Dow & Co. auf Klettertour Mehr Zuversicht an der Wall Street
An der New Yorker Börse haben die Anleger die jüngste Bankenkrise vorerst hinter sich gelassen. Vom morgigen Zinsentscheid der Fed erhoffen sie sich Klarheit über den weiteren Kurs der Notenbank.
Nach der Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse haben die Anleger an der Wall Street die Sorgen um das globale Bankensystem zumindest vorerst beiseite geschoben. Zudem erholte sich der angeschlagene Markt der US-Regionalbanken.
Darüber hinaus hat die jüngste Bankenkrise die schon seit einer Weile immer wieder aufkommenden Spekulationen um ein gemäßigteres Tempo der Notenbank Federal Reserve (Fed) im derzeitigen Zinszyklus verstärkt und für neues Kaufinteresse gesorgt. Die meisten Marktteilnehmer gehen aktuell von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte aus, viele Analysten sprechen aber auch von einer möglichen Zinspause. Die Fed wird morgen am Abend das Ergebnis ihrer derzeitigen Zinsberatungen bekannt gegeben.
"Die Anleger hoffen auf das Beste aus beiden Welten. Sie sind optimistisch, dass sich die Bankensituation stabilisiert, aber sie hoffen auch, dass die Fed die Zinsen aufgrund der Bankensituation weniger stark anhebt", sagte Investment-Experte Brian Klimke vom Broker und Vermögensberater Cetera Financial. Die in den USA aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten Silicon Valley Bank (SVB) zeigten die Folgen der rasant angehobenen Zinsen zur Bekämpfung der Inflation.
Am Ende schloss der Dow Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, um 0,98 Prozent höher bei 32.560 Punkten. Noch besser entwickelte sich die Technologiebörse Nasdaq, die bei 11.860 Zählern um 1,58 Prozent höher aus dem Handel ging. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 1,42 Prozent. Der marktbreite S&P-500-Index rückte um 1,3 Prozent vor und überwand wieder knapp die Marke von 4000 Punkten. Vor allem die Nasdaq baute nach zunächst zögerlichem Start ihre Gewinne stetig aus und schloss nahe dem Tageshoch.
Wie schon zuvor in Europa waren Bank- und Finanzaktien gefragt, die Aussichten auf eine langsameres Zinstempo beflügelte zudem die Tech-Aktien. Papiere des Kreditkartenriesen American Express standen an der Dow-Spitze. Auch Goldman Sachs- und JP Morgan Chase machten Boden gut. Abseits des Finanzsektors verteuern sich die Aktien des Facebook-Mutterkonzerns Meta um 2,2 Prozent. Sie profitieren von einer Hochstufung durch die US-Bank Morgan Stanley.
Die Anteilsscheine des US-Elektroautobauers Tesla stiegen um 7,8 Prozent auf 197,58 Dollar. Die neuesten Verkaufszahlen aus China gaben der Aktie Rückenwind. Preissenkungen bei Teslas meistverkauften Modellen trieben den Absatz in der Volksrepublik auf 1371 Fahrzeuge am Tag zwischen dem 1. Januar und dem 19. März, hieß es in einem Bericht der China Merchants International Bank. Damit bricht der Konzern seinen bisherigen Rekord vom vierten Quartal 2022, wo er im Schnitt 1327 Fahrzeuge am Tag verkauft hatte.
Viel Aufmerksamkeit gab es heute mal wieder für den Regionalbankensektor, in dem weiter sehr viel Nervosität herrscht, wie der gestrige erneute Kurseinbruch der First Republican Bank um 47 Prozent zeigte. Allerdings legten die Aktien der Bank heute wieder knapp 30 Prozent zu, was zeigt, dass auch hier wieder mehr Zuversicht eingekehrt ist.
Getragen wurde diese Zuversicht untere anderem durch Äußerungen von Finanzministerin Janet Yellen, zwischen 2014 und 2018 selbst Chefin der Notenbank. Demnach will die US-Regierung - wenn nötig - weitere Hilfen für angeschlagene Banken mobilisieren.
