Probleme der Wirtschaft Gesamtmetall-Chef fordert "Agenda 2040"
Zehntausende Jobs könnten im größten deutschen Industriezweig in den kommenden Jahren wegfallen, warnt Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf. Nötig für den Arbeitsmarkt sei nun eine Strukturreform.
In der deutschen Metall- und Elektroindustrie könnten nach Arbeitgeberangaben in den kommenden Jahren Zehntausende Arbeitsplätze wegfallen. "Ich erwarte, dass wir in der Metall- und Elektroindustrie in den nächsten fünf Jahren 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze verlieren könnten", sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
"Strukturelle Krise"
"Wir befinden uns in einer strukturellen Krise", so Wolf weiter. Energiepreise, Unternehmenssteuern und Sozialabgaben sowie bürokratische Lasten seien zu hoch. Darum brauche es jetzt eine Strukturreform. Die letzte gute gemachte Strukturreform sei die "Agenda 2010" des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder gewesen. Die umstrittene Reform vor rund 20 Jahren war mit Einschnitten in das Sozialsystem verbunden.
Der Gesamtmetall-Präsident sprach von einer Politik für Menschen und Arbeitsplätze. Er sagte: "Jetzt brauchen wir dringend eine Agenda 2040." Es gebe einen Mangel an Arbeitnehmern. "Insofern werden wir trotz abgebauter Arbeitsplätze mehr arbeiten müssen." Wolf verlangte auch deshalb mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten.
Tarifstreit und drohende Warnstreiks
Derzeit sind in der größten deutschen Industriebranche nach Verbandsangaben rund vier Millionen Menschen beschäftigt. Wolf betonte, in den kommenden Jahren gingen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Deshalb könnten die Unternehmen den Stellenabbau "möglichst sozialverträglich" gestalten.
In der Metall- und Elektroindustrie laufen derzeit Tarifverhandlungen. Die Metall-Arbeitgeber haben inzwischen eine Erhöhung der Bezüge um insgesamt 3,6 Prozent angeboten - bei einer langen Laufzeit von 27 Monaten und einer ersten Stufe der Erhöhung im Juli 2025. Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte dies als "zu wenig, zu spät, zu lang" und wies das Angebot zurück. Sie verlangt fordert sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Ab Ende Oktober ist nun mit Warnstreiks zu rechnen.