Haschim Safi al-Din (Archivbild vom 12.01.2022)
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Krieg in Nahost ++ Hisbollah bestätigt Tod von ranghohem Mitglied ++

Stand: 23.10.2024 22:49 Uhr

Inzwischen hat auch die Terrormiliz Hisbollah die Tötung eines mutmaßlichen Nachfolgers von Anführer Nasrallah bestätigt. Das israelische Militär hat die libanesische Stadt Tyros angegriffen. Der Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen.

23.10.2024 • 22:49 Uhr

Ende des Liveblogs

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Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat Israels Angriffe auf die Vereinigung Al-Kard al-Hassan im Libanon als Kriegsverbrechen eingestuft. "Dass eine bewaffnete Gruppe eine finanzielle Institution, Vereinigung oder Bank nutzt, bedeutet noch keinen wirksamen Beitrag zu militärischen Handlungen", teilte HRW mit. "Deshalb ist es kein rechtmäßiges militärisches Ziel im Rahmen des Kriegsrechts." Zwar hätten Israel, die USA und der inzwischen getötete Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah dargelegt, dass Al-Kard al-Hassan Verbindungen zu der Miliz hat. "Aber sie bleibt ein ziviles Objekt", teilte HRW mit. "Solche Angriffe zu erlauben, würde faktisch alle Finanzinstitutionen, die alle Parteien in dem Konflikt nutzen, jederzeit zu militärischen Zielen machen."

Israels Armee bombardierte im Libanon nach eigenen Angaben fast 30 Zweigstellen der Vereinigung, einer Art Bank der Hisbollah. Diese ist eine der größten Vereinigungen zur Vergabe von Mikrokrediten im Land, das seit Jahren in der schwersten Finanzkrise seiner Geschichte steckt. Der Sektor libanesischer Banken, die Schulden in Milliardenhöhe angehäuft haben, ist zusammengebrochen.

Die israelische Armee dringt nach Darstellung der Hisbollah weiter im südlichen Libanon ein. Israels Bodentruppen hätten versucht, in der Nähe des Orts Aitarun in libanesisches Gebiet vorzurücken, teilte die Terrormiliz mit. Deren Kämpfer hätten die Soldaten mit Maschinengewehren und Raketen zum Rückzug jenseits der Grenze gezwungen. Die Miliz reklamierte erneut auch Raketenangriffe auf mehrere Ansammlungen israelischer Soldaten im Grenzgebiet für sich. 

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat die libanesische Hisbollah-Miliz beschuldigt, einen Angriff auf Israel nach dem Vorbild des Hamas-Großangriffs vom 7. Oktober geplant zu haben. "Sie haben eine Invasion geplant", sagte er den französischen Sendern Cnews und Europe 1. Israel habe etwa 100 Meter hinter der libanesischen Grenze ein Tunnelsystem entdeckt, über das die Hisbollah mit "Geländewagen, Motorrädern und Raketen" habe angreifen wollen.  Die Dimensionen des geplanten Angriffs seien "größer als die des 7. Oktober" gewesen, fügte er hinzu.

23.10.2024 • 20:40 Uhr

Erneut Luftalarm in Tel Aviv

Im Großraum der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv hat es am Abend den zweiten Luftalarm des Tages gegeben. Vier Geschosse aus dem Libanon seien registriert worden, teilte die Armee mit. Einige seien abgeschossen worden, in offenem Gelände eingeschlagen. Über mögliche Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt. Über der Stadt waren dumpfe Detonationen zu hören.

Etwa 20 Kilometer weiter nordöstlich im Westjordanland wurden hingegen zwei Palästinenser bei Raketeneinschlägen verletzt, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete. Es sei unklar, ob es sich um Raketen der Hisbollah oder israelische Abfangraketen handelte. 

Schon am Morgen hatte Sirenengeheul viele Menschen in Tel Aviv aus dem Schlaf geschreckt.

