
Hamburg "Tristan und Isolde": So war die Wiederkehr an der Staatsoper
In "Tristan und Isolde" leuchtet Richard Wagner die vielen Dimensionen der Liebe aus. Die Hamburger Staatsoper hat eine legendäre Aufführung der Regisseurin Ruth Berghaus aus dem Jahr 1988 am Donnerstag wieder zum Leben erweckt. Am 9. und 15. Juni wird sie erneut aufgeführt.
Diese Aufführung besteht aus verschiedenen und wirkmächtigen Zeitebenen: Zu der Handlung aus dem Mittelalter, zur Musik aus dem 19. Jahrhundert und einer Deutung, die auch schon fast 40 Jahre alt ist, kommt noch das Ende des Ostblocks, die Katastrophe von Tschernobyl 1986 und die Explosion der Challenger Raumfähre hinzu.
Ruth Berghaus spielt mit Bildern der See- und Raumfahrt. So schauen wir auf gewaltige Monde, auf die Unendlichkeit des Raums, auf Menschen die ganz verloren wirken, in den Weiten des Weltraums und in der Technologie, die sie nutzen. In übergroßen Apparaturen - wie der berühmte Turbinenszene - schwören sich Tristan und Isolde ihre Liebe, um sich dann doch in der Unendlichkeit aneinander vorbei-zu-lieben. Das alte Bühnenbild des Hans Dieter Schaal erinnert manchmal an Revue-Kulissen aus den 20er-Jahren oder an ikonographische Stummfilme wie "Moderne Zeiten" von Charlie Chaplin.
Manche Szenen wirken für heutige Betrachtungen kurios
Wenn man die Inszenierung heute mit der damaligen Zeit, in der sie entstanden ist, vergleicht, bleiben ein paar Fragezeichen. Zum Beispiel: Im zweiten Akt verschwinden plötzlich alle wie Gespenster unter einem riesigen gelben Tuch. Das sieht kurios aus. Aber wozu dieses Tuch? Warum? Oder wenn Tristan in einer Nussschale verzweifelt Weltall oder Ozean rudert - mit einem Liegestuhl aus dem ersten Akt an Bord - das wirkt für heutige Betrachtungen kurios und würde vermutlich anders umgesetzt werden.
René Pape war der Star des Abends
Das Staraufgebot bei den Sängerinnen und Sängern in der Staatsoper ist immens - geballte Bayreuth-Klasse. Dennoch hat Heldentenor Simon O’Neill mit dem fast schon üblichen Tenorproblem am Anfang - angestrengt unfrei - zu tun: wenig Resonanz. Doch als es richtig wichtig wurde, in der Sterbeszene im 3. Akt, hat er sich offenbar durch die Theatralik frei und sogar in den Flow gesungen.
René Pape als Herrscher im Hermelin ist der Star des Abends: mächtig in Statur und Stimme. Ebenso so groß war auch Catherine Foster als Isolde. Leider hat es sie ausgerechnet im berühmten "Liebestod" aus der Partitur gehauen. Allerdings raunte man sich nach der Aufführung am Bühneneingang zu, dass Catherine Foster durch den versprühenden Nebel eines Mondes, der in die falsche Richtung blies, nichts mehr sehen konnte. Vielleicht hat da der Bühnenzauber den musikalischen Zauber verhindert.
"Tristan und Isolde" - in der legendären Ruth-Berghaus-Inszenierung von 1988 - ist noch einmal am 9. und am 15. Juni in der Hamburgischen Staatsoper zu sehen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Der Vormittag | 30.05.2025 | 11:20 Uhr