Feiertag in den USA DAX kommt nicht vom Fleck
Geschlossene Börsen in den USA und wenig Bewegung im DAX: An den Märkten war der Handelstag ruhig. Morgen könnte sich das aber schon wieder ändern, denn die Fed könnte Hinweise auf ihren weiteren geldpolitischen Kurs bekannt geben.
Der deutsche Leitindex kann auch heute nicht an seinen Trend aus dem ersten Halbjahr anknüpfen und musste erneut leichte Verluste verkraften. Am frühen Abend schloss der DAX mit 0,26 Prozent im Minus bei 16.039 Zählern.
Damit ist der jüngste Anlauf in Richtung des Rekordhochs von Mitte Juni bei 16.427 Zählern vorerst gescheitert. Doch immerhin habe sich der DAX trotz der fehlenden Impulse über der psychologischen Marke von 16 000 Punkten behauptet, merkte Marktbeobachter Andreas Lipkow an.
Der EuroStoxx 50 schloss nach einem impulslosen Handel 0,16 Prozent leichter bei 4390 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex für die Eurozone den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Besser hat sich heute der MDAX der mittelgroßen Unternehmen geschlagen, der letztlich 0,47 Prozent auf 27.822 Punkte gewann. "Es war eine eher ruhige Sitzung, in der der Feiertag in den USA die Aktivitäten natürlich gebremst hat", schrieb Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda.
Der Handelstag war vor allem wegen der fehlenden Impulse aus den USA ruhig verlaufen, denn dort bleiben die Börsen heute aufgrund des Unabhängigkeitstages geschlossen. Dies wirkt sich auch auf den deutschen Markt aus, weil US-Akteure auch hier eine wichtige Rolle spielen.
Morgen dürfte sich das allerdings wieder ändern, denn die US-Notenbank Federal Reserve will am Mittwoch die Protokolle ihrer Juni-Sitzung veröffentlichen. Sie könnten Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed geben. Die Währungshüter versuchen, mit Zinserhöhungen die Inflation zu bekämpfen, ohne die Wirtschaft zu drosseln. "Wenn die US-Notenbank übertreibt und mehr als zwei Zinserhöhungen beschließt, wie vom Markt allgemein erwartet, dann besteht die Sorge, dass die Rezession tiefer ausfallen könnte als angenommen", sagte der Aktienstratege Manishi Raychaudhuri von der Bank BNP Paribas.
Gedämpft wurde die Stimmung der Anleger heute von der nächsten Eskalation im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt: Nachdem die Vereinigten Staaten den Export von Hochleistungschips an China beschränkt haben, erschwert die Volksrepublik nun die Ausfuhr bestimmter, für die Chip-Herstellung wichtiger Rohstoffe.
Wie das Handelsministerium in Peking mitteilte, müssen Unternehmen ab dem 1. August für die Ausfuhr von Gallium- und Germanium-Produkten eine Lizenz beantragen. "Das sieht nach einer Vergeltungsmaßnahme aus, nachdem die USA einige Chip-Exporte verboten haben", sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown.
Von der Konjunkturfront kommen zudem weitere negative Impulse für den Handel. Nach enttäuschenden US-Einkaufsmanagerindizes vom Montag sind auch die deutschen Exporte im Mai überraschend gefallen. Sie sanken um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 0,3 Prozent gerechnet.
"Schwache Export- und Importdaten verdeutlichen, wie es um die Weltwirtschaft und auch dem Exportweltmeister steht", sagte Salah-Eddine Bouhmidi, Markt-Experte beim Onlinebroker IG Europe. "Die Rezession ist nicht nur technisch, sondern bereits in der Realwirtschaft angekommen. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob es noch schlechter werden kann oder eine Trendumkehr vollzogen werden kann."
Negative Nachrichten kamen am späten Vormittag auch vom deutschen Einzelhandel, dem die hohe Inflation immer mehr zu schaffen macht. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht in einer neuen Prognose davon aus, dass die Umsätze der Branche in diesem Jahr real - also preisbereinigt - um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen werden. Bisher war der Verband von einem Rückgang von drei Prozent ausgegangen.
Der Euro hat heute leicht nachgegeben und kostete am Nachmittag 1,0904 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0895 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9179 Euro.
Zugleich hat sich in Russland der Verfall der Landeswährung Rubel fortgesetzt. Erstmals seit Ende März 2022 - also kurz nach dem Kriegsausbruch - koste der Dollar an der Moskauer Börse wieder mehr als 90 Rubel, der Euro stieg zeitweise über 98 Rubel. Die russische Landeswährung liegt damit deutlich unter ihren Höchstständen vom Vorjahr.
Die Ölpreise sind heute weiter gestiegen. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils knapp zwei Prozent auf 76,00 beziehungsweise 71,10 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Hauptgrund ist die Ankündigung Saudi-Arabiens, die freiwillige Kürzung von einer Million Barrel pro Tag um einen weiteren Monat auf den August auszuweiten. "An den Märkten war die Verlängerung der Förderkürzung weitgehend erwartet worden", sagte Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank.
