Macron-Rede Schlechtes Timing, aber wirkungsvoll
Es ist wenig überraschend, dass die Aussagen von Frankreichs Präsident Macron zu Europas Rolle im Taiwan-Konflikt für Wirbel sorgen. Aus seiner Sicht gibt es aber viele Gründe, mit breiter Brust aufzutreten.
Der französische Präsident hat keine Angst anzuecken, auch nicht in heiklen außenpolitischen Fragen. Dass der Zeitpunkt - auf dem Höhepunkt eines chinesischen Militärmanövers - ungeschickt, um nicht zu sagen verheerend gewählt ist, steht außer Frage.
Seine Warnung an die Europäer, im Taiwan-Konflikt zum Mitläufer der USA zu werden, hat hohe Wellen geschlagen: In den USA, in Frankreich und in Deutschland. Deutsche Politiker beeilten sich umgehend deutlich zu machen, wer die treuesten Verbündeten der USA sind.
Distanz zu den USA hat französische Tradition
Aber Emmanuel Macron tickt anders. Und ja, es war von jeher die Haltung französischer Präsidenten, Distanz und Selbstbewusstsein gegenüber Washington zu demonstrieren.
Und dieser Präsident sieht Grund dazu. Erstens hat Frankreich eigene Interessen im Pazifik. Dort leben 1,6 Millionen Franzosen. Dazu kommt ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft, bei dem Washington Paris übel ausgebootet hat.
Zweitens ist Macron nicht naiv. Natürlich weiß er, dass die USA Europas wichtigster Partner sind. Wer ihm jetzt Anbiederung an China vorwirft, übersieht: Macron hat sich nie Illusionen über Chinas aggressive Weltmachtattitüde gemacht. Er war es, der sich für schärfere europäische Handelsregeln mit China stark gemacht hat.
Macron will ein stärkeres Europa
Und das ist drittens sein Ziel: Europäische Souveränität. Macron will eine europäische China-Strategie. Gerne hätte er das zusammen mit Kanzler Olaf Scholz verfolgt. Der hat ihm aber einen Korb gegeben.
Jetzt provoziert Macron erneut eine Debatte. Der Zeitpunkt ist mehr als ungeschickt - aber wirkungsvoll.
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