Stresstest Deutschlands Banken zeigen sich widerstandsfähig
Bundesbank und BaFin haben 1.200 kleine und mittelgroße Banken im Rahmen eines Stresstests auf Herz und Nieren geprüft. Bis auf einige Ausreißer haben sich alle als krisenresistent bewiesen.
"Die Ausgangslage der Banken ist besser geworden", sagte Raimund Röseler, der bei der BaFin als Exekutivdirektor für die Bankenaufsicht zuständig ist, bei der Präsentation der Ergebnisse des Stresstests in Frankfurt: "2023 war für die Finanzinstitute ein sehr ertragreiches Jahr." Durch die Zinswende hätten sie mehr verdient und seien nun finanziell solide aufgestellt.
Konkret beaufsichtigen die BaFin und die Bundesbank kleinere Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen, bei denen Millionen Verbraucher bundesweit ihre Konten haben. Sie machen 91 Prozent aller Kreditinstitute in Deutschland aus und stehen - auf die ganze Bankenbranche bezogen - für 40 Prozent der Bilanzsumme. Größere Geldhäuser wie Deutsche Bank oder Commerzbank sind nicht dabei, da sie der Aufsicht der Europäischen Zentralbank unterstehen.
Was den getesteten Instituten letztes Jahr zugute kam: Wenn sie das überschüssige Geld ihrer Kunden bei der Europäischen Zentralbank parkten, bekamen sie dafür höhere Zinsen. Diese reichten sie oftmals nicht in vollem Umfang in Form von Sparzinsen an ihre Kunden weiter. Zugleich verlangten viele Banken von ihnen für Kredite wieder höhere Zinsen.
Banken müssen "Jahrhundertkrise" meistern
Also auch teilweise auf dem Rücken der Verbraucher, konnten die Banken zuletzt mehr Geld zur Seite legen. Dadurch seien sie für den diesjährigen Stresstest gut gewappnet, selbst wenn der herausfordernder sei als der letzte Test vor zwei Jahren, erklärte Röseler.
"Über 95 Prozent der deutschen Banken haben diesen Test sehr gut bestanden und sich als widerstandsfähig erwiesen, sogar angesichts teilweise sehr harter Szenarien." Der Aufseher spricht gar von einer simulierten "Jahrhundertkrise", für den Zeitraum bis 2028. Unter anderem mussten die Finanzinstitute mit einer massiven Wirtschaftskrise umgehen, bei der zahlreiche Menschen arbeitslos wurden und ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten.
Selbst im schlimmsten Fall verfügten die getesteten Bankhäuser im Schnitt aber immer noch über eine harte Kernkapitalquote von 14,5 Prozent und erfüllten damit weiter die regulatorischen Vorschriften der Aufseher.
Über 50 Geldhäuser im Fokus der Aufsicht
Allerdings bekamen mehr als 50 Finanzinstitute im Rahmen des Stresstests Schwierigkeiten und konnten gerade diesen deutlichen wirtschaftlichen Abschwung nicht abfedern. "Diese Ausreißer werden wir sehr eng begleiten", betonte BaFin-Exekutivdirektor Röseler. Notfalls würden die Aufseher von ihnen Maßnahmen einfordern. Dann könnten die Finanzinstitute sparen müssen, indem sie etwa weniger Geld an ihre Anleger ausschütten oder weniger Boni an Mitarbeiter zahlen.
Obwohl die Geldhäuser den Stresstest alles in allem gut bestanden haben, werden es immer weniger. Seit dem vergangenen Test vor zwei Jahren seien rund 100 weggefallen, gab Michael Theurer zu bedenken, der im Vorstand der Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig ist: "Da merkt man, dass viele der kleineren Kreditinstitute, Volksbanken und Sparkassen doch unter Druck stehen und sich überlegen, ob sie sich zusammenschließen." Wie aus einer Umfrage unter den getesteten Banken hervorgeht, denkt mehr als die Hälfte über so eine Fusion nach oder setzt sie bereits um.
Die Banken suchen händeringend Mitarbeiter
Nachdem in der Branche in den letzten Jahren viele Jobs gestrichen worden seien, quälten die Banken neuerdings außerdem wieder Personalsorgen, sagte Theurer: "Wir waren überrascht, dass sich meisten Institute vor allem damit beschäftigen, wie sie in Zukunft motiviertes und qualifiziertes Personal finden sollen." Gerade kleinere, regionale Häuser stünden bei der Personalsuche noch dazu häufig in enger Konkurrenz zueinander.
In einer ersten Reaktion begrüßte die Deutsche Kreditwirtschaft als Dachverband der Bankenbranche die Ergebnisse des Stresstests. Der sei strenger gewesen als zuvor und trotzdem hätten die teilnehmenden Banken eindrucksvoll gezeigt, wie widerstandsfähig sie sein, sagte Verbandssprecher Thomas Rienecker: "Damit kann sich die Kundschaft sicher sein, dass die Institute auch im echten Leben auf größere Herausforderungen gut vorbereitet sind."
Wie aussagekräftig ist der Stresstest wirklich?
Kritisch äußerte sich dagegen Florian Heider, wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE: Zwar zeige der Stresstest, dass die Banken gut aufgestellt seien, sagte Heider: "Allerdings basiert ihre Widerstandsfähigkeit vor allem auf der Annahme, dass die Zinsen konstant sind oder steigen." Das sei nicht der Fall, im Gegenteil sei die Europäische Zentralbank dabei, die Zinsen zu senken.
Auf diese Kritik erwiderte BaFin-Exekutiv-Direktor, Röseler, selbst unter dieser Voraussetzung würde sich an den Ergebnissen des Stresstests nicht sehr viel ändern. Dann wäre die Kernkapitalquote rund einen Prozentpunkt niedriger. "Und grundsätzlich soll ein Stresstest ja nicht reale Entwicklungen vorhersagen - sondern zeigen, wie belastbar die Banken in einem sehr sehr herausfordernden Umfeld wären", so Röseler.