Ein von der IDF freigegebenes Bild, das einen israelischen Soldaten im Tunnelsystem unter dem Schifa-Krankenhaus zeigen soll
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Krieg in Nahost ++ Israel: Hamas-Tunnelsystem unter Schifa-Klinik ++

Stand: 23.11.2023 00:20 Uhr

Israels Armee hat nach eigenen Angaben weitere Teile eines mutmaßlichen Hamas-Tunnelsystems unter dem Schifa-Krankenhaus freigelegt. Hilfsorganisationen kritisieren die vereinbarte Waffenruhe als ungenügend. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

23.11.2023 • 00:20 Uhr

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Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen Marschflugkörper abgefangen, der sich Südisrael näherte. Nach Informationen über "das Eindringen eines feindlichen Fluggeräts" in den Luftraum in der Nähe der Stadt Eilat am Roten Meer habe ein israelisches Kampfflugzeug "erfolgreich einen Marschflugkörper abgefangen, der auf Israel abgefeuert wurde", teilte die Armee mit.

Die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen erklärten, sie hätten "Geschosse auf verschiedene militärische Ziele" in Israel abgefeuert. Die Angriffe würden solange fortgesetzt, bis "die israelische Aggression gegen das palästinensische Volk im Gazastreifen und im Westjordanland aufhört", schrieb Huthi-Sprecher Jahja Sari im Onlinedienst X, ehemals Twitter.

Vor der erwarteten Feuerpause in Israel und im Gazastreifen hat Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu die Vereinbarung mit der islamistischen Hamas als "richtige Entscheidung" bezeichnet. Der Krieg werde allerdings auch nach der Umsetzung einer Vereinbarung mit der Hamas fortgesetzt, betonte er erneut bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv. Die Kampfhandlungen würden so lange andauern, bis Israel alle seine Ziele erreicht habe.

Das zwischen Israel und der Hamas ausgearbeitete Abkommen sieht neben der Feuerpause außerdem den Austausch von Geiseln aus Israel gegen palästinensische Häftlinge vor. Konkret könnten dabei bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Insassen israelischer Gefängnisse ausgetauscht werden. Netanyahu nannte die Rückführung der Geiseln als ethische Pflicht. Man nutze jede Möglichkeit, um letztlich alle Geiseln freizubekommen.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben weitere Teile eines mutmaßlichen Hamas-Tunnelsystems unter dem Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen freigelegt. Das Militär veröffentlichte Videos und Bilder, auf denen weitere Eingänge zu Tunneln sowie unterirdische Räume und Verstecke zu sehen waren. Das israelischen Streitkräfte vermuten unter dem größten Krankenhaus im Gazastreifen eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas. Auch Gebäude in der Umgebung der Klinik zählten dazu.

Erst vor wenigen Tagen entdeckte das Militär während des umstrittenen Einsatzes in der Klinik einen Schacht, der nach Angaben der Armee zu einer Tunnelstrecke führt, an dessen Ende sich nach 55 Metern eine "explosionssichere" Tür befand. Wie die Armee nun bekanntgab, befinden sich hinter der erst kürzlich aufgebrochenen Tür ein klimatisierter Raum und ein Badezimmer sowie weitere Schächte. Nach Angaben des Militärs erstreckt sich das Tunnelsystem unter dem gesamten Krankenhausgebäude sowie weiteren Gebäuden in der Gegend.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben Einrichtungen des militärischen Geheimdienstes der Hamas im Gazastreifen zerstört. Bei der Operation seien mehrere Hamas-Terroristen getötet sowie Anlagen zur Waffenproduktion freigelegt worden, teilte das Militär mit.

