Flugzeugbauer in der Krise Boeing will sich 35 Milliarden Dollar beschaffen
Beim US-Flugzeughersteller Boeing wird das Geld knapp. Die Ausgabe neuer Aktien soll nun viele Milliarden einbringen. Außerdem hat sich der Konzern bei Banken umfangreiche Kredite gesichert.
Der krisengeschüttelte Flugzeugbauer Boeing will sich bis zu 35 Milliarden Dollar an frischem Geld sichern. Der US-Konzern teilte heute in einer Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht SEC mit, bis zu 25 Milliarden Dollar über die Ausgabe neuer Aktien und Schuldverschreibungen erlösen zu wollen.
Mit einem Bankenkonsortium sei zudem ein Kreditrahmen von zehn Milliarden Dollar vereinbart worden, wie Boeing mitteilte. "Dies sind zwei umsichtige Schritte, um den Zugang des Unternehmens zu Liquidität zu unterstützen", erklärte der Flugzeugbauer.
Arbeitskampf verstärkt Liquiditätsprobleme
Damit versucht sich das Unternehmen finanziellen Spielraum zu verschaffen angesichts einer Schuldenlast von 11,5 Milliarden Dollar, die bis zum 1. Februar 2026 fällig werden. Ende Juni hatte der Airbus-Konkurrent noch knapp elf Milliarden Dollar an Barmitteln.
Boeings Liquiditätsprobleme haben sich verschärft, seit Mitte September rund 33.000 von der Gewerkschaft vertretene Mitarbeitende ihre Arbeit niederlegten und damit die Produktion des meistverkauften Flugzeugs 737 MAX lahmlegen. Schätzungen zufolge kostet der Streik Boeing mehr als eine Milliarde Dollar pro Monat.
Höhe der Kapitalerhöhung noch offen
Bei einer sogenannten Kapitalerhöhung verstärkt ein Unternehmen sein Eigenkapital, indem es neue Anteilsscheine ausgibt - in der Regel zu Lasten der Altaktionäre, deren Anteile verwässert werden.
Wann und in welchem Umfang Boeing diesen Schritt jetzt gehen wird, ist noch offen. Nach Schätzung von Analysten braucht der Konzern zehn bis 15 Milliarden Dollar, um sein Kreditrating aufrechtzuerhalten, also seine Bonitätsnote, die Auskunft über die Ausfallwahrscheinlichkeit der Kredite gibt. Die Bewertung liegt nur eine Stufe über dem "Ramschniveau", ab dem frisches Geld wegen des höheren Ausfallrisikos teurer wird.
Qualitätsprobleme und Flugzeugabstürze
Boeing steckt wegen zahlreicher technischer Qualitätsprobleme in der Krise. Anfang des Jahres fiel bei einer Boeing 737 MAX, der meistverkauften Baureihe, während eines Fluges eine Tür heraus. Das war für Boeing ein erneuter Rückschlag nach den beiden Flugzeugabstürzen dieses Typs mit fast 350 Toten in den Jahren 2018 und 2019.
Im September lieferte Boeing 33 Jets aus, im August waren es noch 40. Damit ist das Unternehmen im Auslieferungsrennen mit dem Rivalen Airbus weiter zurückgefallen.