Auf die Rally folgt der Fall Chipwerte bremsen Indizes nach Rekordhochs aus
Die Berichtssaison hielt heute enttäuschende Nachrichten aus der Chipbranche bereit, die den ganzen Technologiesektor nach unten gezogen haben. Die Indizes dies- und jenseits des Atlantiks sind zurückgefallen.
Es sah nach einer weiteren Rally aus: Zum Handelsstart in den USA kletterte der Dow Jones auf ein neues Rekordhoch. Doch das konnte der Index nicht halten, vor allem enttäuschende Nachrichten aus der Chipbranche ließen die Anleger heute zögern.
Der US-Leitindex schloss heute 0,7 Prozent im Minus bei 42.740 Punkten. Der marktbreite S&P 500 blieb anfangs nur minimal unter seiner Bestmarke vom Wochenbeginn, verlor zuletzt aber ebenfalls 0,8 Prozent auf 5.815 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es angesichts schwacher Halbleiterwerte sogar 1,0 Prozent auf 18.315 Punkte bergab, womit er seinem Rekordhoch aus dem Sommer weiter hinterherhinkt.
Der Stimmungsdämpfer im Handelsverlauf wurde am Markt zum einen damit begründet, dass die USA erwägen, im Interesse der nationalen Sicherheit den Verkauf modernster Chips für Künstliche Intelligenz (KI) an bestimmte Länder zu begrenzen.
Zudem blickt der niederländische Chipausrüster ASML nach einem enttäuschenden Auftragseingang zurückhaltender auf 2025. "Wir erwarten, dass unser Gesamtumsatz im Jahr 2025 auf eine Spanne zwischen 30 und 35 Milliarden Euro anwachsen wird", sagte Konzernchef Christophe Fouquet in einer heute verbreiteten Mitteilung. "Das liegt in der unteren Hälfte der Spanne, die wir am Investorentag 2022 vorgestellt haben." Daraufhin brachen die Aktien des Konzerns ein und belasteten damit auch Chipwerte weltweit.
Ein Rekordhoch an der US-Börse gab es heute dennoch: Bei Apple reichte es auch ohne bahnbrechende Neuigkeiten für Kursgewinne von zwischenzeitlich 1,1 Prozent und einen Rekord. Die Anleger trauen dem Technologieriesen zu, von der Markteinführung neuer, KI-fähiger iPhone-Modelle zu profitieren. Mit dem jüngsten Kursanstieg zementierte Apple seinen Status als das weltweit wertvollste Börsenunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von knapp 3,6 Billionen Dollar.
Positiv im Fokus stand heute auch der Halbleiterkonzern Wolfspeed, dem eine bis zu 750 Millionen Dollar schwere Direktfinanzierung des US-Handelsministeriums winkt. Zudem will ein Konsortium von Investmentfonds weitere 750 Millionen Dollar zur Verfügung stellen. Mit dem Geld sollen die langfristigen Wachstumspläne und die heimische Chipproduktion auf Basis von Siliziumkarbid unterstützt werden. Wolfspeed-Titel schnellten zur Börseneröffnung um 38 Prozent nach oben, zuletzt notierten sie rund 19 Prozent im Plus.
Auch der deutsche Markt hat nach einem neuen Rekordhoch heute im Verlauf des Handelstages an Schwung verloren. Der DAX schloss 0,11 Prozent im Minus bei 19.486 Punkten. Zu Handelsbeginn hatte der DAX noch den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch erzielt. In den ersten Handelsminuten knackte der deutsche Leitindex erstmals die Marke von 19.600 Zählern.
Indes wirft die am Donnerstag anstehende Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits ihre Schatten voraus. Die Aussicht auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik sowohl in der Eurozone als auch in den USA halte die investierten Anlegerinnen und Anleger bei der Stange, kommentiert Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Auch von konjunktureller Seite gibt es gute Nachrichten für die Investoren. Die Industrieproduktion in der Eurozone ist im August im Vergleich zum Vormonat um 1,8 Prozent gestiegen, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Dies ist der stärkste Zuwachs seit April 2023. Im Zuge sinkender Zinsen hat sich außerdem die Nachfrage nach Firmenkrediten im Euroraum erstmals seit zwei Jahren belebt. Sie hat sich der EZB zufolge im dritten Quartal moderat erhöht.
