Pläne der US-Regierung Steht Google vor der Zerschlagung?
Die US-Regierung erwägt offenbar, Google zu zerschlagen. Zuvor hatte der Konzern gegen Wettbewerbshüter eine Niederlage erlitten: Ein Richter urteilte, Google habe ein Monopol bei der Internetsuche.
Das US-Justizministerium hat der Monopolstellung Googles den Kampf angesagt - und erwägt nun weitreichende Schritte gegen den Tech-Giganten, dessen Mutterkonzern Alphabet mehr als zwei Billionen Dollar wert ist. Das Justizministerium erwähnte in einem Zwischenbericht zu seinen Überlegungen mögliche "strukturelle Maßnahmen" - also eine erzwungene Trennung von Unternehmensteilen.
Ziel sei es, Geschäftsteile zu veräußern, die dem Suchmaschinen-Betreiber geholfen hätten, ein illegales Monopol bei der Online-Suche aufrechtzuerhalten, hieß es in einem gestern eingereichten Gerichtsdokument. "Solche Maßnahmen gehören zu den möglichen Schritten, die wir in diesem bahnbrechenden Fall vorschlagen könnten", erklärte das US-Justizministerium.
"Illegales Monopol" bei Suchmaschinen
Ein Bundesrichter hatte dem Tech-Konzern zuvor ein "illegales Monopol" bei der Online-Suche bescheinigt - und dass er dieses mit unlauteren Mitteln gegen die Konkurrenz verteidigt. Google will gegen das Urteil in Berufung gehen. Im Mittelpunkt des Verfahrens standen die milliardenschweren Deals, mit denen sich Google jahrelang den Platz als voreingestellte Suchmaschine sicherte, etwa im Web-Browser Safari auf Apples iPhones oder bei Firefox.
Für die Monopolstellung spricht laut dem Gericht, dass Google Preise für Werbekunden erhöhen könnte, ohne negative Folgen zu befürchten. Die Deals, mit denen Google zur Standard-Suchmaschine auf iPhones und in anderen Browsern wurde, hätten diese Marktposition zementiert - und das sei für einen Monopolisten verbotenes Handeln gewesen, urteilte der Richter Amit Mehta. Zugleich betonte er in seinem rund 280 Seiten langen Urteil mehrfach, dass Google anderen Suchmaschinen überlegen sei.
US-Regierung sieht auch Problem bei Künstlicher Intelligenz
Das Justizministerium hat nun bis zum 20. November Zeit, dem Gericht einen detaillierteren Vorschlag zu unterbreiten. Ziel der Maßnahmen wird es laut der US-Regierung sein zu verhindern, dass der Internet-Konzern unter anderem seinen Web-Browser Chrome, die App-Plattform und das Smartphone-System Android zum Vorteil seines Suchmaschinen-Geschäfts einsetzen kann.
So könnte die US-Regierung vorschlagen, dass Google mehr Informationen zu seiner Suchmaschine mit Konkurrenten teilen soll. Sie macht sich zudem Gedanken darüber, wie die Position von Websites gegenüber Google gestärkt werden könnte, wenn es um die Verwendung ihrer Daten zum Training von Software mit Künstlicher Intelligenz geht.
Negative Folgen für Verbraucher?
Die Alphabet-Tochter kann bis zum 20. Dezember eigene Abhilfemaßnahmen vorlegen. Google hatte bereits angekündigt, gegen das Monopolurteil Berufung einzulegen. Das Unternehmen argumentiert, es habe die Nutzer durch Qualität überzeugt und stehe zudem in starkem Wettbewerb mit Amazon und anderen Websites. Das sehen auch viele Nutzer so: Europäer haben bereits jetzt die Möglichkeit, beim Einrichten eines neuen Smartphones eine Suchmaschine auszuwählen - neun von zehn nutzen immer noch Google.
Google kritisierte, die Regierung scheine weitreichende Maßnahmen ins Auge zu fassen, während es in dem Fall um Vertriebsdeals gehe. Dies könne ungeplante Konsequenzen für Verbraucher, Unternehmen und die Wettbewerbsfähigkeit der USA haben, warnte der Konzern in einem Blogeintrag.
Adam Epstein, Präsident und Co-CEO des Suchmaschinenwerbeunternehmens adMarketplace, sieht in der Zerschlagungsdrohung ein Mittel, um weniger drastische Maßnahmen durchzusetzen. "Google wird keinen Anreiz haben, sich zu fügen, wenn nicht das Damoklesschwert der Zerschlagung über ihm schwebt", sagte er.