Finanzen der Terrororganisation Die Hisbollah und ihre Schattenbank
Israel hat in der Nacht Bankfilialen im Libanon bombardiert. Sie gehörten der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan - einer von der Hisbollah gegründeten Schattenbank, die jenseits des üblichen Bankensystem arbeitet.
Israel will der Hisbollah nun auch finanziell das Rückgrat brechen: In der vergangenen Nacht wurden allein in Beirut 11 Angriffe auf Filialen der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan in Beiruts Schiitenvierteln geflogen. Bei dem Finanzinstitut handelt es sich um eine Art religiös geprägte Schattenbank, die die Hisbollah kontrolliert und über die viele ihrer Geldströme fließen.
Al-Kard Al-Hassan bedeutet soviel wie "Das gute Darlehen". Es folgt dem islamischen Prinzip, dass für geliehenes Geld kein Zins verlangt werden darf und operiert außerhalb des üblichen Bankensystems. Die Hisbollah hat das Geldinstitut schon Anfang der 1980er-Jahre als Wohltätigkeitsorganisation gegründet und immer wieder behauptet, es handle sich dabei um eine sozial ausgerichtete NGO. Tatsächlich baute sie es zu einem kapitalmächtigen Finanzinstitut mit 34 Filialen in den schiitischen Gebieten im Libanon aus.
Dokumente einer zerstörten Filiale der Al-Kard Al-Hassan liegen auf dem Boden.
Unberührt vom libanesischen Finanzkollaps
Als das korrupte libanesische Bankensystem 2019 zusammenbrach und Millionen Libanesen ihr Erspartes verloren, wurde Al-Kard Al-Hassan zum Krisengewinner. Da es sich mit den Jahren jenseits des regulären Bankensystems und ohne Lizenz etabliert hatte, ging der Finanzkollaps nahezu spurlos an der Hisbollah vorbei. Nach wie vor konnte sie den Sold ihrer Mitglieder in Dollar auszahlen. Ihre Schattenbank florierte, Tausende Schiiten brachten ihr verbliebenes Geld nun bei den Hisbollah-Filialen in Sicherheit.
Die israelischen Angriffe auf die Zweigstellen hat die Hisbollah zweifellos hart getroffen. Sie ist im Libanon mächtigste Miliz, politische Partei, und sie unterhält in den Schiitengebieten Gesundheitszentren und Schulen. Ihr Geldbedarf ist enorm, sie hat deshalb auch immer mit regulären Geschäftsbanken kooperiert.
Nasrallah-Angriff zerstörte offenbar auch Bargeld
Allerdings berichten libanesische Medien, dass sich Libanons reichste Bankiers längst nach Europa und in die Golfregion abgesetzt hätten, um nicht ins Visier der israelischen Armee zu geraten. Zudem erlitt die Hisbollah Ende September, als Israel ihren Führer Hassan Nasrallah tötete, nicht nur den bislang schwersten personellen Verlust. Angeblich wurden bei dem verheerenden Bombardement auch Bargeldlager und etliche Tresore der Al-Kard Al-Hassan vernichtet.
Dennoch dürfte die Hisbollah längst nicht bankrott sein, weder militärisch noch finanziell. Die Schiitenmiliz wird seit Jahrzehnten vom Iran mit Geld und Waffen subventioniert und soll nach Informationen westlicher Geheimdienste auch hohe Einnahmen aus Drogenhandel und Geldwäsche beziehen. Bei all dem haben die Filialen der Al-Kard Al-Hassan angeblich eine wichtige Rolle gespielt.