Bei dem Einsatz in den Vierteln Issa und Tel el-Hawa konnten außerdem Geheimdienstmaterial, technische Instrumente sowie wichtige Informationen über die Untergrundinfrastruktur der Terrororganisation gesammelt werden, wie es in der Mitteilung weiter hieß. Es seien israelische Streitkräfte der Fallschirmjägerbrigade gewesen, die die Zentrale sowie einen Außenposten der Hamas angegriffen hätten.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Hilfsorganisationen haben die zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel vereinbarte viertägige Waffenruhe im Gazastreifen als ungenügend kritisiert und mehr Zeit zur Lieferung lebenswichtiger Hilfsgüter in das Gebiet gefordert. Die vereinbarte Waffenruhe sei "nicht genug und ganz sicher nicht ausreichend mit Blick auf die Menschenrechte", sagte Paul O'Brien von Amnesty International bei einer Videokonferenz mit weiteren Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Oxfam und Save the Children.

"In vier Tagen können wir nicht Nahrung für zwei Millionen Menschen liefern", kritisierte Danila Zizi von Handicap International. Die Feuerpause sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein".  Statt einer befristeten Feuerpause sei ein dauerhafter Waffenstillstand notwendig, forderten die Organisationen. Zudem müssten neben dem Grenzübergang Rafah an der Grenze zu Ägypten weitere Zugänge in das Palästinensergebiet geöffnet werden, um möglichst viele Regionen erreichen zu können.

Israels Oberstes Gericht hat Medienberichten zufolge einen Einspruch gegen die Vereinbarung zum Austausch von Geiseln aus Israel gegen palästinensische Häftlinge abgelehnt. Die Richter sahen keinen Grund für ein Eingreifen des Gerichts gegen den Beschluss der Regierung, im Zuge eines Abkommens mit der islamistischen Hamas palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen für in den Gazastreifen verschleppte Geiseln aus Israel auszutauschen, wie die israelische Zeitung "Haaretz" und der TV-Sender N12 berichteten. Die Regierung sei befugt, solche Abkommen zu schließen.

Mit dieser Entscheidung wird eine wichtige Hürde für die Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas genommen. Nach israelischem Recht können Angehörige von Terroropfern gegen die Freilassung bestimmter palästinensischer Häftlinge Einspruch einlegen. Für eine solche Petition beim Obersten Gericht haben sie 24 Stunden nach einem solchen Regierungsbeschluss Zeit.

Israels Armee hat nach eigenen Angaben im Gebiet der südisraelischen Stadt Eilat einen Marschflugkörper abgefangen. Der auf Israel abgefeuerte Flugkörper sei von einem Kampfflugzeug der Luftwaffe abgewehrt worden, teilte das Militär mit. In Eilat, am südlichsten Punkt des Landes, wurde zuvor Alarm ausgelöst und Sirenen heulten. Wer für den Abschuss im Gebiet des Roten Meeres verantwortlich war, war zunächst unklar. In den vergangenen Wochen hatten die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen eigenen Angaben nach mehrfach Drohnen und Raketen vom Süden der Arabischen Halbinsel Richtung Israel abgefeuert.

Internationale Hilfsorganisationen bereiten sich darauf vor, während der angekündigten Feuerpause im Gaza-Krieg Tausende Transporter mit dringend benötigten Gütern in den Gazastreifen zu schicken. "Der gesamte humanitäre Sektor ist bereit, die Hilfe zu verstärken, sobald alles geregelt ist", sagte Tommaso Della Longa, Sprecher der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften.

Ein Hauptziel bestehe darin, Hilfe in den nördlichen Gazastreifen zu bringen, der bislang von humanitären Transporten weitgehend abgeschnitten ist. Fast alle Krankenhäuser dort haben ihre Arbeit eingestellt. Zu den dringend benötigten Waren gehörten Lebensmittel und Wasser, hieß es. Die einzige Route für internationale humanitäre Hilfe in den Gazastreifen führt seit dem 7. Oktober über den ägyptischen Grenzübergang Rafah. Della Longa hofft, dass ein Abkommen zwischen Israel und der Terrormiliz Hamas Bestimmungen enthalte, die eine "schnellere Abwicklung" der Hilfslieferungen ermöglichten.