Zwischen der israelischen Armee und dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira ist es erneut zu einem Schlagabtausch über die Berichterstattung über den Gaza-Krieg gekommen. Die Armee teilte mit, sie habe in dem Küstenstreifen Unterlagen gefunden, denen zufolge sechs Journalisten des Senders zugleich Mitglieder der militant-islamistischen Hamas oder des Islamischen Dschihad seien.

Al-Dschasira wies die Anschuldigungen zurück. Es seien "fabrizierte Anschuldigungen" und ein Versuch, die verbliebenen Journalisten im Gazastreifen zum Schweigen zu bringen. Israel wolle das Geschehen des Krieges vor der Weltöffentlichkeit verbergen. 

Der Konflikt im Libanon könnte nach Einschätzung der Vereinten Nationen die durch jahrelange Krisen am Boden liegende Wirtschaft im Land weiter destabilisieren. Sollten die Kämpfe andauern, könnte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 9,2 Prozent zurückgehen, erklärte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP). Unternehmen könnten keine Geschäfte tätigen, zudem würden Fabriken und Straßen stetig weiter zerstört.

Den Einschätzungen zufolge sind die Folgen der Kämpfe in diesem Jahr voraussichtlich viel größer als während des letzten Kriegs zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon im Jahr 2006. Der Konflikt drohe, die ohnehin fragile Wirtschaft des Libanon weiter zu destabilisieren und zu einem anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung zu führen.

Mit dem erneuten Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock im Nahen Osten stellt sich die Frage, welches Gewicht Deutschlands Stimme im Nahen Osten überhaupt hat. ARD-Korrespondent Simon Riesche ordnet den Besuch der Außenministerin ein.

Simon Riesche, ARD Kairo, zzt. Beirut, über den Besuch von Außenministerin Baerbock im Libanon

tagesschau24, 23.10.2024 18:00 Uhr

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben im Norden des Gazastreifens mehr als 150 mutmaßliche palästinensische Extremisten festgesetzt. Die Zugriffe seien im Flüchtlingslager Dschabalia erfolgt, teilten die Streitkräfte laut der Nachrichtenagentur AP mit. Einige der Verdächtigen hätten sich ergeben. Zudem habe das Militär im Laufe des vergangenen Tages die Evakuierung von 20.000 weiteren Bewohnern aus Dschabalia ermöglicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Eine Delegation der radikalislamischen Hamas ist nach Angaben eines Vertreters der radikalislamischen Palästinenserorganisation zu Gesprächen nach Moskau gereist, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Unter der Leitung des in Katar ansässigen Verhandlungsführers Mussa Abu Marsuk solle mit russischen Regierungsvertretern über Wege zur "Beendigung der Aggression und des Kriegs im Gazastreifen und in der Region" gesprochen werden, hieß es demnach aus Hamas-Kreisen.

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat die Tötung eines mutmaßlichen Nachfolgers von Anführer Hassan Nasrallah bestätigt. Haschim Safi al-Din sei bei einem "aggressiven, kriminellen" Angriff Israels getötet worden, teilte die Organisation mit. Mit Safi al-Din sei "ein großartiger Anführer" gestorben. Er habe die meiste Zeit seines Lebens der Hisbollah und dem Widerstand gegen Israel gewidmet. Den Exekutivrat der Hisbollah habe er als dessen Vorsitzender "verantwortungsvoll und kompetent" geleitet.

Israel Militär bestätigte zuvor, dass Safi al-Din vor rund drei Wochen bei einem Angriff auf das Hauptquartier des Hisbollah-Geheimdienstes nahe Beirut getötet wurde. Als Chef des Exekutivrats gehörte er schon lange zu einer der wichtigsten Figuren innerhalb der Hisbollah-Führung. Nach der Tötung von Anführer Hassan Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff wurde Safi al-Din als möglicher Nachfolger gehandelt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

23.10.2024 • 17:31 Uhr

Scholz sagt Libanon-Hilfen zu

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der libanesischen Regierung Finanzhilfe und Unterstützung bei der Suche nach einer friedlichen Lösung im Nahost-Konflikt zugesagt. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit mitteilte, telefonierte Scholz mit dem libanesischen Regierungschef. Scholz habe dabei "seine Anteilnahme am Leid der Bürgerinnen und Bürger des Libanon" ausgesprochen und "zusätzliche Mittel in Höhe von 60 Millionen Euro" zu ihrer Unterstützung zugesagt.

