Inmitten des UniCredit-Krimis Orlopp wird neue Commerzbank-Chefin
Mitten im Übernahmestreit mit der italienischen UniCredit wechselt die umworbene Commerzbank ihren Vorstandschef aus. Finanzchefin Bettina Orlopp rückt an die Spitze und löst "zeitnah" Manfred Knof ab.
Mitten im Übernahmekampf mit der UniCredit besetzt die Commerzbank die Konzernspitze neu. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, Finanzvorständin Bettina Orlopp zur Vorstandschefin zu bestellen, teilte das Institut in Frankfurt mit. Sie solle den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof "zeitnah" ablösen - den Angaben zufolge soll sie bereits kommende Woche übernommen. Zugleich werde Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer neuer Vize-Chef der Bank.
Großinvestoren forderten wegen UniCredit schnelle Entscheidung
Mit Orlopp habe man eine "eine ideale Nachfolgelösung an der Spitze der Commerzbank gefunden", sagte Aufsichtsratschef Jens Weidmann. "Gerade in der jetzigen Phase der Bank sind klare Verantwortlichkeiten entscheidend. Mein großer Dank gilt Manfred Knof, ohne dessen Durchsetzungskraft und strategischen Weitblick die Bank heute nicht wieder so erfolgreich dastehen würde." Anfang September hatte der Frankfurter DAX-Konzern überraschend mitgeteilt, dass der 59-Jährige seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag erfüllen, aber nicht verlängern wird.
Knof führt die Bank seit 2021 und hatte den Umbau der Commerzbank vorangetrieben - samt dem Abbau Tausender Stellen. Unter seiner Führung schaffte das Geldhaus die Wende und erzielte 2023 auch dank der gestiegenen Zinsen einen Rekordgewinn. Doch mit dem kurz darauf erfolgten Einstieg der italienischen Großbank UniCredit, die nach der Commerzbank greift, geriet Deutschlands zweitgrößte Privatbank unter Druck. Großinvestoren wie die Fondsgesellschaft Deka drangen auf eine zügige Klärung der Vorstandsfrage. In dieser kritischen Phase brauche die Commerzbank Klarheit, hieß es.
Die UniCredit war kürzlich überraschend im großen Stil bei dem Institut eingestiegen. Zuletzt hatten sie sich über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil weiter von neun auf 21 Prozent aufzustocken. Damit wären die Italiener mit Abstand größter Aktionär des Geldhauses - vor dem Bund, der rund zwölf Prozent hält. Zugleich beantragte die UniCredit die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Damit wird ein offizielles Übernahmeangebot für die Commerzbank wahrscheinlicher.
Orlopp gegen die UniCredit-Übernahme
Die Bundesregierung hat beschlossen, bis auf Weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr zu verkaufen. Sie lehnt den Übernahmeversuch der UniCredit ab. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einer "unfreundlichen Attacke". Rechtlich sieht die Regierung nach interner Einschätzung aber keine Handhabe. "Rechtlich können wir nichts machen", sagte eine mit den Überlegungen der Ampel-Koalition vertraute Person gestern gegenüber Reuters. Aber die Einschätzung der Regierung habe natürlich Gewicht. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sagte, ihre Regierung halte sich aus der Angelegenheit heraus.
Die Commerzbank selbst warnte indes die Bundesregierung, dass eine mögliche Fusion mit der UniCredit eine "Bedrohung für Unternehmen in Europa" darstellen könnte. Auch die künftige Vorstandschefin Orlopp soll nach einem Bericht der Financial Times (FT) gegen eine Übernahme sein. Zu den Argumenten gehört, dass sie die Kreditvergabe der Commerzbank an kleine und mittlere deutsche Unternehmen beeinträchtigen und eine Integration der beiden Banken Jahre dauern könnte, wie mit der Situation vertraute Personen der FT sagten.
Orlopp galt schon lange als heiße Kandidatin für die Nachfolge von Knof. Die bisherige Vize-Vorstandschefin arbeitet bereits seit 2014 für die Commerzbank und gehört seit Herbst 2017 dem Vorstand an. Zuvor war sie Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey. Sich selbst bezeichnete die promovierte Betriebswirtin und Mutter zweier Kinder einmal als "treue Seele", da sie in ihrer Karriere erst für zwei Arbeitgeber tätig war. "Ich freue mich auf diese herausfordernde Aufgabe, die ich mit Respekt, aber auch mit großem Selbstvertrauen und einem hervorragenden Vorstandsteam an meiner Seite antreten", sagte Orlopp. "Wir haben eine Strategie, die greift, aber auch noch große Aufgaben vor uns."