Humanitäre Feuerpausen reichen im Gaza-Krieg nach Einschätzung von UNICEF-Chefin Catherine Russell nicht aus, um Schutz und Versorgung der Zivilisten sicherzustellen. Solche Feuerpausen könnten nur ein "erster Schritt" sein, seien aber "einfach nicht genug", sagte die Vorsitzende des UN-Kinderhilfswerks vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Es brauche dringend einen kompletten Waffenstillstand.

Nirgendwo in Gaza sei es derzeit sicher für Zivilisten, sagte Russell. "Gaza ist für Kinder jetzt gerade der gefährlichste Ort in der Welt."

Papst Franziskus hat Angehörige von Geiseln aus Israel und von Palästinensern aus dem Gazastreifen getroffen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche empfing die beiden Gruppen getrennt voneinander vor der wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan. Anschließend mahnte er abermals zu einem baldigen Frieden nach den gut sechswöchigen Kämpfen. Beide Seiten litten unter dem Krieg, sagte Franziskus. "Aber hier sind wir über Kriege hinausgegangen. Das ist kein Krieg. Das ist Terrorismus."

Die beiden Gruppen bestanden aus jeweils etwa einem Dutzend Teilnehmern. Unter den Vertretern von Familien aus dem Gazastreifen waren nach Angaben des Vatikans neben Muslimen auch Christen. Die Treffen dauerten jeweils etwa eine halbe Stunde. Bei der Generalaudienz appellierte der Papst später an die Gläubigen: "Lasst uns für das palästinensische Volk beten. Lasst uns für das israelische Volk beten. Dass Friede kommt."

22.11.2023 • 16:40 Uhr

Syrien meldet israelischen Beschuss

Israel hat laut syrischen Medienberichten Ziele nahe der Hauptstadt Damaskus angegriffen. Laut der Nachrichtenagentur dpa berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf Militärkreise, dass Israel mit Raketen "einige Punkte in der Nähe von Damaskus" angegriffen habe. Die syrische Armee habe demnach eine der Raketen abgeschossen. Es sei zu Sachschäden gekommen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London teilte mit, dass ein Stützpunkt der pro-iranischen Hisbollah-Miliz getroffen worden sei.

Die israelische Armee äußerte sich auf Anfrage nicht, wie es in diesen Fällen üblich ist. Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien. Israel will damit verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in Syrien ausweiten. Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens. Die Angriffe haben sich seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs ausgeweitet.

Die Feuerpause im Gazastreifen soll nach Angaben der Terrormiliz Hamas am Donnerstag um 10.00 Uhr Ortszeit (9.00 Uhr MEZ) beginnen. Diese Uhrzeit nannte Hamas-Führer Mussa Abu Marsuk laut Angaben der Nachrichtenagentur dpa heute in einem Interview mit dem Nachrichtensender Al-Dschasira. Auch der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf eine israelische Quelle, dass eine Feuerpause zu dieser Zeit beginnen solle.

Ob die Kampfpause auch die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah und palästinensischen Militanten im Libanon einschließt, war zunächst unklar. Die islamistische Hamas und die israelische Regierung hatten sich zuvor auf eine mindestens viertägige Feuerpause im abgeriegelten Gazastreifen und den Austausch von 50 Geiseln gegen palästinensische Häftlinge geeinigt.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen Marschflugkörper abgefangen, der den Süden Israels zum Ziel gehabt habe. Nach Informationen über "das Eindringen eines feindlichen Fluggeräts" in den Luftraum in der Nähe der Stadt Eilat am Roten Meer habe ein israelisches Kampfflugzeug "erfolgreich einen Marschflugkörper abgefangen, der auf Israel abgefeuert wurde", teilte die Armee mit. 

