Statistisches Bundesamt Industrieproduktion im August überraschend stark
Die Produktion in der deutschen Industrie ist überraschend stark gestiegen. Vor allem die deutschen Autohersteller haben zuletzt deutlich mehr produziert. Trotzdem bleibt die Lage kritisch.
Die Unternehmen in Deutschland haben trotz der Konjunkturflaute ihre Produktion überraschend kräftig hochgefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im August zusammen 2,9 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Dies ist der größte Anstieg seit Oktober 2021. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,8 Prozent gerechnet, nachdem der Ausstoß im Juli noch um revidiert 2,9 Prozent gesunken war.
Schwankende Produktion in der Autoindustrie
Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich war die Produktion von Juni bis August allerdings um 1,3 Prozent niedriger als in den drei Monaten zuvor. "Der Impuls kam vor allem von der Autoindustrie, deren Produktion jedoch sehr stark schwankt", sagte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Die Produktion im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen stieg dem Statistikamt zufolge um 19,3 Prozent zum Vormonat, nach einem Minus von 8,2 Prozent im Juli.
Auch Ralph Solveen, stellvertretender Leiter Economic Research bei der Commerzbank betont: "Ohne die Autoproduktion hielt die leichte Abwärtstendenz bei der Produktion an, und die schwache Auftragsentwicklung und die schlechte Stimmung bei den Unternehmen machen wenig Hoffnung, dass diese bald enden wird."
Keine Belebung für kommende Monate erwartet
Der Produktionsanstieg im August sei "kein Signal für eine nachhaltige Trendwende im deutschen Verarbeitenden Gewerbe", sagte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts. "Der Anstieg ist zum Teil eine Korrektur des außergewöhnlich schwachen Juli-Wertes und zudem von Sonderfaktoren beeinflusst, wie man etwa an den extrem schwankenden Produktionszahlen im Automobilbau sieht."
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht derzeit ebenfalls noch "keine Belebung der Industriekonjunktur". Die Stimmungsindikatoren seien weiter eingetrübt und die Aufträge seien nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. "Daher ist bis auf weiteres mit einer verhaltenen Entwicklung des Produzierenden Gewerbes in Deutschland zu rechnen."
Die Industrie allein steigerte ihre Produktion von Juli auf August um 3,4 Prozent. Dabei kletterte die Fertigung von Investitionsgütern um 6,9 Prozent und die Produktion von Vorleistungsgütern um 0,1 Prozent.
Weniger Neuaufträge im August
Zumal es weitere Anzeichen gibt, dass die Talsohle noch nicht durchschritten ist: Das Neugeschäft der deutschen Industrie war im August eingebrochen. Nach zwei Anstiegen in Folge sanken die Aufträge der Firmen um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat und damit so stark wie seit Januar nicht mehr.