Der Iran mache sich nach Worten des Leiters der iranischen Atomenergiebehörde (AEOI), Mohammed Eslami, keine Sorgen um israelische Angriffe auf seine Atomanlagen. "Unser Verteidigungspotenzial kann jede militärische Drohung neutralisieren und das gilt auch für Angriffe auf unsere Atomanlagen", sagte Eslami.

Der Iran mache sich diesbezüglich keine Sorgen, aber falls Israel die Atomanlagen angreifen sollte, "dann würde die iranische Antwort vernichtend sein", so der Atomchef laut Nachrichtenagentur Isna.

US-Außenminister Blinken ist bei seiner Nahost-Reise in Saudi Arabien eingetroffen. Er habe mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über die Bedeutung der Beendigung des Krieges in Gaza und der Freilassung der von der Hamas entführten Geiseln gesprochen, teilte das Außenministerium laut Nachrichtenagentur Reuters mit.

Die beiden sprachen auch über eine diplomatische Lösung im Libanon und die Beendigung des Konflikts im Sudan, hieß es.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach eigenen Angaben bislang keinen Beleg für die israelische Darstellung, unter einem Krankenhaus in Beirut befinde sich ein Hisbollah-Bunker mit Gold und Bargeld.

"Zu diesem Zeitpunkt haben wir dafür keine Beweise gesehen", sagt Austin laut Nachrichtenagentur Reuters in Rom. Man werde jedoch weiter mit den israelischen Kollegen zusammenarbeiten, um genauer zu verstehen, "was genau sie sehen".

Israels Militär erklärte am Montag, die radikal-islamistische Miliz habe Bargeld und Gold im Wert von Hunderten Millionen Dollar in einem Bunker unter dem Al-Sahel-Krankenhaus gelagert. Der Leiter des Hospitals, Fadi Alameh, hatte die Darstellung zurückgewiesen.

US-Außenminister Antony Blinken hat Berichte über eine mögliche dauerhafte Besetzung des nördlichen Gazastreifens durch Israel zurückgewiesen. Die israelische Regierung verfolge keine derartigen Pläne, sagte Blinken zu Journalisten in Tel Aviv vor seinem Abflug in die saudische Hauptstadt Riad. Das habe ihm Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bestätigt, "der das maßgebliche Wort in dieser Sache hat". Die USA seien gegen eine erneute permanente Besetzung des Gazastreifens.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Außenministerin Annalena Baerbock hat vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah vor weitreichenden Konsequenzen für den Libanon gewarnt. "Eine völlige Destabilisierung des Landes wäre fatal für die religiös vielfältigste Gesellschaft aller Staaten im Nahen Osten und ebenso für die gesamte Region", sagte die Grünen-Politikerin bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt Beirut.

Das israelische Militär hat nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA die Küstenstadt Tyros angegriffen. Auf Live-Bildern im arabischen Fernsehen war zu sehen, wie dichte Rauchwolken aus Gebäuden in der Innenstadt aufstiegen. Auch eine Augenzeuge berichtete gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von Angriffen.

Zuvor hatte das israelische Militär Evakuierungsaufrufe an die Bewohner in Tyros gerichtet. Auf einer Karte markierte die Armee große Teile der östlichen Innenstadt des Küstenorts als Ziele anschließender Angriffe. Sie forderte die Bewohner auf, sich nördlich des Awali-Flusses in Sicherheit zu bringen. Das Gebiet liegt etwa 40 Kilometer von Tyros entfernt.