22.11.2023 • 15:31 Uhr

Schweiz will Hamas verbieten

Die Schweiz will die Terrororganisation Hamas verbieten. Die Regierung gibt bei ihrer turnusmäßigen Sitzung die Ausarbeitung eine entsprechende Gesetzesvorlage bis Ende Februar in Auftrag. Zudem wird nach einer Überprüfung der Finanzierung von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (NGO) im Nahen Osten die Zusammenarbeit mit drei palästinensischen NGOs beendet.

Bei US-Angriffen auf zwei Ziele im Irak sind acht pro-iranische Kämpfer getötet worden. Die "Präzisionsschläge" mit Kampfflugzeugen seien "als direkte Reaktion auf die jüngsten Angriffe des Iran und vom Iran unterstützter Gruppen" auf die Streitkräfte der USA und der US-geführten Militärkoalition erfolgt, teilte das für den Nahen Osten zuständige US-Militärkommando Centcom im Onlinedienst X (ehemals Twitter) mit. 

Die vom Iran unterstützten radikal-islamistischen Hisbollah-Brigaden hatten zuvor den Tod von acht ihrer Kämpfer bekanntgegeben. Bereits gestern hatten die USA westlich von Bagdad einen nach eigenen Angaben Selbstverteidigungsschlag" auf ein Fahrzeug des pro-iranischen Netzwerks Hadsch al-Schaabi ausgeführt, zu dem auch die Hisbollah zählt.

Der Leiter des Krisenmanagements der EU, Janez Lenarcic, will die angekündigte Feuerpause im Krieg für verstärkte Hilfslieferungen in den Gazastreifen nutzen. In dieser Zeit müsse das Küstengebiet mit Hilfe überschwemmt werden, sagte der Kommissar für Krisenschutz.

Nach Informationen von ARD-Korrespondent Kilian Neuwert soll die viertägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas morgen am späten Vormittag beginnen. Danach soll auch der Austausch von Geiseln und Gefangenen anlaufen. Pro Tag sollen 10 bis 13 israelische Geiseln freigelassen werden, die Namen der ersten zehn sollen heute Abend bekanntgegeben werden.

Kilian Neuwert, ARD Tel Aviv, zum Abkommen zwischen Israel und der Hamas zur Freilassung der Geiseln

tagesschau, 22.11.2023 14:00 Uhr

UN-Generalsekretär António Guterres hat die vereinbarte Feuerpause und die Freilassung von Geiseln beziehungsweise Gefangenen zwischen Israel und der Hamas begrüßt. Dies sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, es müsse aber noch viel mehr getan werden, erklärte er. Die UN würden alle ihre Kräfte zur Verfügung stellen, um die Umsetzung der Vereinbarung zu unterstützen.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Krieges rund 400 Tunnelschächte im Gazastreifen zerstört. Viele der Tunnel der islamistischen Hamas seien unter zivilen Krankenhäusern, Schulen und Häusern gewesen, teilte das Militär mit.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die von Israel und der Hamas vereinbarte Freilassung von 50 Geiseln begrüßt. Dies sei "eine gute Nachricht", schrieb Scholz auf X, ehemals Twitter. Die israelische Regierung habe "das Richtige" getan. "Wir danken allen beteiligten Regierungen und unterstützen sie diplomatisch weiter, damit diese Vereinbarung erfolgreich umgesetzt wird."

Im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt hat nach Angaben des Palästinensischen Roten Kreuzes die Evakuierung von Patienten begonnen. Dafür seien 14 Krankenwagen an der Klinik eingetroffen. Die Evakuierung werde mit den UN und Ärzte ohne Grenzen koordiniert. Aus dem Gesundheitsministerium im Gazastreifen, das von der Terrorgruppe Hamas kontrolliert wird, hieß es, in dem Krankenhaus hielten sich noch mehr als 250 Patienten und über 400 Vertriebene auf.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: israelische Armee

Die israelische Luftwaffe hat nach Armeeangaben erneut Ziele der schiitischen Hisbollah-Miliz im benachbarten Libanon angegriffen. "Unter den angegriffenen Zielen waren terroristische Infrastruktur und ein militärischer Standort, in dem Hisbollah-Terroristen tätig gewesen sind", teilte die Armee mit. Im Norden Israels wurde zudem laut Armee mehrfach Raketenalarm ausgelöst.

