DAX und Dow bleiben auf Rekordjagd
Während der DAX die Woche schwungvoll abschloss, scheint der Auftrieb an der Wall Street zumindest etwas nachzulassen. Trotzdem erreichte auch der Dow Jones noch ein Rekordhoch.
Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen der Notenbanken und die Konjunkturmaßnahmen in China haben die Aktienmärkte in dieser Woche angetrieben. In den USA ging der Dow Jones mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent auf dem Rekordschlussstand von 42.313 Punkten aus dem Handel. Zwischenzeitlich war er bis auf die Bestmarke von 42.628 Punkten geklettert, konnte das Niveau aber nicht verteidigen.
Der marktbreitere S&P 500 hatte gestern eine neue Bestmarke aufgestellt, heute schloss er kaum verändert auf 5.738 Zählern. Der technologielastige Nasdaq sank dagegen um 0,4 Prozent auf 18.119 Punkte.
Die Hoffnungen der Anleger auf generell sinkende Zinsen wurden Marktteilnehmern zufolge von den neuesten Inflationsdaten am Leben gehalten. Der sogenannte PCE-Kernindex, der die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten ausklammert, stieg im August auf Jahresbasis um 2,2 Prozent. Im Monatsvergleich lag der Anstieg bei 0,1 Prozent.
"Es ist eine Erleichterung, dass sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt, und hoffentlich bleibt es dabei", sagte Joe Saluzzi, Co-Leiter des Aktienhandels bei Themis Trading. "Ob es 50 oder 25 Basispunkte sind, spielt wirklich keine Rolle. Entscheidend ist, ob sie die Zinssenkungen im nächsten Jahr fortsetzen werden."
Zuvor hatte der DAX ebenfalls ein Rekordhoch erklommen. Der deutsche Leitindex erreichte mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 19.473 Punkte den höchsten Schlussstand seiner Geschichte. Den höchsten Stand im Tagesverlauf markierte er bei 19.491 Zählern. Die Wochenbilanz fällt entsprechend gut aus, der deutsche Leitindex legte um vier Prozent zu.
Um die Marke von 20.000 Punkten zu erreichen fehlt jetzt lediglich noch ein Plus von drei Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf hat der DAX dank der Erholung von den Rückschlägen Anfang August und Anfang September schon um rund 16 Prozent zugelegt. Damit steigen die Chancen auf ein weiteres starkes Jahr. 2023 waren es am Ende gut 20 Prozent Plus.
Das Umfeld für Aktien könne derzeit kaum freundlicher sein, heißt es von den Marktbeobachtern von Index Radar. "Nach der XL-Zinswende in den USA flutet China die Märkte mit neuer Liquidität und will konkrete Maßnahmen umsetzen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen."
Der DAX befinde sich in einer starken Aufwärtswelle, die noch eine ganze Weile anhalten sollte, erklärt Christian Zoller, Charttechnik-Experte bei der ING. Trotz möglicher kurzer Korrekturen seien mittel- bis langfristig eher weiter steigende Kurse zu erwarten.
"An den Aktienmärkten wurde in der zurückliegenden Handelswoche ein weiteres Kursfeuerwerk gezündet", betonte Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater mit Blick auf die Maßnahmen zur Unterstützung der schwächelnden Konjunktur in China. Er sieht den DAX bereits auf dem Weg in Richtung der 20.000 Punkte. Diese "magische Marke" fühle sich nun greifbarer an. Zu ihr fehlen aktuell nur noch weniger als drei Prozent.
Auch Analyst Christian Henke vom Broker IG ist optimistisch: "Angesichts der in Kürze bevorstehenden starken Saisonalität im Schlussquartal könnte die Laune in den kommenden Wochen freundlich bleiben." Tatsächlich beginnen mit dem November die im statistischen Schnitt besten sechs Monate an der Börse. "Das nächste Ziel ist nun die psychologische Marke bei 20.000 Zählern", meint etwa IG-Analyst Henke.
HSBC-Charttechnikexperte Jörg Scherer ist etwas zurückhaltender: "Charttechnisch lässt sich aus der Tiefe des zwischenzeitlichen Einbruchs ein kalkulatorisches Anschlusspotenzial von knapp 800 Punkten beziehungsweise ein Kursziel von fast 19.800 Punkten ableiten."
Der angeschlagene Autobauer Volkswagen schraubt zum zweiten Mal binnen weniger Monate seine Prognose herunter. Das Unternehmen stimmte die Anleger auf einen rückläufigen Absatz und eine geringere Rendite ein. Der Umsatz dürfte nun mit 320 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahresniveau bleiben, teilte VW mit. Bislang war das Unternehmen von einem Plus von bis zu fünf Prozent ausgegangen. Die Rendite werde mit 5,6 Prozent niedriger ausfallen als zuletzt mit 6,5 bis 7,0 Prozent vorhergesagt.
Mit neun Millionen Autos dürften etwas weniger verkauft werden als im Jahr 2023, hier hatte VW zuletzt bis zu drei Prozent Plus erwartet. In der Finanzsparte dürfte sich zudem die Trennung vom Russland-Geschäft negativ bemerkbar machen, auch liefen die Geschäfte außerhalb Europas schlechter als vorhergesagt.
Die Feinunze Gold gab heute leicht nach. Gestern hatte das gelbe Edelmetall bei 2.685 Dollar ein neues Rekordhoch markiert. Gold profitierte zuletzt klar von den sinkenden US-Zinsen und dem fallenden Dollar. Der Euro fällt um 0,1 Prozent auf 1,1161 Dollar.
Die Commerzbank bleibt Gesprächsthema an der Börse. Hochrangige Manager von Commerzbank und UniCredit haben einem Insider zufolge zum ersten Mal seit dem Einstieg der italienischen Großbank offizielle Gespräche geführt. UniCredit-Chef Andrea Orcel wollte an der online geführten Gesprächsrunde am Morgen aber nicht teilnehmen, wie mit dem Vorgang vertraute Personen im Vorfeld gesagt hatten.
Die Vertragsverlängerung des Konzernchefs und eine weitere Stellungnahme zu den erhobenen Bilanzvorwürfen können die Mutares-Aktionäre nicht wirklich beruhigen. Der Kurs der Beteiligungsgesellschaft gibt zum Wochenschluss erneut nach, bleibt aber über dem Tagestief vom Vortag, als die Vorwürfe des Leerverkäufers Gotham City für einen Einbruch um bis zu 28 Prozent gesorgt hatten.
Thyssenkrupp hält an seiner Strategie fest, jedes einzelne Geschäft genau unter die Lupe zu nehmen, ob es innerhalb oder außerhalb des Konzerns weiterentwickelt wird. An der Portfoliostrategie habe sich nichts geändert, erklärte das Unternehmen. Thyssenkrupp reagierte mit dem Statement auf einen Bericht des "Handelsblatts", wonach der Konzern faktisch abgewickelt werden könne.
Der Scheinwerferspezialist Hella hat wegen der mauen Lage in der Autoindustrie seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Währungs- und portfoliobereinigt dürfte der Umsatz nun nur noch zwischen 7,9 und 8,1 Milliarden Euro landen. Auch die Prognose für die operative Marge schraubten die Westfalen nach unten.
Nach dem Autozulieferer ZF hat nun auch der fränkische Auto- und Industriezulieferer Schaeffler signifikante Stellenstreichungen ins Gespräch gebracht. Im Zuge der bevorstehenden Fusion mit dem Elektroantriebsspezialisten Vitesco könnten sich bestimmte Personalstellen erübrigen, sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld der "Wirtschaftswoche".