Steigende Preise Alle wollen Gold
Der Goldpreis steigt und steigt. Dafür verantwortlich sind sinkende Zinsen, aber auch strategische Erwägungen der aufstrebenden Schwellenländer. Wie teuer könnte das Edelmetall noch werden?
Gold bringt keine Zinsen. Gold zahlt auch keine Dividende. Da sind zum Beispiel festverzinsliche Wertpapiere viel attraktiver. Wenn aber die Zinsen sinken, wie jetzt nach der Zinswende in den USA, dann ist Gold wieder interessant. Das ist eine der gängigen Erklärungen für den aktuellen Gold- Boom.
Das ist aber nur eine und auch wenig bedeutende Erklärung, meint Gabriele Widmann von der DEKA-Bank: "Was jetzt über die letzten Jahre und Monate den Goldpreis viel stärker getrieben hat als die US- Zinsen, das waren die ganzen Emerging-Markets-Notenbanken, die jetzt ihre Goldbestände aufstocken." Emerging Markets, das sind die aufstrebenden Schwellenländer. Es sind also vornehmlich die Notenbanken Chinas, Russlands und der Türkei, die ihre Goldbestände enorm aufstocken und damit den Goldpreis treiben.
Schwellenländer wollen beim Gold aufholen
Aber warum machen sie das? "Die haben das Bestreben, dass sie sich vom US-Dollar stärker unabhängig machen wollen", erklärt Widmann. "Im Prinzip ist ja der US- Dollar die Weltwährung Nummer eins und Gold die Weltwährung Nummer zwei. Und wenn man sagt, man möchte sich unabhängiger machen vom Dollar, dann kauft man Gold."
Widmann verweist darauf, dass die klassischen Industrieländer wie zum Beispiel Deutschland wesentlich höhere Goldreserven haben. Die Bundesbank zum Beispiel hortet viermal mehr Gold als das Riesenreich China. Doch China und Co. möchten aufholen, dass heißt, die Goldrally dürfte weitergehen, vermutet Widmann. "Wenn man die Politik so beobachtet, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Emerging Markets noch höhere Bestände an Gold haben möchten."
Weitere Faktoren treiben den Goldpreis
Thomas Kulp folgt dem Goldpreis auf Schritt und Tritt. Er ist Rohstoffexperte der DZ Bank. Er hält den Einfluss des privaten Goldkonsums - also das Anlageverhalten auch kleinerer Anleger - auf den Goldpreis für größer. Denn den Anlegern gehen die Alternativen aus. Die Zinsen im US- und Euroraum sind tendenziell rückläufig. "Was aber langfristig für eine strukturell höhere Nachfrage spricht, sind niedrigere Renditen am Rentenmarkt, die wir in den nächsten Quartalen im Zuge der Leitzinssenkungen sehen werden", prognostiziert Kulp.
Wohin könnte es noch gehen? Optimisten sehen den Goldpreis in Richtung 3.000 Dollar pro Feinunze laufen. So weit lehnt sich Kulp nicht aus dem Fenster. "Wir haben unsere Prognose bei der DZ-Bank hoch revidiert auf 2.800 US- Dollar auf Jahressicht", sagt er. Dafür sprächen die niedrigeren Renditen am Rentenmarkt, die weiterhin bestehende geopolitische Verunsicherung, und auch die US-Wahl spiele eine Rolle sowie die weiterhin hohe Nachfrage der Notenbanken. "Das sind alles Trends, bei denen wir nicht sehen, dass es eine Wende geben könnte", so Kulp.
Allzeithoch trotz Dollar-Schwäche
2.800 Dollar: Das ist im Euroraum nur ein Richtwert. Denn wer beim Gold mit Euro bezahlt, muss den Wechselkurs einrechnen. Und der ist derzeit ungünstig. Denn der Dollar schwächelt gegenüber dem Euro. Trotzdem hat die Feinunze in dieser Woche sogar in Euro ein Allzeithoch erreicht. Und das Jahr 2024 verspricht das beste Goldjahr aller Zeiten zu werden: plus 26 Prozent. Das hat es noch nie gegeben. Und es sieht danach aus, also sollte die Zahl bis zum Jahresende noch getoppt werden.