Bei einem Angriff im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation eine ihrer Mitarbeiterinnen getötet worden. Die 29-Jährige sei gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem sechs Monate alten Sohn und ihren beiden Brüdern ums Leben gekommen, teilte die WHO mit. Insgesamt habe der Angriff, der ein Haus getroffen habe, mutmaßlich mehr als 50 Menschen das Leben gekostet.

Israel rechnet damit, im Rahmen des vermittelten Waffenstillstandes am Donnerstag die ersten von der militant-islamistischen Hamas verschleppten Geiseln aus dem Gazastreifen zurückzuholen. Dies sagte der israelische Außenminister Eli Cohen im Rundfunk der Armee. In einem Interview wollte Cohen keine genauen Angaben dazu machen, zu welcher Uhrzeit die Rückholaktion beginnen soll.

Israel hat Medienberichten zufolge weitere Details zu dem Abkommen mit der Hamas über eine Feuerpause sowie den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge veröffentlicht. Für den gesamten Austausch von bis zu 300 palästinensischen Häftlingen gegen bis zu 100 lebende Geiseln aus Israel sind maximal zehn Tage vorgesehen, berichtete die "Times Of Israel" unter Berufung auf einen von der israelischen Regierung veröffentlichten Kabinettsbeschluss. Spätestens danach soll der Anti-Terror-Einsatz der israelischen Armee gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen weitergehen.

Papst Franziskus hat die Kriegsführung im Nahen Osten als Terrorismus bezeichnet. Am Morgen hatte das katholische Kirchenoberhaupt im Vatikan zwei Delegationen empfangen: Eine Gruppe Angehöriger von israelischen Geiseln der Terrororganisation Hamas in Gaza sowie eine Gruppe von Palästinensern mit in Israel inhaftierten Verwandten.

Bei seiner Generalaudienz im Anschluss sagte Franziskus: "Sie leiden so sehr und ich habe gehört, wie sie beide leiden. Kriege verursachen das. Aber hier sind wir über Kriege hinausgegangen, das ist keine Kriegsführung, das ist Terrorismus."

Die EU-Kommission hat die zwischen Israel und der islamistischen Hamas vereinbarte Feuerpause und die geplante Freilassung von 50 Geiseln begrüßt. "Wir werden mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um die Feuerpause für einen humanitären Schub nach Gaza zu nutzen", erklärte der zuständige EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic.

Nach der Einigung auf eine mehrtägige Feuerpause im Gaza-Krieg will sich Ägypten nach Worten von Präsident Abdel Fattah al-Sisi weiterhin für "dauerhafte Lösungen" im Nahost-Konflikt einsetzen. Diese müssten "Gerechtigkeit und Frieden herstellen und dem palästinensischen Volk legitime Rechte garantieren", teilte Al-Sisi auf der Plattform X mit. Er begrüßte die Einigung zwischen Israel und der islamistischen Hamas, die Ägypten, Katar und die USA vermittelt hätten.

Israels Armee hat vor Inkraftreten einer vereinbarten Feuerpause erneut Ziele der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Wie die Armee mitteilte, zerstörten Truppen am Morgen einen Tunnelschacht, aus dem ein Hamas-Terrorist herausgekommen war und auf die Soldaten geschossen habe. Zudem sei das Militär auf Terroristen und Waffen in einem Gebäude gestoßen, das von der Hamas genutzt worden sei. Die Terroristen seien getötet und das Gebäude zerstört worden, teilte die Armee weiter mit.