Unter den noch verbliebenen Bewohnern brach Augenzeugen zufolge Panik aus. Einige flüchteten an den Strand. Die NNA berichtete, dass der Zivilschutz versuche, den Verkehr zu regeln. Im Libanon gibt es für die Bevölkerung keine Schutzräume im Fall von Luftangriffen.

Die Weltgesundheitsorganisation hat mitgeteilt, dass intensive Bombardierungen, Massenvertreibungen und mangelnder Zugang zum nördlichen Gazastreifen die Verschiebung der Polio-Impfkampagne erzwungen haben. Diese letzte Phase der laufenden Polio-Impfkampagne, die heute beginnen sollte, hatte nach Angaben der Organisation zum Ziel, über 119.000 Kinder im nördlichen Gazastreifen zu impfen.

23.10.2024 • 10:11 Uhr

Baerbock trifft in Beirut ein

Außenministerin Annalena Baerbock macht sich im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah bei einem Besuch im Libanon ein Bild von der aktuellen Lage. Die Grünen-Politikerin landete am Vormittag in einer kleinen Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr auf dem internationalen Rafik-Hariri-Flughafen in der libanesischen Hauptstadt. Im Anschluss sind unter anderem Gespräche mit Politikern und Vertretern von Hilfsorganisationen geplant. 

Der Besuch war aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten worden. Es ist bereits die vierte Reise der deutschen Außenministerin in den Libanon seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Seit dem letzten Besuch hat sich die Sicherheitssituation aber deutlich verschärft.

Annalena Baerbock kommt in Beirut an.

Außenministerin Annalena Baerbock will sich bei einem Besuch im Libanon ein Bild der aktuellen Lage machen.

Im Libanon hat das israelische Militär nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Tagen rund 70 Kämpfer der Hisbollah-Miliz getötet. Darunter seien auch drei Kommandeure, teilte die Armee mit. Sie kündigte weitere, auf den Süden des Landes begrenzte Angriffe gegen Hisbollah-Ziele an. Sie weitete auch Forderungen zur Räumung der Hafenstadt Tyros auf Teile des Stadtzentrums aus. Deren Einwohner wurden aufgerufen, Tyros in Richtung Norden zu verlassen.

Bislang sind mindestens 1,2 Millionen Libanesen aus ihren Häusern durch die Offensive vertrieben worden. Nach Angaben der libanesischen Regierung starben bislang 2.530 Menschen durch die Angriffe. Gestern hatte Israel die Tötung des mutmaßlichen Nachfolgers von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bestätigt. Demnach wurde sein Cousin Haschem Safieddine bereits vor drei Wochen bei einem Luftangriff auf die libanesische Hauptstadt getötet. Nasrallah selbst war vergangenen Monat ebenfalls einem israelischen Luftangriff zum Opfer gefallen. "Wir werden jeden erreichen, der die Sicherheit der Bevölkerung des Staates Israel bedroht", drohte Armeechef Herzi Halewi. Von der Hisbollah gab es zunächst keine Stellungnahme.

Die Lufthansa Group hat nach eigenen Angaben die Aussetzung ihrer Flüge nach Teheran und Beirut aus betrieblichen Gründen bis Anfang nächsten Jahres verlängert.

Die Flüge nach Teheran werden bis einschließlich 31. Januar 2025 ausgesetzt, die nach Beirut bis einschließlich 28. Februar 2025, teilte die Lufthansa Group mit, zu der auch SWISS, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Eurowings gehören.

Bereits am Vortag hatte der Konzern seinen Flugstopp nach Tel Aviv in Israel bis zum 10. November verlängert. Die Tochter Eurowings soll dort bis einschließlich 30. November nicht landen. Betroffene Fluggäste können kostenfrei auf ein späteres Reisedatum umbuchen oder den Ticketpreis zurückerhalten.