Und auch die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Oktober etwas aufgehellt. Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW stieg gegenüber dem Vormonat um 9,5 Punkte auf 13,1 Punkte. Zum Anstieg im Oktober beigetragen habe "die Erwartung stabiler Inflationsraten und die damit verbundene Aussicht auf weitere Zinssenkungen durch die EZB", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach.
Gleichzeitig kommen von Firmenseite auch wieder eher ernüchternde Einschätzungen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat einer Studie der deutschen Außenhandelskammern und der Deutschen Industrie- und Handelskammer zufolge in den vergangenen fünf Jahren weltweit an Ansehen verloren. 48 Prozent der befragten internationalen Unternehmen sind der Meinung, dass sich das Image Deutschlands "verschlechtert" (35 Prozent) oder "stark verschlechtert" (13 Prozent) habe. Besonders kritisch sehen demnach Unternehmen aus der Euro-Zone und der Asien-Pazifik-Region sowie in China die Entwicklung.
Auch heimische Unternehmen beklagen strukturelle Defizite am Standort Deutschland - etwa die deutsche Elektro- und Digitalindustrie. Das Produktionsvolumen gehe 2024 um sieben Prozent statt um die erwarteten zwei Prozent zurück, sagte der Vorsitzende des Branchenverband ZVEI, Wolfgang Weber, der Zeitung "Die Welt". Geschäftsführer Weber listet unter anderem hohe Energiepreise, hohe Steuern, vor allem aber die stetig zunehmende Bürokratie und Regulierungen als Probleme für die Unternehmen auf.
Die Ölpreise setzten ihre Talfahrt heute fort. Bis zum späten Nachmittag konnten sie die Kursverluste aus dem frühen Handel nicht wieder aufholen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel um 1,45 Dollar auf 73,95 Dollar. Bereits gestern war die Notierung um rund zwei Prozent gefallen. Anfang vergangener Woche hatte ein Barrel der Sorte Brent noch zeitweise mehr als 80 Dollar gekostet.
Der Euro hat sich nach den jüngsten Verlusten stabilisiert. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0885 Dollar gehandelt. Kurzzeitig war der Euro bis auf 1,0885 Dollar gefallen. Er hatte so den niedrigsten Stand seit Anfang August erreicht. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0903 Dollar fest.
Der Kontrast könnte größer kaum sein: Während Weltmarktführer Nike immer tiefer in die Krise rutscht, wächst bei der Nummer zwei auf dem Sportartikelmarkt der Optimismus: Adidas zeigt zweistellige Zuwachsraten und schraubte heute zum dritten Mal in sechs Monaten die Umsatz- und Gewinnerwartungen nach oben. Der Konzernumsatz werde in diesem Jahr währungsbereinigt um etwa zehn Prozent zulegen, bisher hatte der Vorstand mit maximal neun Prozent gerechnet. Das operative Ergebnis soll 1,2 Milliarden Euro erreichen, 200 Millionen mehr als geplant.
Tesla erhält vom Land Brandenburg grünes Licht für den ersten Schritt zum Ausbau des Werksgeländes in Grünheide bei Berlin. Das Landesumweltamt erteilte die Genehmigung zum Bau einer weiteren großen Halle, wie das brandenburgische Umweltministerium heute mitteilte. Damit kann der US-Elektroautobauer mit der ersten von drei geplanten Ausbauphasen beginnen.
Tesla hat heute außerdem angekündigt, sich "Robotaxi" und "Robobus" als Markennamen sichern lassen zu wollen. Die Anträge des Elektroauto-Herstellers beim amerikanischen Patent- und Markenamt USPTO umfassen sowohl Fahrzeuge als auch Beförderungsdienste.