Nike hat dank starker Verkäufe von Turnschuhen wie die Jordan Retro im dritten Quartal die Umsatz-Erwartungen der Experten übertroffen. Der Adidas-Konkurrent gab am Dienstag nach Börsenschluss einen um 27 Prozent höheren Umsatz in seinem größten Markt Nordamerika bekannt sowie ein Plus von 17 Prozent im Segment Europa, Nahost und Afrika. Besonders betuchtere Kunden haben ungeachtet der vergleichsweise hohen Inflation beim US-Konzern zugegriffen.
Der Gesamtumsatz von knapp 12,4 Milliarden Dollar übertraf die etwa 11,5 Milliarden, die Analysten laut Refinitiv vorhergesagt hatten. Der Nettogewinn betrug 1,2 Milliarden Dollar und damit elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Nike-Aktie stieg nachbörslich zunächst um etwa fünf Prozent.
Die Anleger am heimischen Aktienmarkt haben die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse verdaut und sich heute wieder aus der Deckung gewagt. Der DAX schloss am Ende bei 15.195 Punkten, ein Tagesgewinn von 1,75 Prozent. Eine beeindruckende Kehrtwende für den DAX, nachdem der deutsche Leitindex erst gestern noch im Tief bei 14.458 Punkten lag. Auch der europäische Leitindex Eurostoxx 50 gewann 1,5 Prozent, wobei vor allem Bankaktien gefragt waren.
Am Finanzmarkt überwog zwei Tage nach der Übernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS damit wieder die Zuversicht, dass es anders als 2008 nicht zu einer globalen systemischen Krise im Finanzsektor kommen wird.
"Der erste Schock nach der Schweizer Bankenrettung scheint verdaut und der Ausverkauf an der Börse vorerst überstanden", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. Die entscheidende Frage sei nun, ob und vor allem wie die US-Notenbank Fed am Mittwoch auf die jüngsten Spannungen im Bankensektor reagiere.
Trotzdem bleibt die Inflation in den USA weiter viel zu hoch, was weiter drohend weltweit über den Märkten schwebt. Fed-Chef Jerome Powell hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass der Weg der Notenbank im Kampf gegen die Geldentwertung noch nicht zu Ende gegangen sei. Ähnlich äußerten sich zuletzt auch immer wieder die Spitzen der EZB.
Auf die Äußerungen des US-Notenbankchefs nach der Zinssitzung morgen wird daher genau geachtet werden. Er muss die Balance finden zwischen Inflationsbekämpfung und einem behutsamen Vorgehen im Zinszyklus, dem strengsten seit den 80er-Jahren. Geht die Bank also zur Tagesordnung über, oder signalisiert Powell womöglich ein Umdenken? Die meisten Marktteilnehmer gehen aktuell von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte aus, viele Analysten sprechen aber auch von einer möglichen Zinspause.
Commerzbank-Expertin Antje Praefcke vergleicht den US-Zinsentscheid mit einem Griff in die Pralinenschachtel. "Meines Erinnerns nach gingen die Erwartungen vor einer Zinssitzung der Fed noch nie so weit auseinander, von 0 über 25 bis 50 Basispunkte", schrieb sie am Morgen. Sie glaubt, dass selbst die Notenbanker noch nicht so recht wissen, was der beste Weg ist.
Am Donnerstag entscheiden zudem die Schweizer Notenbank SNB und die Bank of England über ihre weitere Zinspolitik. Erwartet werden Zinserhöhungen von je 25 Basispunkten.
Der Euro hat heute von der zuversichtlicheren Stimmung an den Finanzmärkten profitiert und deutlich zugelegt. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im US-Handel 1,0771 US-Dollar und damit fast einen Cent mehr als am Morgen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0776 (Montag: 1,0717) Dollar fest.
