Aktie auf neuem Hoch seit 2012 Commerzbank und UniCredit wollen miteinander reden
Am Freitag kommen Vertreter der Commerzbank und der an ihr interessierten UniCredit zum ersten Mal zusammen. Die designierte Commerzbank-Chefin Orlopp stellt klar: "Wir werden keine dummen Dinge tun."
Nachdem der Einstieg der italienischen Großbank UniCredit an der Frankfurter Commerzbank hierzulande teils für große Aufruhr gesorgt hat, wollen die beteiligten Akteure erstmals direkt miteinander reden. Am Freitag kommen Vertreter von Commerzbank und UniCredit erstmals zusammen.
Es sei üblich, dass man seine Ansichten austausche, sagte die designierte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp in einer Telefonkonferenz. Man werde alles bewerten, was auf den Tisch komme. "Wir werden keine dummen Dinge tun." Die Ereignisse der vergangenen beiden Wochen hätten die Commerzbank überrascht.
Commerzbank schraubt Ziele nach oben
Zudem kündigte die künftige Commerzbank-Chefin an, das Frankfurter Geldhaus wolle noch profitabler werden und dafür die Erträge steigen. "Trotz konservativer Planung erwarten wir, dass wir schneller unsere Kapitalkosten verdienen und noch mehr Kapital an unsere Aktionäre zurückgeben können", sagte die Orlopp.
Die Bank will die Eigenkapitalrendite bis 2027 auf mehr als zwölf Prozent steigern und damit stärker als bisher geplant. Zudem solle die Kapitalrückgabe an die Aktionäre beschleunigt und deutlich erhöht werden. Man strebe für die Jahre 2025 bis 2027 jeweils Ausschüttungsquoten von mehr als 90 Prozent an.
Bis 2027 erwartet die Commerzbank einen Anstieg des Nettoergebnisses auf deutlich über drei Milliarden Euro. 2023 hatte sich der Konzerngewinn auf 2,2 Milliarden Euro belaufen.
Commerzbank-Aktie haussiert an der Börse
An der Börse kommen die neuen Ziele und das angekündigte Treffen gut an. Die Commerzbank-Aktie schnellt bis zu 6,1 Prozent nach oben. Bei 16,20 Euro markiert sie den höchsten Stand seit 2012. Auf Sicht von zwölf Monaten ist sie mit einem Kursplus von knapp 59 Prozent der fünftgrößte Gewinner im DAX.
Allein seit dem 11. September beträgt das Kursplus knapp 29 Prozent - an diesem Tag hatten die UniCredit unter der Führung von Andrea Orcel verkündet, neun Prozent an der Commerzbank zu halten.
UniCredit will noch mehr Commerzbank-Aktien
Die Italiener hatten in einem Überraschungscoup einen Anteilsverkauf des Bundes zum Einstieg bei den Frankfurtern genutzt und darüber hinaus am Markt weitere Aktien gekauft. Zuletzt hatten sie sich über Finanzinstrumente den Zugriff auf nun insgesamt rund 21 Prozent der Anteile gesichert.
Zugleich beantragte die UniCredit die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Der Bund hält noch zwölf Prozent an der Commerzbank und hat vor einer feindlichen Übernahme gewarnt. Auch die Gewerkschaft ver.di und der Commerzbank-Betriebsrat lehnen ein Zusammengehen mit der Bank aus Mailand strikt ab.
Union Investment fordert Dialogbereitschaft
Am Markt wird diese negative Haltung nicht unbedingt geteilt, viele sehen das Interesse der UniCredit an der Commerzbank sogar positiv. So hat etwa die Fondsgesellschaft Union Investment von der Commerzbank Dialogbereitschaft gefordert.
"Eine Zusammenarbeit mit der UniCredit - in welcher Form auch immer - muss nicht zum Schaden der Commerzbank sein", schrieb Fondsmanagerin Alexandra Annecke. Die Union Investment agiert als Fondsanbieter der Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland und hält rund 1,5 Prozent der Anteile an der Commerzbank.
Ökonomen kritisieren Engagement der Bundesregierung
Ökonomen fordern derweil, die Bundesregierung solle sich bei einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch die italienische UniCredit zurückhalten. Wer bei der Übernahme einer Bank in einem EU-Land durch eine Bank aus einem anderen EU-Land politisches Eingreifen fordere, offenbare "ein mangelndes Grundverständnis davon, was eine Kapitalmarktunion, und was einen Binnenmarkt ausmacht", sagte Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). "Unternehmen haben keinen Pass."
Commerzbank feilt an Abwehrstrategie
Das Frankfurter Geldhaus selbst zeigt sich angesichts des Interesses der UniCredit nur wenig erfreut. Laut einem Pressebericht will sich das Institut mithilfe fremder Banken gegen eine mögliche Übernahme wehren. Neben Goldman Sachs habe das Institut nun auch die Schweizer Großbank UBS mit dem Ausarbeiten von Vorschlägen beauftragt, berichtete die "Börsen-Zeitung" gestern Abend unter Berufung auf Aufsichtsratskreise.
Um die eigenen Aktionäre von der Eigenständigkeit zu überzeugen, brauche die designierte neue Chefin Orlopp eine aggressivere Strategie. Daher könne die Commerzbank selbst als Käufer in der Konsolidierung am Markt auftreten und so in die Offensive kommen, hieß es weiter. Bereits im Oktober erwartet die Commerzbank demnach erste Vorschläge.