Gut ein Jahr nach dem Beschuss von sieben Journalisten im Libanon, bei dem einer von ihnen getötet und sechs weitere verletzt wurden, haben US-Abgeordnete eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls gefordert. Der US-Journalist der Nachrichtenagentur AFP, Dylan Collins, sei am 13. Oktober 2023 bei "einem gezielten israelischen Angriff verletzt worden", begründeten die zwölf Abgeordneten ihre Forderung in einem öffentlichen Brief.  "Bis heute hat Herr Collins keine Erklärung für den Angriff erhalten, und es wurden keine Schritte unternommen, um die Verantwortlichkeit zu klären", heißt es weiter.

Es gebe eindeutige Hinweise darauf, "dass es sich um einen rechtswidrigen, direkten Angriff auf Zivilisten handelte, bei dem ein US-Bürger verletzt wurde und nur mit Glück überlebt hat", schrieben die Abgeordneten, unter ihnen elf Demokraten und ein Unabhängiger. Der Fall sei ein Beispiel für die verbreitete Haltung israelischer Militärs mit Blick auf die Sicherheit von Zivilisten, einschließlich Journalisten und humanitärer Helfer. Angesichts der "Untätigkeit" der israelischen Regierung müssten die USA nun eine "unabhängige Untersuchung" einleiten, heißt es in dem Schreiben, das an US-Präsident Joe Biden, Außenminister Antony Blinken und Generalstaatsanwalt Merrick Garland gerichtet ist.

Nach einer Recherche der Nachrichtenagentur AFP wurden die Journalisten wahrscheinlich von einem 120-Millimeter-Panzergeschoss getroffen, das in der Region allein von der israelischen Armee verwendet wird. Bei dem Beschuss am 13. Oktober 2023 war der Reuters-Videoreporter Issam Abdallah getötet worden. Sechs weitere Journalisten wurden bei insgesamt zwei Explosionen verletzt: die AFP-Fotografin Christina Assi und ihr Videokollege Dylan Collins, zwei Mitarbeiter des Fernsehsenders Al-Dschasira sowie zwei weitere Reuters-Journalisten. Im Dezember hatte die israelische Armee erklärt, die Angriffe seien in einer "aktiven Kampfzone" erfolgt. Der Vorfall werde untersucht. 

US-Außenminister Antony Blinken forderte Israel auf, die Chance zu nutzen, die durch die Zerschlagung eines Großteils der Hamas-Kapazitäten im Gazastreifen und den Tod des Hamas-Führers Jihia Sinwar entstanden ist, um eine längerfristige Lösung des Konflikts zu erreichen.

"Jetzt ist es an der Zeit, diese Erfolge in einen dauerhaften strategischen Erfolg zu verwandeln. Es bleiben eigentlich nur noch zwei Dinge zu tun: die Geiseln nach Hause zu bringen und den Krieg zu beenden, mit dem Wissen, was danach kommt", sagte Blinken vor Reportern, als er sich darauf vorbereitete, Israel in Richtung Riad zu verlassen, um die nächste Etappe seiner Nahostreise anzutreten.

Während seines Israel-Besuchs hatte er auch klar gemacht, dass Israel mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen müsse. Sollte es das nicht tun, riskiere es - wie angekündigt - den Verlust von US-Militärhilfen. In dieser Hinsicht habe es seit vergangener Woche schon Fortschritte gegeben. Doch es sei noch mehr nötig, sagte Blinken.

Israel hat seine Evakuierungswarnungen auf mehrere zentrale Stadtteile der südlibanesischen Hafenstadt Tyros ausgeweitet und die Menschen aufgefordert, die Stadt in Richtung Norden zu verlassen. "Sie müssen sofort das rot markierte Gebiet verlassen und sich nördlich des Flusses Awali begeben", schrieb Armeesprecher Avichay Adraee im Onlinedienst X zu einer Karte mit den betroffenen Straßen in Tyros.

"Jeder, der sich in der Nähe von Hisbollah-Elementen, -Einrichtungen und -Kampfausrüstung aufhält, bringt sich in Lebensgefahr", fügte er hinzu. Israel hatte libanesischen Staatsmedien zufolge bereits am Dienstag Ziele südlich von Tyros angegriffen. 

