Leichte Verluste im DAX Ein freundlicher Tag an der Wall Street
Die Börsen bleiben gut aufgelegt. Nach dem gestrigen Rückschlag erholten sich die Kurse in New York wieder. Der DAX hatte zuvor noch leicht im Minus geschlossen.
Nach dem Rücksetzer am Dienstag konnten die New Yorker Börsen zur Wochenmitte den größten Teil ihrer Vortagesverluste wieder aufholen. Die Standardwerte des Dow Jones bauten ihre Gewinne im Verlauf kontinuierlich aus. Der US-Leitindex ging 0,79 Prozent höher bei 43.077 Punkten aus dem Handel.
Dabei halfen vor allem die starken Quartalszahlen von Morgan Stanley, die an die bisher guten Gewinnausweise aus der Finanzbranche anknüpften.
Im späten Handel drehten dann auch die Technologiewerte ins Plus. Der Nasdaq 100 schloss 0,07 Prozent höher bei 20.174 Punkten.
Am Dienstag hatten die Kurse wegen negativer Nachrichten aus dem Chipsektor unter Druck gestanden. Der Dow Jones war 0,7 Prozent tiefer aus dem Handel gegangen, der Nasdaq 100 hatte ein Prozent verloren.
Wie am Vortag konnte der DAX zur Wochenmitte zwischenzeitliche Gewinne nicht halten. Am Nachmittag hatte der deutsche Leitindex trotz enttäuschender Quartalsberichte europäischer Konzerne kurzzeitig ins Plus gedreht. Bis zum Handelsende gab er wieder um 0,27 Prozent auf 19.432 Punkte nach. "Der DAX konsolidiert auf hohem Niveau", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets.
Getrübt wurde die Stimmung vor allem von dem enttäuschenden Auftakt der Berichtssaison. "Die Marktteilnehmer müssen sich erst einmal nach den kalten Duschen sondieren", stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest. "ASML hat mit den Quartalszahlen den Rückenwind aus dem Halbleiterbereich genommen."
Am Dienstag hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer mit 19.634 Zählern erneut eine Bestmarke erreicht - dann jedoch angesichts der fallenden Kurse in New York abrupt kehrtgemacht und knapp im Minus geschlossen. Die Technischen Analysten der HSBC sind aber weiter optimistisch gestimmt: Die 20.000er-Marke befinde sich ganz klar weiter im Visier der sogenannten "Bullen", die auf steigende Kurse setzen.
Morgen steht der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Die Marktbeobachter rechnen mehrheitlich damit, dass der EZB-Rat um Chefin Christine Lagarde den Leitzins um 25 Basispunkte und damit zum dritten Mal in diesem Jahr senken wird. Derzeit liegt der richtungsweisende Einlagenzins noch bei 3,5 Prozent.
Am Ölmarkt stehen die Notierungen weiter unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend mit 74,09 Dollar 0,8 Prozent weniger. Seit dem gestrigen Bericht der Washington Post, dass Israel beim geplanten Vergeltungsschlag gegen den Iran keine Atom- und Ölanlagen angreifen wolle, sind die Sorgen vor einem Preisschock weiter gewichen. Zudem haben die Internationale Energieagentur (IEA) und das Ölkartell OPEC in dieser Woche ihre Prognosen für die Ölnachfrage im kommenden Jahr gesenkt.
Gold kostet zur Wochenmitte 2.676 Dollar je Feinunze und damit 0,6 Prozent mehr. Das gelbe Edelmetall pirscht sich immer weiter an sein jüngstes Rekordhoch bei 2.685 Dollar heran.
Der Euro fiel vor dem morgigen Zinsentscheid der EZB weiter zurück. Mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 1,0874 Dollar notierte die Gemeinschaftswährung am Abend auf dem tiefsten Niveau seit Anfang August.
Die Aktien von Novavax fielen im US-Handel zweistellig. Die US-Gesundheitsbehörde hat die klinische Prüfung des Covid- und Grippe-Kombinationsimpfstoffes sowie der eigenständigen Grippeimpfung gestoppt, teilte der Impfstoffhersteller mit. Hintergrund ist nach Firmenangaben ein Bericht über eine Schädigung der motorischen Nerven bei einem der Studienteilnehmer außerhalb der USA, der die Impfung im Januar 2023 erhalten hat. Daten aus den früheren Covid-19- und Grippestudien von Novavax hätten keine Anzeichen dafür gezeigt, heißt es.