Der Autozulieferer Bosch hat nach einer Vereinbarung mit dem Betriebsrat betriebsbedingte Kündigungen für die im Umbruch stehende Kernsparte Mobility ausgeschlossen. Die Vereinbarung gelte für knapp 80.000 Beschäftigte in Deutschland, teilten das Unternehmen, sein Betriebsrat und die IG Metall mit. Zudem wurde mit der Gewerkschaft ein Zukunftstarifvertrag zur Umstellung von Standorten auf alternative Antriebe oder Software-Lösungen abgeschlossen. Arbeitnehmervertreter sollen dabei künftig stärker an Entscheidungen beteiligt werden.
Abu Dhabi und die österreichische Öl- und Gaskonzern OMV wollen offenbar eine engere Zusammenarbeit ihrer Petrochemieunternehmen Borouge und Borealis erreichen. Dabei gehe es auch um eine mögliche Fusion, durch die ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar entstehen könnte, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Bloomberg. OMV lehnte eine Stellungnahme ab, von Borealis war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Im DAX stehen Adidas-Aktien im Fokus. Analysten der Berenberg Bank sehen für den mit über 38 Prozent Kursplus bislang zweitbesten DAX-Wert 2023 noch viel mehr Potenzial. Analyst Graham Renwick setzte für die Papiere der Herzogenauracher mit 220 Euro das höchste Kursziel am Markt an. "Wir denken, dass Adidas erst am Beginn einer aufregenden mehrjährigen Turnaround-Story steht", so Renwick.
Der Rüstungshersteller Rheinmetall plant den Aufbau einer Fabrik im Nordrhein-Westfälischen Weeze, um dort Teile des F-35-Kampfjets zu fertigen. Das gab das Unternehmen heute bekannt. In Zusammenarbeit mit den US-Firmen Northrop Grumman und Lockheed Martin sollen in dem neuen Werk demnach mindestens 400 F-35-Rumpfmittelteile produziert werden. Die Fabrik solle fast 60.000 Quadratmeter umfassen und schaffe rund 400 Arbeitsplätze in der Region.
Der Autohersteller Volkswagen will sein Wachstum in Südamerika mit einer Milliardeninvestition und vielen neuen Modellen vorantreiben. Bis 2026 investiert VW eine Milliarde Euro in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren auf Ethanolbasis und neue Geschäftsmodelle wie Auto-Abonnements. In den nächsten beiden Jahren kommen demnach 15 neue Modelle auf den Markt - Elektroautos wie demnächst der ID.4 und Verbrennermodelle, die vollständig mit Biosprit betankt werden können.
Unterdessen hat Merck-Chefin Belen Garijo in einem Interview ihre Ambitionen bekräftigt, bald wieder zuzukaufen. Eine mögliche größere Übernahme könne sie sich vor allem im Laborgeschäft vorstellen, sagte sie dem "Handelsblatt".
Die Auslieferungen des Elektroautobauers Tesla sind im wichtigen Markt China im Juni angestiegen. Die US-Amerikaner übergaben 93.680 Autos an die Kundschaft, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) auf Basis vorläufiger Zahlen in Peking mitteilte. Das sind rund ein Fünftel mehr als im Vormonat Mai. Tesla muss sich in China zunehmend harter Konkurrenz einheimischer Elektroautobauer wie BYD, Nio und Xpeng erwehren.
Die Aufregung um Künstliche Intelligenz (KI) hat die Position der US-Konzerne an den Börsen gestärkt. An der Spitze der 100 wertvollsten börsennotierten Firmen der Welt steht erneut Apple mit einem Wert von gut drei Billionen Dollar zum Stichtag 30. Juni, wie aus einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervorgeht. Auf Platz zwei folgt Microsoft mit rund 2,5 Billionen Dollar.
Der mit Spannung erwartete Twitter-Konkurrent des Facebook-Konzerns Meta soll in wenigen Tagen an den Start gehen. Im US-App-Store von Apple wurde die Anwendung mit dem Namen "Threads" für Donnerstag angekündigt. Während es mehrere kleinere Twitter-Konkurrenten gibt, gilt Meta als besonders starker Rivale, weiß Mark Zuckerberg doch, wie man große Online-Plattformen betreibt.
Vor dem höchsten europäischen Gericht musste der Konzern nun allerdings eine Niederlage hinnehmen. Kartellbehörden dürfen bei ihren Wettbewerbsuntersuchungen auch die Einhaltung von Datenschutzvorschriften prüfen, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) heute in Luxemburg. Damit darf das deutsche Bundeskartellamt dem Facebook-Konzern die Zusammenführung von Nutzerdaten grundsätzlich verbieten.
Amazon bringt die speziell für den weltgrößten Online-Händler entwickelten Elektro-Lieferwagen des Tesla-Konkurrenten Rivian nach Deutschland. In den kommenden Wochen sollen mehr als 300 Fahrzeuge in München, Berlin und Düsseldorf auf die Straße kommen. Amazon will bis zum Jahr 2030 bis zu 100.000 Rivian-Lieferwagen einsetzen. Für europäische Städte sei eine kürzere und schmalere Version des Lieferwagens entwickelt worden, hieß es.
Der Internetkonzern Yahoo plant seine Rückkehr an die Börse. Das hat der Chef des Web-Pioniers Jim Lanzone gegenüber der "Financial Times" erklärt. Damit will er dem im Silicon Valley ansässigen Unternehmen wieder zu altem Glanz verhelfen, so seine Begründung. Yahoo sei "finanziell bereit" und sehr profitabel, so Lanzone. Der Firmenchef verwies auch darauf, dass Yahoo heute noch zu den beliebtesten Internetseiten weltweit gehöre.