23.10.2024 • 07:36 Uhr

Erneut Raketenalarm in Tel Aviv

Zum zweiten Tag in Folge hat es im Stadtzentrum der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv Raketenalarm gegeben. Menschen eilten in Schutzräume. Es waren dumpfe Explosionen zu hören.

Die Hisbollah behauptete, sie habe ein israelisches Geheimdienstzentrum nördlich von Tel Aviv getroffen. Die israelische Armee teilte dagegen mit, zwei aus dem Libanon abgefeuerte Geschosse seien von der Raketenabwehr abgefangen worden. Nach Medienberichten wurden Autos in Herzlija nördlich von Tel Aviv von herabfallenden Raketenteilen getroffen und beschädigt. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, einige Menschen hätten sich verletzt, als sie in Schutzräume liefen. Gestern hatte die libanesische Hisbollah-Miliz bereits fünf Raketen auf den Großraum Tel Aviv abgefeuert. 

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden bis Ende dieses Jahres mehr als vier Millionen Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland in Armut leben.

Mit dem zweiten Kriegsjahr ist die Wirtschaft weiter ins Stocken geraten, wie ein Bericht des UN-Entwicklungsprogramms und der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien zeigt. Dem Bericht zufolge ist davon auszugehen, dass das Bruttoinlandsprodukt der palästinensischen Gebiete in diesem Jahr im Vergleich zu einem Szenario ohne Krieg um 35,1 Prozent schrumpfen und die Arbeitslosigkeit möglicherweise auf 49,9 Prozent steigen wird.

Vertriebene Palästinenser fliehen mit ihren Familien und Habseligkeiten aus dem nördlichen Teil des Gazastreifens.

Vertriebene Palästinenser fliehen mit ihren Familien und Habseligkeiten aus dem nördlichen Teil des Gazastreifens.

Der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner, sagte dazu, dass sich neben den "schrecklichen Verlusten an Menschenleben" auch eine ernste Entwicklungskrise entfalte - "eine Krise, die die Zukunft der Palästinenser für kommende Generationen gefährdet".

Schätzungen zufolge wird die Armut in den palästinensischen Gebieten in diesem Jahr auf 74,3 Prozent ansteigen. 4,1 Millionen Menschen werden davon betroffen sein, darunter 2,6 Millionen, die infolge des Krieges neu verarmt sind. Selbst wenn die Palästinenser jedes Jahr humanitäre Hilfe erhalten würden, könnte die Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau erst in einem Jahrzehnt oder später wieder erreichen, befürchtet Steiner.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nähe der Stadt Eilat zwei Drohnen abgefangen, die von Osten kommend in israelische Gewässer eingedrungen waren. Die unbemannten Flugobjekte seien im Bereich des Roten Meeres entdeckt und abgefangen worden, teilte das Militär mit.

23.10.2024 • 05:20 Uhr

Blinken verschiebt Jordanien-Besuch

US-Außenminister Antony Blinken hat seinen ursprünglich für heute geplanten Besuch in Jordanien nach Angaben des jordanischen Außenministers Aiman al-Safadi verschoben. Ein Vertreter des US-Außenministeriums bestätigte die Angaben.

Al-Safadi telefonierte gestern mit Blinken und unterstrich dabei die Wichtigkeit einer regionalen Waffenruhe und eines Endes der israelischen Operationen im Gazastreifen und im Libanon. Statt des Treffens mit Blinken sollte Al-Safadi nach Paris reisen, um an einer von Frankreich ausgerichteten Libanon-Konferenz auf Ministerebene teilzunehmen.

Blinken dürfte auf seiner Nahost-Reise unter anderem in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten Halt machen.

US-Außenminister Blinken hat Israels Staatschef Netanyahu geraten, den Tod von Hamas-Chef Sinwar für sich zu nutzen. Der Libanon braucht nach eigenen Angaben monatlich 250 Millionen Dollar für Vertriebene.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.