keine gute Erfahrungen mit dem Kauf des Deutschlandtickets gemacht.
Mahnungen und Inkassoverfahren
Stress für das Rentnerpaar, das glaubhaft bestreitet, das Abo erneut gebucht zu haben. Das Geld haben die Schlangs zwar sofort zurückgebucht, aber dann kamen Mahnungen und Post vom Inkassobüro. Der Einspruch bei der Bahn blieb auch nach über einem Jahr erfolglos.
Die Deutsche Bahn, mit dem Fall konfrontiert, nimmt folgendermaßen dazu Stellung:
Herr und Frau Schlang haben ihre Deutschland-Tickets am 31. Juli 2023 fristgerecht zum 31. August 2023 gekündigt. Sie haben jedoch beide einen Tag vor dieser Kündigung, also am 30. Juli 2023, jeweils ein neues Deutschlandticket-Abo abgeschlossen. Diese beiden Abos liefen dann regulär weiter. Ausstehende Beträge haben wir - wie in so einem Fall üblich - an das Inkassounternehmen abgegeben.
Kein Einzelfall
Dass der Fehler bei den Schlangs liegt, darf jedoch bezweifelt werden. Dafür spricht auch die Tatsache, dass dem Bundesverband der Verbraucherzentralen mittlerweile rund 2.400 Rückmeldungen zum Deutschlandticket vorliegen. Die Mehrheit davon ist negativ, wie der Verband mitteilt.
Der Bundesverband Verbraucherzentrale vermutet einen Systemfehler bei der DB, der zu Fehl- oder Mehrfachbuchungen führt. Zudem wurde der Kundenservice als unzureichend kritisiert.
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn hat zahlreiche Beschwerden erhalten. "Die Beschwerden nehmen wir seit über einem Jahr entgegen, und ich bin ehrlicherweise schockiert, dass immer noch keine Besserung passiert ist", sagt Noah Wand, Landesvorsitzender von Pro Bahn in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Manchmal Ticket 17-mal bezahlt
Hinzu komme, dass viele sich eine mehrfache Abbuchung der 49 Euro nicht leisten könnten. "Das kann teilweise zu Fehlbuchungen führen, wo 17-mal im Monat ein einziges Ticket abgebucht wird, und das bringt natürlich Menschen in die Bredouille", so Wand.
Immer wieder berichten Verbraucher auch von abgebrochenen Bestellvorgängen, die trotzdem zu monatlichen Abbuchungen geführt hätten. Der Kundenservice der Bahn habe in vielen Fällen auch hier nicht reagiert - stattdessen kam Post von einem Inkassobüro. Ein Teufelskreis.
Wo Kunden Hilfe erhalten
Hilfe können die Schlichtungsstelle Verkehr und die Verbraucherzentralen vor Ort anbieten. Oder man holt sich rechtlichen Rat. Die Rechtsanwältin Caroline Gebhart empfiehlt Betroffenen: "Wenn jemand Post vom Inkasso-Unternehmen bekommt, ist das der späteste Zeitpunkt, um zum Anwalt zu gehen. Man muss auch sehen, die haben ruckzuck einen Schufa-Eintrag gemacht, und bis ich den wieder weg habe, ist es nicht so einfach."
Die Auswertung der Verbraucherzentralen zeigt aber: Nicht alle Betroffenen wehren sich. Aus Angst vor Mahngebühren oder schlechten Bonitätsbewertungen begleichen einige deshalb auch ungerechtfertigte Forderungen.
Sowohl die Rechtsanwältin als auch der Fahrgastverband raten aber dringend dazu, alle Unterlagen aufzuheben und auch Screenshots zu machen - damit auch jederzeit nachgewiesen werden kann, dass man tatsächlich gekündigt hat.
Besser beim Verkehrsverbund buchen
Experten rätseln indes, wie es überhaupt zu solchen Fällen kommen kann. Anwältin Gebhardt vermutet, dass die Bahn mit der Masse an Fällen überfordert ist.
"Das ist ein Phänomen, das man überall bei der DB beobachtet", sagt Wand. "Es gibt behördenähnliche Strukturen, und die wissen teilweise selbst nicht, wer für was zuständig ist."
Um solchen Problemen aus dem Weg zu gehen, empfiehlt Pro Bahn den Erwerb des Tickets bei einem regionalen Anbieter wie beispielsweise den Verkehrsverbünden. Dort sind laut Verband keine vergleichbaren Beschwerden bekannt. "Zumindest nicht, wo das Problem dann nicht innerhalb kürzester Zeit wieder gelöst wurde", so Wand. Denn auch die Wege zum Kundenservice seien hier wesentlich kürzer.
Ein Fall von Kulanz?
Für Helga und Hartmut Schlang ist es dafür jedoch zu spät. Sie haben sich stattdessen an die Öffentlichkeit gewandt. Das Ergebnis: Die Bahn verzichtet "aus Kulanz" auf die Forderung.
Herbert Schlang ist trotzdem empört. "Ich habe eine Buchung eines Tickets und eine bestätigte Kündigung. Also, von Kulanz kann hier keine Rede sein."
Auch wenn die Schlangs nun Entspannung woanders suchen: Die Probleme rund um das Deutschlandticket bestehen offenbar weiterhin. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene ihre Rechte kennen und sich wehren - damit aus einem günstigen Angebot nicht ein teurer Ärger wird.