Nachdem der Euro zum Wochenstart zunächst von der Unsicherheit an den Finanzmärkten belastet wurde, erholte er sich im Tagesverlauf wieder. Heute profitierte der Wechselkurs dann von einer deutlich besseren Stimmung an den Finanzmärkten. Der Dollar, aber auch andere als sichere Häfen geltende Währungen wie der Yen, gaben spürbar nach.
Börsenprofis blicken, auch unter dem Eindruck der Banken-Problematik, deutlich pessimistischer auf die deutsche Wirtschaft. Der ZEW-Index, das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten, sank im März um 15,1 auf 13,0 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage wurde ebenfalls deutlicher als erwartet zurückgenommen. Dieser Wert liegt mit minus 45,6 Punkten weiterhin klar im negativen Bereich.
Vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank kommen positive Signale vom Immobilienmarkt. Der Eigenheimabsatz in den USA hat im Februar nach zwölf Rückgängen in Folge wieder zugelegt - und dies überraschend deutlich. Die Verkäufe bestehender Häuser zogen zum Vormonat um 14,5 Prozent auf eine Jahresrate von 4,58 Millionen an, wie der Immobilienmakler-Verband NAR heute mitteilte. Dies war der größte Anstieg seit Juli 2020. Befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg um 5,0 Prozent gerechnet.
Auch die Erdölpreise zogen heute wieder stärker an. Gestern waren sie zunächst deutlich von den Turbulenzen im europäischen Bankensektor belastet worden, sie konnten sich im Tagesverlauf aber erholen. Ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent kostete rund 2,1 Prozent mehr. Der Preis für die Feinunze Gold, ebenfalls ein klassischer "sicherer Hafen" fiel deutlich um rund 2,0 Prozent auf 1937 Dollar je Feinunze.
Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank führten die Gewinnerliste im DAX mit über sechs beziehungsweise über sieben Prozent Kursplus an. Auch die Aktien europäischer Banken setzten ihre Stabilisierung fort und legten zum Teil kräftig zu.
Mercedes muss einem Diesel-Besitzer unter Umständen Schadenersatz wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung leisten. Der Käufer habe einen Anspruch auf Schadenersatz, wenn ihm durch die Abschalteinrichtung ein Schaden entstanden sei, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) heute. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte Schadenersatzansprüche bisher abgelehnt, da er für diese Vorsatz zum Schädigen des Käufers zur Voraussetzung machte, bei dem Autobauer aber nur Fahrlässigkeit erkennen konnte. Der BGH hat eine neue Verhandlung für den 8. Mai angesetzt, um "Folgerungen für das deutsche Haftungsrecht" zu erörtern.
Die Anleger von RWE reagierten positiv auf den Geschäftsausblick des Konzerns. RWE will nach Zuwächsen im neuem Geschäftsjahr operativ an das Ergebnis von 2022 anknüpfen. Das bereinigte operative Ergebnis auf Konzernebene soll zwischen 5,8 und 6,4 Milliarden Euro liegen, teilte der Konzern am Morgen mit. Im vergangenen Jahr hatte der größte deutsche Stromerzeuger 6,3 Milliarden Euro erzielt. Die Aktionäre, darunter der Staatsfonds aus Katar, sollen eine Dividende von 90 Cent je Aktie erhalten.
Gute Nachrichten für Auto-Konzerne und ihre Aktien: In der EU erholt sich der Automarkt weiter von Lieferkettenproblemen. Im Februar stieg die Zahl der neu zugelassenen Privatfahrzeuge gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum um 11,5 Prozent auf 802.763 Exemplare, wie der europäische Branchenverband ACEA in Brüssel mitteilte. Daraus ergibt sich für die ersten zwei Monate des Jahres ein Plus von 11,4 Prozent auf knapp 1,6 Millionen Stück. In Deutschland verkauften die Autohersteller 2,8 Prozent mehr Fahrzeuge.