Nach dem Abkommen mit der Hamas über den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge hat Israel Medienberichten zufolge Einzelheiten zu den Inhaftierten bekannt gegeben. 287 der 300 inhaftierten Palästinenser, die für eine Entlassung in Frage kommen, seien junge Männer bis 18 Jahre, meldete die "Times Of Israel". Die meisten sollen demnach wegen Aufruhr und Steinwürfen im Westjordanland oder Ost-Jerusalem inhaftiert worden sein.

Bei 13 weiteren Häftlingen handelt es sich dem Bericht zufolge um erwachsene Frauen, die überwiegend wegen Messerattacken verurteilt wurden. Israelische Medien hatten zuvor berichtet, dass keine Häftlinge freigelassen würden, die wegen Mordes im Gefängnis sitzen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die von Israel und der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas vereinbarte Freilassung von 50 Geiseln "von ganzem Herzen" begrüßt. Sie sei all jenen "zutiefst dankbar, die in den vergangenen Wochen auf diplomatischem Wege unermüdlich daran gearbeitet haben, diese Einigung zu erzielen", erklärte von der Leyen.

Sie rief die Terrorvereinigung Hamas zudem auf, sämtliche Geiseln freizulassen. Die EU-Kommissionschefin erklärte weiter, die EU werde "alles tun", um die im Gegenzug für die Geiselfreilassung vereinbarte Feuerpause für die Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen zu nutzen. 

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) steht bereit, um einen möglichen Gefangenenaustausch im Krieg zwischen Israel und der Hamas zu unterstützen. Derzeit liefen Gespräche mit den Konfliktparteien, um ihnen bei der Umsetzung einer Vereinbarung zu helfen, teilte das IKRK mit. "Als neutraler Vermittler ist es uns wichtig klarzustellen, dass wir nicht an den Verhandlungen beteiligt sind und keine Entscheidungen über den Inhalt treffen", hieß es in der Mitteilung. Die Rolle des IKRK bestehe darin, die Umsetzung zu unterstützen, sobald die Beteiligten eine Einigung erzielt hätten.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Vereinbarung zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und einen Gefangenenaustausch begrüßt. Abbas von der mit der Hamas rivalisierenden Fatah, der im Westjordanland regiert, hob dabei die Bemühungen Katars und Ägyptens bei der Vermittlung der Vereinbarung hervor und forderte zugleich umfassendere Lösungen für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.

Abbas wolle eine längere Waffenruhe und "die Umsetzung einer politischen Lösung, die auf internationaler Legitimität beruht", heißt es in einer Erklärung seines Beraters Hussein Al-Scheich auf einer Online-Plattform.

Das Emirat Katar hofft nach der Einigung auf eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung von Geiseln und Häftlingen auf eine noch weitreichendere Einigung zu einem Kriegsende. "Wir hoffen, dass diese Feuerpause eine umfassende und nachhaltige Vereinbarung schaffen wird, die den Krieg und das Blutvergießen stoppt", schrieb Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bei X.

Fünf Palästinenser sind nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa bei einem Drohnenangriff auf Tulkarem im Westjordanland getötet worden. Weitere Menschen seien verletzt worden. Zudem habe es eine Razzia des israelischen Militärs im Krankenhaus Thabet Thabet gegeben.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
22.11.2023 • 07:08 Uhr

Baerbock spricht von Durchbruch

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock spricht angesichts der angekündigten Feuerpause von einem Durchbruch. "Die angekündigte Freilassung einer ersten größeren Gruppe von Geiseln ist ein Durchbruch - auch wenn nichts auf der Welt ihr Leid ungeschehen machen kann. Die humanitäre Pause muss genutzt werden, um lebensnotwendige Hilfe zu den Menschen in Gaza zu bringen", schrieb die Grünen-Politikerin auf X (vormals Twitter).

22.11.2023 • 06:36 Uhr

Biden begrüßt Geiselabkommen

US-Präsident Joe Biden hat die Einigung über die Freilassung einiger der von der Hamas festgehaltenen Geiseln begrüßt und auf die Einhaltung der Abmachung gepocht. "Es ist wichtig, dass alle Aspekte dieses Abkommens vollständig umgesetzt werden", teilte Biden mit.