Im PC-Markt gerät die Chip-Technologie der beiden Platzhirsche Intel und AMD zunehmend unter Druck - und die beiden Rivalen wollen kooperieren, um sie zu verteidigen. Sie trommelten eine Industriegruppe zusammen, die die Weiterentwicklung der X86-Chiparchitektur mitsteuern soll. Mit X86-Prozessoren laufen die weitaus meisten Windows-PCs der Welt.
ASML-Papiere fielen um 5,6 Prozent und weiteten damit die Vortagesverluste nach der Prognosesenkung aus. Durch den Kurseinbruch musste die Aktie des niederländischen Halbleiterausrüsters die Krone als teuerster europäischer Technologiewert an SAP abgeben. SAP legte heute immerhin etwas zu und stabilisierte damit den Sektor.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus erwägt, bis zu 2.500 Stellen in seiner kriselnden Verteidigungs- und Raumfahrtsparte zu streichen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP heute aus Unternehmens- und Gewerkschaftskreisen. Nähere Angaben lagen zunächst nicht vor. Der Geschäftsteil beschäftigt derzeit rund 35.000 Menschen und leidet unter einer gesunkenen Nachfrage im Raumfahrtbereich.
Anleger von Sartorius haben vor den morgen erwarteten Quartalszahlen des Pharma- und Laborzulieferers kalte Füße bekommen. Auslöser waren kassierte Jahresziele des Branchenkollegen Tecan aus der Schweiz wegen eines schwierigen Marktumfeldes. Während die Tecan-Papiere in Zürich um 11,5 Prozent absackten, gaben im DAX die Vorzugsaktien von Sartorius um über drei Prozent nach.
Im DAX rauschte die Adidas-Aktie nach Zahlen um mehr als vier Prozent abwärts, Marktbeobachter sprachen von Gewinnmitnahmen. Nach einem besser als erwarteten dritten Quartal hatte der Sportartikelhersteller seine Prognosen für das laufende Jahr erneut erhöht. So soll das Betriebsergebnis nun rund 1,2 Milliarden Euro erreichen. Zuletzt hatte Adidas rund eine Milliarde in Aussicht gestellt. Auch für die Erlöse zeigte sich der Nike-Konkurrent optimistischer.
Ein neues Modul des Halbleiterkonzerns Infineon soll Hunderte Millionen Karten zum kontaktlosen Bezahlen umweltfreundlicher machen. Der CO2-Fußabdruck der Kartenherstellung soll dadurch deutlich sinken, wie das DAX-Unternehmen mitteilte, das weltweiter Marktführer für die Chips auf den Karten ist. Ab Anfang kommenden Jahres werden die Karten auch in Europa erwartet.
Am Nachmittag baute die Aktie von Nagarro ihren Tagesgewinn auf mehr als 20 Prozent aus. Der Münchner Software-Entwickler bestätigte Gespräche "mit bestimmten Interessenten" über ein mögliches Übernahmeangebot. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über ein Interesse des US-Finanzinvestors Warburg Pincus berichtet. Das SDAX-Unternehmen, das vor knapp vier Jahren vom IT-Konzern Allgeier abgespalten und an die Börse gebracht worden war, hat eine Marktbewertung von rund 1,1 Milliarden Euro. Am Dienstag hatte Nagarro die Anleger noch mit einer Umsatzwarnung verschreckt: Die Aktie erlitt mit einem Minus von 14,5 Prozent den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren.
Dank einer anziehenden Nachfrage hat der Anbieter von Medizin- und Sicherheitstechnik Drägerwerk in den ersten neun Monaten mehr Aufträge eingefahren. Der Auftragseingang stieg währungsbereinigt um 1,4 Prozent auf etwa 2,4 Milliarden Euro. Beim Konzernumsatz verbuchte der SDAX-Konzern hingegen Einbußen von 0,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.