Schlechte Konjunkturdaten Ein trüber Tag im Wirtschaftsministerium
Die Wirtschaft kommt nicht in Fahrt, die Industrie verzeichnet ein Auftragsminus, der Konsum ist schwach. Und die Bundesregierung erwartet auch für dieses Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung.
Robert Habeck will an diesem Morgen im Wirtschaftsministerium über die Zukunft reden. Eine Veranstaltung mit Entwicklern und Managern der Autoindustrie. "Autonomes Fahren und KI: Deutschlands Weg zur Mobilität der Zukunft" ist der Termin überschrieben. Das klingt nach optimistischem Blick nach vorne. Aber der Blick auf die Gegenwart wird immer trüber.
Fast täglich neue schlechte Wirtschaftsdaten: "Insgesamt ist die ökonomische Lage nicht zufriedenstellend", sagt der Grünen-Politiker auf Nachfrage.
Am Wochenende ist bekannt geworden, dass die Bundesregierung für 2024 das zweite Jahr in Folge mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung rechnet. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind die Auftragseingänge der deutschen Industrie im August unerwartet deutlich gesunken. Weniger Bestellungen verzeichnet auch die Autobranche, so Marcus Bollig, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie.
"Aktuell ist die Situation in der Automobilindustrie sicher sehr angespannt. Das liegt auch daran, dass wir Rahmenbedingungen haben in Europa, die nicht in allen Aspekten wettbewerbsfähig sind." Hohe Energiepreise, hohe Steuern, digitaler Rückstand. Die Probleme gerade auch in Deutschland sind vielfach beschrieben. Sie schlagen an diesem Morgen auch auf die Stimmung im Wirtschaftsministerium.
Herausforderungen der Transformation
Deutschlands Vorzeigebranche, die Autoindustrie, steht beispielhaft für die Sorgen vor der Zukunft - vor den Herausforderungen der Transformation. Die Produktionszahlen sind schlecht - rund zehn Prozent unterhalb des Vorkrisenjahres 2019. In gut zehn Jahren sollen keine neuen Verbrenner mehr in Europa zugelassen werden. Aber derzeit verkaufen sich deutsche Elektroautos schlecht, die chinesischen Wettbewerber könnten bei den E-Fahrzeugen das Rennen machen.
Und auch beim Thema Autonomes Fahren müssen sich die deutschen Hersteller ins Zeug legen, betont Mercedes-Benz-Vorstand Markus Schäfer: "Der Wettbewerb aus China und den USA ist extrem aggressiv unterwegs."
Mercedes-Benz investiere viel in autonome Fahrzeuge der Zukunft. Die Konkurrenz aber auch. Die deutsche Autobranche will bei der Forschung und Entwicklung in diesem Bereich nun stärker kooperieren. Auch dazu dient die Veranstaltung im Ministerium.
Habeck fordert Entschlossenheit und Zuversicht
Wirtschaftsminister Habeck warnt davor, dass sich die schlechte Stimmung angesichts der Konjunkturdaten festsetzen könnte. Stattdessen brauche es jetzt Entschlossenheit und Zuversicht. "Die Antwort ist richtig, dass wir uns jetzt auf die eigenen Stärken besinnen müssen und dass wir keinen Grund haben, die Ohren hängen zu lassen."
Habeck setzt darauf, dass mit einer besseren Stimmung auch die Kauflaune in Deutschland wieder steigen könnte. Denn eigentlich seien die Voraussetzung dafür da, versucht Habeck Zuversicht zu verbreiten: Die Menschen hätten durch Lohnerhöhungen und eine sinkende Inflationsrate eigentlich wieder eine stärkere Kaufkraft, mehr Geld in der Tasche.
Trotzdem gebe es eine große Kauf-Zurückhaltung und Unsicherheit - auch angesichts der Weltlage. "Es hängt davon ab, wie das Land, wie die Gesellschaft antwortet auf die Bedingungen der Zeit", sagt Habeck fast beschwörend.
Hoffnung auf Wachstum ist verflogen
Allerdings: Laut Ifo-Institut hat sich die Stimmung im Einzelhandel zuletzt verschlechtert, für dieses Jahr sei keine positive Entwicklung bei den privaten Konsumausgaben mehr zu erwarten.
Am Mittwoch wird Habeck die Zahlen der sogenannten Herbstprojektion der Bundesregierung offiziell vorstellen. Um 0,2 Prozent dürfte die Wirtschaft demnach in diesem Jahr schrumpfen. Die leise Hoffnung auf ein leichtes Wachstum, die es noch im Frühjahr gab, ist verflogen. Deutschlands Wirtschaft steckt fest in der Rezession. Es ist ein trüber Tag im Wirtschaftsministerium.