Das US-Verkehrsministerium hat der Lufthansa wegen Diskriminierung jüdischer Fluggäste im Mai 2022 vier Millionen Dollar Bußgeld auferlegt. Auf einem Flug von New York über Frankfurt nach Budapest verwehrte das Lufthansa-Personal beim Umsteigen einer ganzen Gruppe von Passagieren, die als orthodoxe Juden erkennbar waren, den Weiterflug, nachdem einige sich trotz Corona-Pandemie geweigert hatten, FFP2-Masken an Bord zu tragen. Die Lufthansa hatte sich damals entschuldigt und später den Betroffenen zwei Millionen Dollar gezahlt. Das werde angerechnet, erklärte das Ministerium heute.
Mit Rückenwind vom Investmentbanking hat Goldman Sachs seinen Gewinn im Sommer um 45 Prozent gesteigert. Das Ergebnis für Juli bis September lag bei 2,99 Milliarden Dollar oder 8,40 Dollar pro Aktie, wie die US-Großbank heute mitteilte. Allein die Gebühreneinnahmen im Investmentbanking kletterten um 20 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar. Auch die Einnahmen aus dem Aktienhandel legten um 18 Prozent zu. Derweil verbuchte die Bank Rückstellungen für drohende Kreditverluste über 397 Millionen Dollar.
Steigende Kosten haben die Bank of America auch im dritten Quartal belastet. Allerdings fiel der Gewinnrückgang nicht so stark aus, wie Experten es erwartet hatten. In den drei Monaten bis Ende September sei der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar gefallen, teilte die US-Großbank heute mit. Grund für den Gewinnrückgang waren neben deutlich höhere Kosten auch eine gestiegene Risikovorsorge für Kreditausfälle.
Glänzende Geschäfte an den Kapitalmärkten haben bei der US-Großbank Citigroup den leicht sinkenden Zinsüberschuss und die Folgen des Konzernumbaus etwas dämpfen können. Im dritten Quartal war der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent auf gut 2,9 Milliarden Dollar gefallen, wie die Bank heute mitteilte. Der Zinsüberschuss ging um drei Prozent auf 13,4 Milliarden Dollar zurück. Insgesamt legten die Erträge leicht auf etwas mehr als 20 Milliarden Dollar zu - dies verdankte die Citigroup dem zweistelligen Anstieg der Provisionseinnahmen.
Der Triebwerksbauer MTU hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr erneut angehoben. Der DAX-Konzern erwartet jetzt einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern von etwas über einer Milliarde Euro, nach 820 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Der erwartete Jahresumsatz blieb unverändert.
Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing könnte schon bald eine milliardenschwere Kapitalerhöhung durchführen. In einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC teilte der Airbus-Rivale heute mit, eventuell und schrittweise neue Aktien und/oder Schulden beziehungsweise vergleichbare Instrumente im Volumen von bis zu 25 Milliarden Dollar emittieren zu wollen. Mit einem Bankenkonsortium sei außerdem ein Kreditrahmen über zehn Milliarden Dollar vereinbart worden, wie Boeing mitteilte.
Microsoft warnt vor einer besorgniserregenden Zunahme von Cyberangriffen, sowohl durch kriminelle Hacker als auch durch staatliche Akteure. Staatliche Angreifer versuchten zunehmend, geopolitische Konflikte durch Cyberangriffe zu beeinflussen, indem sie Spionage betreiben, Daten löschen, Infrastruktur stören und auch illegalen Einfluss auf demokratische Prozesse nehmen, indem sie etwa Wahlen manipulieren, erklärte Microsoft.
Ein ungenannter Investor hat ein Paket von Deutsche-Bank-Aktien für 256 Millionen Euro verkauft. Die Investmentbank Goldman Sachs erklärte in der Nacht, sie habe 16 Millionen Papiere des größten deutschen Geldhauses platziert. Das Paket entspricht rund 0,8 Prozent des Grundkapitals der Bank.
Die Beteiligungsgesellschaft Mutares will ihren Motorenhersteller Steyr Motors aus Österreich an die Börse bringen. Noch bis Silvester soll das Unternehmen an der Frankfurter Börse gelistet werden, wie Mutares mitteilte. Mutares will weiterhin die Mehrheit an der Firma halten, die die Gesellschaft 2022 erworben hatte.