Er wisse die Zusage zu schätzen, die die israelische Regierung mit der Unterstützung einer verlängerten Feuerpause gemacht habe, damit die Vereinbarung vollständig umgesetzt werden könne. So könne nun zusätzliche humanitäre Hilfe geleistet werde, "um das Leid unschuldiger palästinensischer Familien im Gazastreifen zu lindern". Das Abkommen werde auch die Heimkehr weiterer amerikanischer Geiseln ermöglichen. "Und ich werde nicht aufgeben, bis sie alle frei sind", sagte Biden.

Der Vermittler Katar hat ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas zur Freilassung von 50 Geiseln im Gegenzug für eine viertägige Waffenruhe bestätigt. "Der Beginn der Pause wird innerhalb der nächsten 24 Stunden bekanntgegeben und soll vier Tage dauern, vorbehaltlich einer Verlängerung", erklärte das Außenministerium von Katar.

"Die Vereinbarung sieht die Freilassung von 50 Frauen und Kindern vor, die derzeit im Gazastreifen festgehalten werden, im Gegenzug für die Freilassung von palästinensischen Frauen und Kindern, die in israelischen Gefängnissen festgehalten werden, wobei die Zahl der Freigelassenen in späteren Phasen der Umsetzung der Vereinbarung erhöht werden soll", hieß es weiter. Außerdem wird nach Angaben des katarischen Staatsministers im Außenministerium, Mohammed Al-Khulaifi, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Freilassung der Geiseln überwachen.

Unter den rund 50 Geiseln, die im Rahmen der zwischen Israel und der Hamas vereinbarten Waffenruhe freigelassen werden sollen, befinden sich nach Angaben von Insidern auch drei US-Bürger. Unter ihnen sei ein dreijähriges Mädchen, dessen Eltern bei dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober getötet worden seien, sagte ein mit der Angelegenheit vertrauter US-Regierungsvertreter.

Jordanien verstärkt seine Armeepräsenz entlang der Grenze zu Israel. Jordaniens Ministerpräsident Bischer al-Chasauneh erklärt, sein Land werde "alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel" einsetzen, um Israel daran zu hindern, die Palästinenser massenhaft aus dem Westjordanland zu vertreiben.

Jeder israelische Versuch, Palästinenser gewaltsam über den Jordan zu drängen, würde einen Bruch des Friedensabkommens mit dem Nachbarland darstellen. Jede Bedrohung der nationalen Sicherheit Jordaniens würde "alle Optionen auf den Tisch bringen". Die jüngsten Truppenverlegungen entlang der Grenzen zu Israel seien Teil der Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit des Landes.

Im Falle einer raschen Annahme der vorübergehenden Waffenruhe werden die ersten Geiselfreilassungen nach israelischen Medienberichten nicht vor Donnerstag erwartet. Die Umsetzung des Abkommens müsse 24 Stunden warten, um israelischen Bürgern die Möglichkeit zu geben, den Obersten Gerichtshof anzurufen, um die Freilassung der palästinensischen Gefangenen zu blockieren, berichtet unter anderem Channel 12 News.

Einem Insider zufolge sollen rund 50 von der radikal-islamistischen Hamas verschleppte israelische Geiseln freigelassen werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Gefängnissen freikommen.

US-Außenminister Anthony Blinken wird einem Medienbericht zufolge Anfang kommender Woche zu Gesprächen nach Israel reisen. Er werde mit israelischen und palästinensischen Vertretern über den Krieg im Gazastreifen sprechen, berichtet das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Auch im Falle eines Geisel-Deals und einer temporären Feuerpause will Israels Ministerpräsident Netanyahu den Krieg gegen die Hamas fortsetzen. Im Gazastreifen sind zwei Ärzte getötet worden. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. November 2023 um 05:00 Uhr.