Trotz Kriegs in der Ukraine Warum Burger King in Russland geöffnet bleibt
Bereits vor mehr als einem Jahr wollte Burger King den Rückzug aus Russland einleiten. Doch noch immer sind die mehr als 800 russischen Schnellrestaurants der Kette geöffnet.
Die Schnellrestaurant-Kette Burger King gehörte vor mehr als 18 Monaten zu den vielen Firmen aus dem Westen, die wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine das Ende ihrer Russland-Geschäfte ankündigten. Bereits Anfang März 2022 sagte David Shear, Konzernchef der Burger-King-Muttergesellschaft Restaurant Brands International (RBI), man wolle sich aus Russland zurückziehen.
Passiert ist bisher allerdings nichts. Ein Sprecher von RBI teilte nun der britischen BBC auf Anfrage mit, dass es "keine neuen Informationen" über den Rückzug aus Russland gebe. Im dem Land gehören 800 Restaurants zur kanadischen Muttergesellschaft RBI.
Joint-Venture ohne Mehrheitsbeteiligung
Bereits im März 2022 hatte David Shear darauf verwiesen, dass ein Rückzug für RBI und die Tochtergesellschaft Burger King aus Russland nicht sofort durchsetzbar sein werde. Blickt man auf die Unternehmensstruktur, ist das wenig verwunderlich. Denn Burger King agiert in Russland mit Franchise-Restaurants: Das heißt, Burger King (als "Franchise-Geber") betreibt seine Schnellrestaurants nicht selbst, sondern lässt sie von einem anderen Unternehmen (dem "Franchise-Nehmer") managen.
Die Franchise-Restaurants von Burger-King werden in Russland von einer Joint-Venture-Partnerschaft betrieben. An dem Joint-Venture sind neben RBI noch drei weitere Partner beteiligt - und keiner dieser drei Partner hält eine Mehrheitsbeteiligung. RBI selbst gehört nur ein Minderheitsanteil von 15 Prozent.
Neben RBI ist auch der russische Geschäftsmann Alexander Kolobov mit einem Anteil 30 Prozent an dem Joint-Venture beteiligt. Damit ist er der Hauptbetreiber der Kette. Shear erklärte bereits im vergangenen Jahr, er habe Kolobov aufgefordert, die Tätigkeit in Russland einzustellen. Kolobov wiederum sagte gegenüber der BBC, dass er nicht die Befugnis habe, den Betrieb von Burger King in Russland einzustellen und dass jede Schließung von allen Investoren des Unternehmens genehmigt werden müsse. Sein Anteil sei "immer weit unter der Kontrolle gewesen".
Starbucks gelang der Rückzug schneller
Auch RBI begründet die noch immer andauernde Geschäftstätigkeit in Russland mit der Minderheitsbeteiligung von 15 Prozent. "Es gibt keine rechtlichen Klauseln, die es uns erlauben, den Vertrag einseitig zu ändern oder einem der Partner zu erlauben, einfach wegzugehen oder die gesamte Vereinbarung zu kippen", betonte Konzernchef Shear. "Jeder aktuelle Versuch, unseren Vertrag durchzusetzen, würde letztlich die Unterstützung der russischen Behörden vor Ort erfordern, und wir wissen, dass dies in absehbarer Zeit praktisch nicht geschehen wird."
Ob Franchise-Verträge tatsächlich einen Rückzug erschweren, ist allerdings umstritten. So kritisierte Steven Tian, Teil eines Forscherteams an der Yale University, gegenüber der BBC, dass die Verwendung von Franchise-Verträgen als "Ausrede" ein "bequemer Deckmantel" für RBI sei. Zudem wies er auf das Beispiel Starbucks hin: Dem US-Konzern war es gelungen, seine Geschäfte im Land zu kündigen und auszusteigen.
Keine Gewinne mit Russland-Geschäft?
Immerhin: Auch die Burger-King-Mutter reduziert ihre Geschäftstätigkeiten in Russland. So kündigte der RBI-Sprecher an, dass das Unternehmen keine neuen Investitionen in Russland tätige und keine Unterstützung leiste für die Lieferkette der russischen Restaurants. Zudem habe man seit Anfang 2022 keine Gewinne mehr mit den russischen Restaurants gemacht.