Stromautobahnen Baustart für neuen Suedlink-Abschnitt
Es ist ein riesiges Infrastrukturprojekt und soll die Energiewende voranbringen: Mit der Stromtrasse Suedlink soll "grüner" Strom vom Norden in den Süden gelangen. Nun wird ein weiterer Streckenabschnitt gebaut.
Im Nordosten Baden-Württembergs startet heute der Bau eines weiteren Streckenabschnitts der Stromtrasse Suedlink. Zum offiziellen Baustart um 18 Uhr in Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) wird auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet. Die Bundesnetzagentur hatte dem Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW zufolge Mitte September grünes Licht für die rund 80 Kilometer lange Teilstrecke gegeben.
Strom aus dem windreichen Norden nach Süddeutschland
Mit der Genehmigung bestehe nun Baurecht für beide Streckenabschnitte und damit die gesamte Suedlink-Route in Baden-Württemberg, hieß es von TransnetBW. An dem südlichen Abschnitt werde bereits seit vergangenem Jahr gebaut. Suedlink ist eine von mehreren geplanten "Stromautobahnen" im Bundesgebiet und soll die Energiewende voranbringen.
Die neue Trasse soll "grünen" Strom aus dem windreichen Norden nach Süddeutschland transportieren und zehn Millionen Haushalte mit Ökostrom versorgen. Zwei Stromleitungen sollen über einen Großteil der Strecke nebeneinander verlegt und parallel betrieben werden. Nach Angaben der zuständigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW belaufen sich die Kosten auf etwa zehn Milliarden Euro.
Die Stromtrasse führt durch sechs Bundesländer: von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Eine der Leitungen startet in Brunsbüttel und endet in Leingarten (Landkreis Heilbronn), die andere Verbindung verläuft von Wilster bis nach Bergrheinfeld in Unterfranken. Bei Glückstadt in der Nähe von Hamburg entsteht sogar ein eigener Elbtunnel, ein anderes Teilstück wird 200 Meter unter der Erde in einem Salzbergwerk bei Heilbronn verlegt.
Mehrfache Verzögerungen
Auch an anderen Orten in Deutschland hat der Bau bereits begonnen. In den vergangenen Jahren hatte er sich mehrfach verzögert. Ursprünglich sollte Suedlink bereits 2022 fertiggestellt werden. Zunächst verzögerte der Termin sich auf 2026. Stand jetzt ist die Inbetriebnahme erst für Ende 2028 geplant. Für Planung und Bau im Norden des Landes ist Tennet zuständig, TransnetBW verantwortet Mittel- und Süddeutschland.
Grund für die Verzögerungen waren nach Unternehmensangaben unter anderem langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren. Denn die Stromkabel verlaufen beispielsweise durch Grundstücke und Felder. Auch die Bauarbeiten sind aufwendig: Um die Leitungen unter der Erde zu verlegen, muss teilweise unter Flüssen, Autobahnen und Infrastruktur gebaut werden. Eine weitere Herausforderung: Ein Meter Kabel wiegt etwa 42 Kilogramm.
Eine Stromtrasse unter der Erde bietet derweil einige Vorteile: Bei der Verlegung von Erdkabeln wird generell weniger in das Landschaftsbild eingegriffen als bei Strommasten. Außerdem soll Suedlink Gleichstrom transportieren. Dabei geht weniger Energie verloren als beim Transport von Wechselstrom. Konverter an den Endpunkten der Stromtrasse wandeln den Gleichstrom in Wechselstrom um. Sowohl die Verlegung von Erdkabeln als auch die Nutzung von Gleichstromkabeln ist allerdings die teurere Variante.
Folgen für Strompreise unklar
Was die künftige Inbetriebnahme von Suedlink für die Strompreise bedeutet, ist unklar. Fest steht, dass die Kosten des Projekts über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt werden und damit bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern landen. Gleichzeitig soll die neue Trasse Engpässe in der Stromversorgung verhindern - das spart Geld. Im besten Fall muss weder Strom dazugekauft werden, noch müssen zusätzliche Kraftwerke hochgefahren werden. Weniger Engpässe belasten den Geldbeutel damit weniger.
Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse hatten in der Vergangenheit jedoch auch immer wieder Bedenken an dem Megaprojekt geäußert und mit Klagen gedroht. Sie hatten unter anderem negative Auswirkungen auf Landwirtschaft und Umwelt befürchtet. Scharfe Kritik hatte es auch von der bayerischen Landesregierung gegeben. Energieexperten halten den Ausbau des Stromnetzes auch im Zuge der Energiewende allerdings für notwendig.