Der geplante Zwei-Milliarden-Dollar teure Bau des Werks für die VW-Geländewagenmarke Scout wird vom US-Bundesstaat South Carolina mit 1,29 Milliarden Dollar bezuschusst, teilte der Gouverneur von South Carolina, Henry McMaster, gestern mit. Das Projekt könne außerdem bis zu 180 Millionen Dollar an Steuergutschriften für die Entwicklung von Arbeitsplätzen erhalten. Im Mai hatte VW angekündigt, die Geländewagenmarke Scout in den Vereinigten Staaten mit elektrischen Pickups und SUVs der nächsten Generation wiederzubeleben.
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen (VWFS) rechnen derweil wegen gestiegener Zinsen und stagnierender Gebrauchtwagenpreise in diesem Jahr mit einem deutlichen Gewinnrückgang. Das operative Ergebnis dürfte nach 5,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf weniger als 4,0 Milliarden Euro fallen, teilte das Management heute mit. Der Wert von 2,9 Milliarden Euro aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 werde aber auf jeden Fall übertroffen, versicherte Finanzvorstand Frank Fiedler.
Die Allianz-Fondstochter Pimco hat mit wertlos gewordenen Anleihen der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) einem Insider zufolge rund 340 Millionen Dollar verloren. Mit diesem Wert hätten sogenannte AT1-Anleihen der CS noch am Freitag in den Büchern der Investmentfonds von Pimco gestanden, sagte der Insider der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Verluste von Pimco mit den AT1-Papieren seien aber durch Gewinne mit anderen CS-Anleihen ausgeglichen worden, die im Zuge der Fusion deutlich an Wert gewannen, sagte der Insider. AT1-Anleihen - auch "CoCo-Bonds" genannt - dienen Banken als zusätzlicher Kapitalpuffer und können abgeschrieben werden, wenn die Kernkapitalquote unter einen bestimmten Schwellenwert fällt. Normalerweise verlieren aber erst die Aktionäre ihren Einsatz - bei CS entschieden die Schweizer Aufseher anders, was zu Unmut bei vielen Anlegern führte.
Die Aktien von Thyssenkrupp legte deutlich um rund 4,5 Prozent zu. Auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am 31. März will Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz ihre Pläne für eine Trennung von der Stahlsparte vorstellen, so das "Handelsblatt". Interesse habe der Finanzinvestor CVC Capital Partners. Zudem hoffe Thyssenkrupp auf ein Angebot des brasilianischen Stahlkonzerns CSN. Thyssenkrupp hatte in der Vergangenheit schon mehrfach versucht, sich von dem schwankungsanfälligen Stahlgeschäft zu trennen, war damit jedoch immer wieder gescheitert.
Der Autozulieferer Hella aus dem MDAX will für sein Rumpfgeschäftsjahr eine Dividende von 2,88 Euro je Aktie zahlen. Diese setze sich zusammen aus der Regeldividende von 0,27 Euro je Anteilsschein, wie der Konzern am Morgen mitteilte. Zudem soll nach dem Ausstieg aus dem Joint Venture HBPO eine Sonderdividende von 2,61 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Im Rumpfgeschäftsjahr von Juni bis Dezember 2022 hatte Hella bei einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (Ebit) von 383 Millionen Euro erwirtschaftet.
Die Aktien der Ex-Vodafone-Tochter Vantage Towers sollen nach nur etwas mehr als zwei Jahren an der Börse wieder vom Kurszettel verschwinden. Der Vorstand des Unternehmens habe mit dem neuen Eigentümer Oak Holdings einen Vertrag über den Rückzug von der Börse abgeschlossen, teilte das derzeit noch im MDAX gelistete Unternehmen in Düsseldorf mit. Den noch verbliebenen Aktionären werde deshalb 32 Euro je Anteil geboten. Experten hatten diesen Schritt erwartet, nachdem Oak Holdings im November vergangenen Jahres die Übernahme von Vantage Towers angekündigt hatte.